Israel und Hamas: Waffenstillstand trotzt erstem großen Test

Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas scheint nach mutmaßlichen Verstößen der Hamas zu halten. Israel erklärte, es habe nach der Reaktion auf den Panzerabwehrraketenangriff der Hamas mit der erneuten „Durchsetzung des Waffenstillstands“ begonnen.
Im Gazastreifen werden noch die sterblichen Überreste von 16 Leichen vermutet.
Große Teile des Gazastreifens sind nach dem zweijährigen Krieg zwischen Israel und der Hamas nahezu vollständig zerstört. Nach dem offiziellem Waffenstillstand ist noch kein endgültiger Frieden eingekehrt.Foto: Abdel Kareem Hana/AP/dpa
Von 21. Oktober 2025

In Kürze:

  • Trotz des Todes zweier israelischer Soldaten durch Hamas-Rakete: Israel will grundsätzlich am Waffenstillstand festhalten
  • Netanjahu kündigt energische Reaktion gegen Waffenstillstandsverstöße an
  • Laut Hamas-Behörden über zwei Dutzend Menschen im Gazastreifen durch israelische Streitkräfte getötet
  • US-Präsident Trump hatte Einmarsch für den Fall angekündigt, dass Hamas weiter Menschen in Gaza tötet

Israel hat am Sonntag, 19. Oktober 2025, bekannt gegeben, dass der Waffenstillstand mit der Hamas fortgesetzt werde – trotz einer vorübergehenden Wiederaufnahme der Feindseligkeiten aufgrund angeblicher Verstöße gegen das Friedensabkommen durch Mitglieder der Terrorgruppe.

Das israelische Militär hatte zuvor am selben Tag erklärt, die Hamas habe den Waffenstillstand verletzt, indem sie eine Panzerabwehrrakete auf die im Raum Rafah operierenden israelischen Verteidigungsstreitkräfte („Israel Defense Forces“, IDF) abgefeuert habe. Das habe zum Tod von zwei israelischen Soldaten geführt.

IDF hat mit erneuter „Durchsetzung des Waffenstillstands“ begonnen

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versprach daraufhin, dass Israel energisch reagieren werde. Damit wurden Befürchtungen geweckt, dass das noch junge Waffenstillstandsabkommen platzen könnte, das in Absprache mit US-Präsident Donald Trump ausgehandelt worden war.

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„Diese Terroranschläge stellen einen eklatanten Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen dar und die israelischen Streitkräfte werden entschieden reagieren“, erklärte die israelische Armee am 19. Oktober. Noch am selben Tag erklärte die IDF später, sie habe als Reaktion auf die angeblichen Verstöße der Hamas „mit der erneuten Durchsetzung des Waffenstillstands begonnen“:

„Die IDF wird das Waffenstillstandsabkommen weiterhin einhalten und auf jeden Verstoß dagegen entschieden reagieren.“

Gaza-Behörden vermelden mindestens 26 Tote

Nach Angaben von Einwohnern und Behörden im Gazastreifen wurden bei dem israelischen Gegenangriff mindestens 26 Menschen getötet.

Vor den Angriffen hatte Israel erklärt, es sei bereit, die Hilfslieferungen nach Gaza wieder aufzunehmen, sobald alle vermissten Geiseln zurückgegeben seien. Wann die Hilfslieferungen in das Gebiet wieder aufgenommen werden, wurde bisher nicht öffentlich bekannt gegeben.

Die israelischen Streitkräfte erklärten, die Luftangriffe hätten die Zerstörung von Tunneln und Militäranlagen der Hamas zum Ziel gehabt. Das israelische Militär griff auch Hamas-Ziele im gesamten Gazastreifen an, darunter Feldkommandeure, bewaffnete Männer und Waffenlager. All das geschah nach dem Tod der beiden israelischen Soldaten durch eine Panzerabwehrrakete.

Netanjahu sagte, er habe seinen Streitkräften befohlen, rasch auf die von ihm als „Waffenstillstandsverletzungen der Hamas“ bezeichneten Maßnahmen zu reagieren. Der Premierminister beriet sich mit den israelischen Sicherheitschefs und befahl dem Militär, „entschiedene Maßnahmen“ gegen jegliche Verstöße gegen den Waffenstillstand zu ergreifen.

