Israelische Armee: Bewohner von Gaza sollen in „humanitäre Zone“ im Süden gehen
Im Vorfeld eines erwarteten Bodenangriffs auf die Stadt Gaza hat die israelische Armee die Bewohner am Samstag aufgerufen, sich in ein zur „humanitären Zone“ erklärtes Gebiet im Süden des Gazastreifens zu begeben.
„Ab sofort und mit dem Ziel, das Weggehen der Stadtbewohner zu erleichtern, erklären wir das Gebiet Al-Mawasi zur humanitären Zone“, hieß es in einer in Onlinediensten veröffentlichten arabischsprachigen Nachricht „an die Bewohner der Stadt Gaza und alle, die sich dort aufhalten“.
„Nutzen Sie die Möglichkeit, sich unverzüglich in die humanitäre Zone zu begeben und sich den tausenden Menschen anzuschließen, die schon dorthin gegangen sind“, hieß es weiter. Nach Schätzungen der UNO halten sich in Gaza und Umgebung rund eine Million Menschen auf. Die UN warnten vor einer „Katastrophe“, sollte der Militäreinsatz auf die Stadt Gaza ausgeweitet werden.
Hochaus zerstört
Am späten Vormittag kündigte ein Armeesprecher zudem einen Luftangriff auf ein Hochhaus in Gaza an und rief die Bewohner des Stadtteils Al-Rimal im Südwesten der Stadt zur Evakuierung auf. Wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP sagten, erfolgte der Angriff wenig später. Dabei sei ein 15-stöckiges Hochhaus zerstört worden.
Die israelische Armee erklärte, „Hamas-Terroristen“ hätten in dem Gebäude Technik und Beobachtungsposten installiert, „um die israelischen Truppen zu überwachen“. Verteidigungsminister Israel Katz veröffentlichte im Onlinedienst X ein Video des Angriffs und schrieb dazu: „Wir machen weiter.“
Die israelische Armee hatte bereits am Freitag ein Hochhaus in Gaza zerstört. Vor dem Angriff hatte die Armee erklärt, dass „bedeutende terroristische Aktivitäten der Hamas“ in der Stadt und „insbesondere in Hochhäusern identifiziert“ worden seien. Daher werde Israel „in den kommenden Tagen Gebäude angreifen, die zu terroristischen Infrastrukturen umfunktioniert“ worden seien.
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Die islamistische Hamas hatte im August einem Vorschlag für eine befristete Waffenruhe zugestimmt, der eine schrittweise Freilassung einiger Geiseln vorsieht. Er war von den Vermittlern Ägypten, USA und Katar vorgelegt worden.
Die israelische Regierung fordert, dass die islamistische Palästinenserorganisation Hamas alle Geiseln freilässt, die Waffen niederlegt und die Kontrolle über die Sicherheit im Gazastreifen an Israel abgibt.
Feldlazarette, Wasserleitungen und Lebensmittel
In einer weiteren, englischsprachigen Mitteilung erklärte die israelische Armee, dass das mit Blick auf eine „Ausweitung der Bodenoffensive auf Gaza zur humanitären Zone“ erklärte Gebiet „grundlegende humanitäre Infrastruktur“ umfasse. Dazu gehörten „Feldlazarette, Wasserleitungen und Entsalzungsanlagen sowie die kontinuierliche Versorgung mit Nahrungsmitteln, Zelten, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung“.
Der humanitäre Einsatz in der Zone werde zusammen mit der UNO und internationalen Organisationen „permanent fortgesetzt“, parallel zur Ausweitung des Militäreinsatzes am Boden, hieß es.
Israel hatte Al-Mawasi zu Beginn des Krieges, der durch den Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden war, zur sicheren Zone erklärt. Ungeachtet dessen führte die Armee seitdem zahlreiche Luftangriffe in dem Gebiet aus mit der Begründung, sie ziele auf Hamas-Kämpfer, die sich zwischen den Zivilisten versteckten.
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Kein sicherer Platz
Dutzende Palästinenser, die AFP in den vergangenen Wochen in der Stadt Gaza interviewte, sagten, es gebe im Gazastreifen „keinen sicheren Platz“. Viele erklärten, sie würden lieber sterben, als ein weiteres Mal vertrieben zu werden.
Die Hamas und ihre Verbündeten hatten am 7. Oktober 2023 mit ihrem Überfall auf Israel den Krieg ausgelöst. Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Küstenstreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas in dem Küstenstreifen festgehalten, mutmaßlich 25 davon sind nach israelischen Angaben tot.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 64.300 Menschen getötet. (afp/red)
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