Kolumbien: Drogenkartell will als politische Organisation anerkannt werden

Die Regierung in Kolumbien spricht mit dem mächtigsten Drogenkartell des Landes, dem Clan del Golfo – außerhalb Kolumbiens. Derweil hat sich der Gesundheitszustand des im Juni angeschossenen konservativen Präsidentschaftskandidaten Miguel Uribe lebensbedrohlich verschlechtert.
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Am 7. August 2025 protestieren Menschen in Medellín, Kolumbien, zur Unterstützung des ehemaligen kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe.Foto: Jaime Saldarriaga/AFP via Getty Images
Epoch Times10. August 2025

Die Regierung in Kolumbien hat Gespräche mit dem mächtigsten Drogenkartell des Landes, dem Clan del Golfo, aufgenommen. Die Gespräche seien außerhalb Kolumbiens gestartet worden, sagte Präsident Gustavo Petro am Freitag bei einem Besuch in der kolumbianischen Stadt Córdoba.

Am Samstag teilten die behandelnden Ärzte des im Juni angeschossenen Präsidentschaftskandidaten Miguel Uribe mit, dass sich dessen Gesundheitszustand lebensbedrohlich verschlechtert habe. Uribe ist ein entschiedener Gegner der Drogenkartelle sowie der Guerilleros im Land.

Drogenkartell will als politische Organisation anerkannt werden

Präsident Petro nannte keine Details zum Ort und Inhalt der Gespräche mit dem Clan del Golfo. Die aus früheren paramilitärischen Verbänden hervorgegangene Drogenbande betrachtet sich selbst als politische Organisation und will als solche von der Regierung anerkannt werden. Die US-Regierung hatte den Clan del Golfo im Februar auf eine Liste „terroristischer“ Organisationen gesetzt.

Der Clan del Golfo hat mehr als 7.500 Mitglieder und ist das mächtigste Drogenkartell Kolumbiens sowie der größte Kokain-Produzent der Welt.

Mit der Anerkennung als politische Organisation will das Kartell unter anderem erreichen, dass seine Mitglieder ähnliche juristische Begünstigungen erhalten wie entwaffnete Guerilleros und Paramilitärs.

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Im Juli hatte Petros Regierung einen umstrittenen Antrag ins Parlament eingebracht, wonach Mitglieder krimineller Banden im Gegenzug für ihre freiwillige Selbstentwaffnung unter anderem von Straferlassen profitieren und nicht in die USA ausgeliefert werden sollen.

Seit dem Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2022 hat sich der linksgerichtete Präsident Petro – selber ein früherer Guerillero – vergeblich um Vereinbarungen mit mehreren bewaffneten Gruppen bemüht, die weiterhin in dem südamerikanischen Land aktiv sind.

Konservativer Kandidat in Lebensgefahr

Der im Juni bei einem Wahlkampfauftritt angeschossene, konservative Präsidentschaftskandidat Uribe ist ein entschiedener Kritiker von Petros Regierung. Ob Uribe bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr antreten kann, ist aufgrund seiner schweren Verletzung höchst ungewiss.

Die Ärzte im Santa-Fe-Krankenhaus in der Hauptstadt Bogotá teilten am Samstag mit, infolge einer Hirnblutung benötige Uribe „neurochirurgische Eingriffe“, sein Zustand sei „kritisch“. Er befinde sich weiterhin auf der Intensivstation.

Auf Uribe war während eines Wahlkampfauftritts in Bogotá mehrfach angeschossen worden. Zwei Schüsse trafen ihn im Kopf, ein weiterer im Knie. Bei dem mutmaßlichen Schützen handelt es sich der Polizei zufolge um einen etwa 15 Jahre alten Jugendlichen.

Nach Behördenangaben wurden sechs Verdächtige im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen. Sie gehen davon aus, dass der Schütze mutmaßlich von Ex-Mitgliedern der vor einigen Jahren aufgelösten Guerilla-Organisation Farc angeheuert wurde.

Furcht vor Gewalt

Zahlreiche Menschen im Land fürchten nun einen Rückfall in die Gewaltspirale der 80er und 90er Jahre, als bewaffnete Angriffe der Drogenkartelle und Morde an Politikern zum Alltag gehörten.

Die Konflikte endeten auch nicht, nachdem 2016 die mit Abstand größte Guerilla-Organisation Farc ein Friedensabkommen mit der damaligen Regierung unterzeichnet und sich anschließend aufgelöst hatte.

Uribe, der von 2002 bis 2010 Präsident Kolumbiens war, wurde am 1. August 2025 zu 12 Jahren Hausarrest verurteilt. Er war versuchter Bestechung von Zeugen in einer Untersuchung zu seinen Verbindungen zu Paramilitärs für schuldig befunden worden. Uriges Anwälte legten Berufung ein, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Bis Oktober muss die Berufungsinstanz entscheiden, sonst droht eine Verjährung des Verfahren. (afp/red)



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