Kinderbilder aus Gaza in der Kritik: Vorerkrankungen verschwiegen

Immer häufiger kursieren Bilder unterernährter Kinder aus Gaza. Sie sollen das Leid der Bevölkerung illustrieren – und Israels vermeintliche Schuld daran. Doch Recherchen zeigen: Einige dieser Kinder sind vorerkrankt und werden sogar von Israel medizinisch versorgt. Kritiker sprechen von einer Inszenierung, um den jüdischen Staat zu delegitimieren.
Laut internationalen Experten zeichnet sich eine Hungersnot im Gazastreifen ab. (Archivbild)
Bilder unterernährter Kinder sorgen für zusätzliche Emotionalisierung im Gaza-Konflikt. In einigen Fällen wird dabei wichtiger Kontext verschwiegen. (Archivbild)Foto: Rizek Abdeljawad/XinHua/dpa
Von 1. August 2025

In Kürze:

  • Einige Berichte über unterernährte Kinder in Gaza entpuppen sich als irreführend oder manipuliert
  • Medien wie „New York Times“ wegen unkritischer Berichterstattung kritisiert
  • Betroffene Kinder leiden nachweislich an schweren Vorerkrankungen
  • Hamas beschuldigt, Leid für Propagandazwecke zu erzeugen

 

In etwas mehr als zwei Monaten jährt sich das Massaker der terroristischen Hamas und verbündeter Gruppen an etwa 1.200 Menschen im Grenzgebiet von Israel. Am 7. Oktober 2023 verschleppten die Terroristen zudem mehr als 250 Menschen als Geiseln nach Gaza. Etwa 20 davon sollen noch leben und sich nach wie vor in der Gewalt der Terroristen befinden.

Israel initiierte daraufhin eine großangelegte Antiterroroperation in dem seit 2006 von Hamas beherrschten Küstenstreifen, die bis heute andauert. Nach Angaben des von der Islamistenorganistation kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza sind seither mehr als 60.000 Menschen getötet worden. Das Ministerium unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Eine unabhängige Überprüfung der Zahlen ist nicht möglich.

Nimmt Hamas das Leid in Gaza bewusst für Propagandazwecke in Kauf?

Die schwierige Versorgungssituation und die Härten, die der Krieg vorrangig für die schwächsten Teile der Zivilbevölkerung in Gaza bedeutet, stellen keine Seite des Konflikts infrage. Allerdings gehen die Einschätzungen darüber weit auseinander, wer für diese Situation verantwortlich ist und wer über die effektivsten Möglichkeiten verfügt, diese zu verändern.

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Die UNO, mehrheitlich islamische Länder, BRICS-Mitglieder und viele westliche Staaten werfen Israel vor, rücksichtslos vorzugehen und Versorgungsmängel in Kauf zu nehmen. Hingegen verweisen die USA und Israel auf Bemühungen, in Eigenregie einer Unterversorgung gegenzusteuern – und darauf, dass die terroristische Hamas gezielt darauf setze, das Leid in der eigenen Bevölkerung zu vergrößern. Immerhin würden Bilder leidender Kinder und Mütter helfen, die öffentliche Meinung weltweit gegen Israel aufzubringen.

Dass diese Taktik Erfolg verspricht, zeigen nicht nur die Ankündigungen von Ländern wie Frankreich, Großbritannien und Kanada, als Reaktion auf die Situation in Gaza einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Auch große Medien übernehmen häufig bereitwillig das Narrativ, Israel sei mit seinem Vorgehen gegen die Hamas für das Leid Unschuldiger verantwortlich.

„New York Times“ setzt Bild von vorerkranktem Jungen auf Titelseite

Eines der jüngsten Beispiele dafür lieferte jüngst die „New York Times“. Am Freitag, 25. Juli, veröffentlichte das Blatt auf seiner Titelseite ein düsteres Bild einer Mutter im Gazastreifen, die ein unterernährtes Kind trug. Die Überschrift dazu lautete: „Junge, Alte und Kinder verhungern in Gaza: ‚Es gibt gar nichts‘“.

Der Junge heiße Mohammed Zakaria al-Mutawaq, sei 18 Monate alt, und sein Vater sei im vergangenen Oktober getötet worden, als er unterwegs gewesen sei, um Nahrung zu suchen. Sein Schicksal stehe für ein „neues und erstaunliches Ausmaß der Verzweiflung“ im Küstenstreifen.

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Auffällig war, dass es in der Bildunterschrift hieß, das Kind sei „gesund geboren“. Tatsächlich waren, wie Social-Media-Nutzer zeitnah anmerkten, Bilder desselben Jungen schon in den Tagen zuvor durchs Netz gegangen. In diesem Zusammenhang hatten jedoch Nachforschungen schon ergeben, dass er an einer bereits bei der Geburt vorhandenen Vorerkrankung leide. Diese sei vererblich und habe zur Folge, dass das Kind medizinische Nahrungsergänzungen benötige. Solche sind in der derzeitigen Situation in Gaza allerdings schwer zu bekommen. Durch das Netz gingen auch Bilder, die den dreijährigen Bruder von Mohammad Zakaria zeigen. Dieser zeigt jedoch sichtbar keine Anzeichen von Unterernährung.