Sein Büro drohte jedoch nicht mit einer Rückkehr zum Krieg.

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Bewaffnete Hamas bestreitet Kenntnis von Rafah-Vorfall

In einer Erklärung behauptete der bewaffnete Flügel der Hamas, dass er sich weiterhin an das Waffenstillstandsabkommen im gesamten Gazastreifen halte, dass ihm keine Zusammenstöße in Rafah bekannt seien und dass er seit März keinen Kontakt mehr zu Gruppen in diesem Gebiet gehabt habe.

„Wir bekräftigen unsere uneingeschränkte Verpflichtung zur Umsetzung aller Vereinbarungen, vor allem des Waffenstillstands in allen Gebieten des Gazastreifens“, erklärten die Al-Qassam-Brigaden.

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Das US-Außenministerium hatte der Hamas am 18. Oktober unter Berufung auf „glaubwürdige Berichte“ mitgeteilt, dass die vom Iran unterstützte Terrorgruppe einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf palästinensische Zivilisten plane und damit gegen das Friedensabkommen verstoße.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte, dass die Vereinigten Staaten und andere Garanten des Friedensabkommens reagieren würden, falls die Hamas ihren „geplanten Angriff auf palästinensische Zivilisten“ fortsetzen und den Waffenstillstand verletzen sollte. „Die Garanten fordern, dass die Hamas ihren Verpflichtungen im Rahmen der Waffenstillstandsbedingungen nachkommt“, heißt es in der Mitteilung des Außenministeriums. Und weiter:

„Die Vereinigten Staaten und die anderen Garantiegeber bleiben ihrer Verpflichtung treu, die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten, vor Ort Ruhe zu bewahren und Frieden und Wohlstand für die Menschen in Gaza und der gesamten Region zu fördern.“

Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Die Bekanntmachung erfolgte inmitten von Berichten über Gewalt und Schießereien im Gazastreifen zwischen der Hamas und rivalisierenden Fraktionen.

Öffentliche Hinrichtungen in Gaza

Am Morgen des 19. Oktober wies die Hamas die Erklärung des Außenministeriums mit der Begründung zurück, die Anschuldigungen seien falsch.

Die Hamas hatte in den von den israelischen Streitkräften geräumten Stadtgebieten ein rigoroses Vorgehen gegen die Sicherheitskräfte eingeleitet und ihre Macht in der Enklave durch öffentliche Hinrichtungen und Zusammenstöße mit lokalen bewaffneten Clans demonstriert. Ein Hamas-Vertreter verteidigte am 16. Oktober die Tötungen, die Berichten zufolge am 13. Oktober begonnen hatten. Videoaufnahmen der öffentlichen Hinrichtungen kursierten im Internet.

Ahmed Abdul-Hadi, der politische Vertreter der Hamas im Libanon, sagte in Beirut, die getöteten Personen hätten „Tod und Korruption in Gaza verursacht und Vertriebene und Hilfesuchende getötet“. Die Entscheidung, sie zu verurteilen, sei „auf der Grundlage eines palästinensischen nationalen und Stammeskonsenses getroffen worden“.

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Hindernisse für den Frieden

Das Waffenstillstandsabkommen war am 9. Oktober von Israel und der Hamas unterzeichnet worden. Es stellt die erste Phase eines mehrstufigen Abkommens zur Beendigung des zweijährigen Krieges zwischen Israel und der Hamas dar.

Drei Tage nach der Unterzeichnung hielt der Waffenstillstand. Die Hamas kam ihrer Vereinbarung daraufhin nach und ließ jene 20 noch lebenden Geiseln frei, die sie in Gaza festgehalten hatte. Im Gegenzug ließ Israel fast 2.000 palästinensische Gefangene und verurteilte Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei.

Allerdings lief die Frist für die Rückgabe der 28 Geiselleichen, die ebenfalls in Gaza festgehalten wurden, am 13. Oktober ab. Die USA erklärten, sie sähen die Verzögerung nicht als Verstoß der Hamas gegen das Abkommen, da es Schwierigkeiten bei der Lokalisierung und Bergung der Leichen gebe.