Israel ermöglichte erkranktem Jungen Behandlung in Mailand

Englischsprachige Medien wie CNN, BBC oder die italienische TageszeitungIl Fatto Quotidiano“ zeigten auch Bilder eines extrem abgemagerten Jungen namens Osama al-Raqab. Das italienische Blatt veröffentlichte ein besonders erschütterndes davon auf der Titelseite mit einer Schlagzeile dazu: „Ist das ein Kind?“

Offenbar handelte es sich dabei um eine Anspielung auf den Titel des Buches „Ist das ein Mensch?“ vom Holocaustüberlebenden Primo Levi. Leser sollten augenscheinlich eine Assoziation zu Bildern von 1945 befreiten KZ-Häftlingen herstellen. Der britische Journalist David Collier ging dem Fall nach und förderte Informationen zutage, die in vorherigen Darstellungen nicht zur Geltung gelangt waren.

Tatsächlich leidet der Junge an Mukoviszidose. Bei dieser handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die nicht heilbar ist, sondern bei der lediglich Symptome gelindert werden können. Israel selbst ermöglichte einen Transport des Jungen und eine Unterbringung in einer italienischen Klinik. Nach einem Aufenthalt in Mailand hat sich der physische Zustand des Jungen deutlich gebessert.

Späte Ergänzung der „New York Times“

Nach Protesten aktualisierte die „New York Times“ nach fünf Tagen ihren Artikel und merkte an, dass das von ihr auf der Titelseite abgebildete Kind bereits bestehende gesundheitliche Probleme hatte. Kritische Stimmen beschuldigen Medien jedoch, ungeprüft Darstellungen zu übernehmen mit dem Ziel, Israel zu dämonisieren.

Dass damit das Leid von Menschen instrumentalisiert und der Propaganda der terroristischen Hamas in die Hände gespielt werde, nehme man in Kauf. Die Medien-Watchdog-OrganisationHonest Reporting“ äußerte dazu:

„Immer wieder sind sie mit ungeprüften Bildern und ungeprüften Behauptungen gelaufen. Keine erforderliche Sorgfalt wird beachtet. Es werden keine Fragen gestellt. Denn diese Geschichten passen zu dem Narrativ, das sie erzählen wollen – dass Israel einen Krieg gegen eine hilflose Zivilbevölkerung führt.“

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Blockade seit Ende Februar – aber keine vollständige Unterbrechung von Lieferungen

Inwieweit in Gaza tatsächlich Hunger oder Unterernährung herrschen, ist angesichts der Kriegssituation und des Mangels an überprüfbaren Informationen schwer zu bestimmen. Von unterschiedlicher Seite gab es insbesondere seit dem Ende des sechswöchigen Waffenstillstands im Februar 2025 Warnungen vor den Gefahren von Unterernährung.

Israel verfügte damals eine vollständige Blockade des Küstenstreifens, um die noch gefangengehaltenen Geiseln freizubekommen. Zudem wollte man die Hamas zur Akzeptanz eines Waffenstillstands unter für Jerusalem noch günstigeren Bedingungen bewegen. Im Rahmen der Blockade sollten auch keine Hilfsgüter und sonstigen Materialien in den Küstenstreifen gelangen.

Die Menge der Hilfsgüter, die in den sechs Wochen vor Verhängung der Blockade nach Gaza gebracht wurde, summierte sich auf 338.676 Tonnen Nahrungsmittel. Nach Schätzung des Welternährungsprogramms sollten diese ausreichen, um alle 2 Millionen Einwohner für fünf bis sechs Monate zu versorgen. Ein vollständiges Ende der Versorgung hatte es einer Informationsseite der Regierung in Jerusalem über humanitäre Bemühungen in Gaza auch nach Beginn der Blockade nicht gegeben. Der Umfang der Lieferungen war lediglich signifikant geringer als in den Monaten zuvor.

Im April 2025 hatte das „Wall Street Journal“ geschrieben, die Hamas beschlagnahme Hilfslieferungen, weil sie aufgrund von Geldmangel nicht in der Lage sei, ihre Kämpfer zu bezahlen. Seither horte sie Güter des täglichen Bedarfs und sei dazu übergegangen, diese gewinnbringend zu verkaufen.

Anfang Mai 2025 sprach der „Times of Israel“-Journalist Lazar Berman von einer „komplexen Situation“. Es gebe lange und oft chaotische Schlangen vor Lebensmittelverteilstellen. Allerdings gebe es auch Orte, an denen Märkte und Restaurants einen normalen Betrieb aufwiesen. Die Preise seien jedoch überall in die Höhe gegangen. Zudem sei die Versorgungssituation nicht in allen Teilen des Gebiets gleich gut.

Lieferungen wieder begonnen

Nach einer monatelangen faktischen Blockade durch Israel haben erstmals wieder größere Hilfslieferungen den Gazastreifen erreicht. Am Sonntag fuhr eine Kolonne von rund 100 Lastwagen mit Gütern für die notleidende Bevölkerung über den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom in das großflächig zerstörte Küstengebiet, wie Quellen dort bestätigten.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums starben bereits mehr als 100 Menschen an Unterernährung, 80 Prozent von ihnen Kinder. Israel bestreitet, dass es im Gazastreifen eine Hungerkatastrophe gebe und spricht stattdessen von einer „Kampagne“ der Hamas.

Den UN-Organisationen warf Israel zuletzt immer wieder vor, die Hilfe im Gazastreifen nicht verteilen zu wollen. Diese konterten, dass Israel keine sicheren Transportwege innerhalb des umkämpften Gebiets garantieren wolle.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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