Die Hamas hatte den USA über Mittelsmänner versichert, dass sie an der Freilassung der toten Geiseln arbeite. Die übrigen Leichen seien in von Israel zerstörten Tunneln vergraben, hieß es. Um sie zu bergen, seien schwere Maschinen nötig.

Aufgrund der Verzögerungen beschuldigen sich beide Seiten gegenseitig, die Waffenruhe verletzt zu haben. Netanjahu drohte, die Hilfszahlungen für Gaza zu kürzen, falls die Leichen nicht umgehend zurückgegeben würden. Während des gesamten Krieges exhumierte das israelische Militär im Rahmen seiner Suche nach Geiseln immer wieder Leichen.

Geplante Wiedereröffnung von Rafah-Grenzübergang nicht in Sicht

Israel gab am 16. Oktober bekannt, dass es die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen Gaza und Ägypten vorbereite, um Palästinensern die Ein- und Ausreise zu ermöglichen. Ein Datum wurde jedoch nicht genannt, da die Hamas weiterhin gegen ihr Versprechen verstoße, die vermissten Geiseln zurückzugeben.

Am 18. Oktober erklärte Netanjahu, der Grenzübergang Rafah werde geschlossen bleiben und seine Wiedereröffnung sei davon abhängig, dass die Hamas die restlichen Leichen der verstorbenen Geiseln herausgebe.

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Später am selben Tag bestätigte Israel den Erhalt von zwei weiteren Leichen und registrierte damit zwölf von 28 Leichen als zurückgegeben. Israel brachte bisher 90 Leichen getöteter Palästinenser nach Gaza zurück.

Hamas wirft Netanjahu Verstoß gegen Abkommen vor

In einer Erklärung der Hamas hieß es, Netanjahus Entscheidung, den Grenzübergang zu schließen, stelle „einen eklatanten Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen und eine Zurückweisung der Verpflichtungen dar, die er gegenüber den Vermittlern und Garantieparteien eingegangen ist.“

Die Sperrung verhindere den Zugang zu jener Ausrüstung, die zur Suche und Lokalisierung weiterer Geiselleichen unter den Trümmern benötigt werde, und verzögere die Bergung und Übergabe der sterblichen Überreste zusätzlich.

Trump will „keine Spielchen spielen“

US-Präsident Donald Trump, der Architekt des Friedensabkommens, hatte Reportern am 14. Oktober während einer Pressekonferenz mit dem argentinischen Präsidenten Javier Milei zugesichert, dass die Hamas ihre Waffen niederlegen werde. „Sie wissen, dass ich keine Spielchen spiele“, so Trump damals.

Der Präsident betonte, die Hamas habe „einige sehr schlimme Banden“ ausgeschaltet. „Und sie haben eine Reihe von Gangmitgliedern getötet. Und das hat mich, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich gestört“, sagte er.

Später am selben Tag stellte Trump klar, dass er keine US-Truppen nach Gaza schicken werde: „Wir werden es nicht sein“, sagte er gegenüber Reportern. „Das müssen wir auch nicht. Es gibt Leute in unserer Nähe, die hineingehen und es problemlos schaffen werden, aber unter unserer Schirmherrschaft.“

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Am 15. Oktober verlangte das US Central Command (CENTCOM), das Nahost-Kommando des US-Militärs, von der Hamas, die Gewalt „unverzüglich“ einzustellen: „Wir fordern die Hamas dringend auf, die Gewalt und das Schießen auf unschuldige palästinensische Zivilisten in Gaza sofort einzustellen“, erklärte Admiral Brad Cooper, Kommandant des CENTCOM. „Wir haben unsere Bedenken den Vermittlern mitgeteilt, die sich bereit erklärt haben, mit uns zusammenzuarbeiten, um den Frieden zu sichern und unschuldige Zivilisten in Gaza zu schützen.“

Trump warnte am 16. Oktober in einem Social-Media-Beitrag erneut:

„Wenn die Hamas weiterhin Menschen in Gaza tötet, was nicht im Abkommen vorgesehen war, werden wir keine andere Wahl haben, als einzumarschieren und sie zu töten.“

Reuters und The Associated Press haben zu diesem Bericht beigetragen. Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Israel–Hamas Cease-fire Appears to Hold After Alleged Violations By Hamas“. (deutsche Bearbeitung: pr)



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