Letzter Versuch? Trumps Sondergesandter soll erneut mit Putin verhandeln

Diesen Freitag läuft die letzte Frist ab, die Trump dem russischen Präsidenten Putin gesetzt hat. Dieser soll für einen Waffenstillstand in der Ukraine einlenken. Falls nicht, will Trump Sanktionen gegen Russland verhängen. Steve Witkoff, sein Sondergesandter für Krisen aller Art, soll diese Woche noch einmal mit Putin verhandeln. Zum letzten Mal? Und dann?
Steve Witkoff ist der Sondergesandte für den Nahen Osten und verhandelt für die USA. (Archivbild)
Steve Witkoff ist der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, den Ukraine-Krieg und weitere Krisenherde. (Archivbild)Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Von 4. August 2025

Ein halbes Jahr lang hat der amerikanische Präsident Donald Trump versucht, den russischen Präsidenten Wladimir Putin in sechs Telefonaten und zahlreichen diplomatischen Initiativen im Hintergrund dazu zu bewegen, die Waffen in der Ukraine schweigen zu lassen. Vergeblich.

Vor amerikanischen Pressevertretern kündigte Trump an, dass Steve Witkoff, Sondergesandter des US-Präsidenten für Krisenmanagement, am 6. oder 7. August erneut in Moskau mit Putin direkt verhandeln soll. Ziel sei es, eine Waffenruhe in der Ukraine und den Beginn von Friedensverhandlungen zu erreichen. Witkoff war in gleicher Angelegenheit bereits im Februar, März und zuletzt im April mit Putin im Kreml zusammengekommen.

Was gibt es zu verhandeln?

Während der von den USA geführten Verhandlungen mit Putin, die im Februar 2025 begannen, signalisierte Trump wiederholt, dass er bereit sei, entscheidende Forderungen des Kremls zu akzeptieren. Dazu zählt etwa, dass Russland die Kontrolle über die besetzten Regionen im Südosten der Ukraine behalten dürfe, dass eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ausgeschlossen werde und die westlichen Sanktionen gegen Russland gelockert oder ganz aufgehoben werden.

Auch eine offizielle Anerkennung der russischen Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim aus dem Jahr 2014 soll in Washington als Zugeständnis erwogen worden sein. Das waren die großen Linien, um die es zunächst ging.

Doch sowohl Russland als auch die Ukraine verhakten sich in zahlreichen Details, zumal in Kiew die Zugeständnisse Trumps stets auf heftige Gegenreaktion stießen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fürchtet um die „Gefährdung der Staatlichkeit“ seines Landes. Die ukrainische Osteuropa-Expertin Tetiana Kotelnykova an der Yale University fasste im Juni in einem Onlinebeitrag des Washingtoner Thinktanks Atlantic Council die ukrainische Position zusammen:

Für Kiew würde dies bedeuten, Dutzende von Städten und Millionen von Ukrainern den Schrecken einer unbegrenzten russischen Besatzung preiszugeben. Es würde auch die Verteidigung der Ukraine dramatisch schwächen und den Rest des Landes einer weiteren russischen Aggression gefährlich aussetzen.“

Sie glaubt, dass die Übergabe der Stadt Cherson und der umliegenden Region für die künftige nationale Sicherheit der Ukraine „besonders katastrophal“ wäre. „Dies würde Russland ein Standbein jenseits des Flusses Dnepr in der westlichen Hälfte der Ukraine verschaffen und Odessa und die anderen Schwarzmeerhäfen des Landes in unmittelbare Gefahr bringen.“ Der Verlust von Saporischschja, einer der größten Städte der Ukraine mit rund 700.000 Einwohnern vor dem Krieg, sei „ebenfalls undenkbar“.

Der Journalist und Autor Patrik Baab (Buch „Auf beiden Seiten der Front“) schildert auf seinem Blog den Eindruck der russischen Seite hingegen so:

Washington respektiert nicht die Sicherheitsinteressen Russlands, die USA wollen Russland schwächen und aus dem Gleichgewicht bringen, wie die RAND Corporation schrieb. Die europäischen Länder begehen Selbstmord und die westliche Hegemonialmacht will einen Regimewechsel in Russland provozieren.“

Baab zitiert diesbezüglich Lord Ismay, den ersten NATO-Generalsekretär, der gesagt haben soll, das Militärbündnis sei gegründet worden, um in der eurasischen Einflusszone „Russland draußen, Amerika drinnen und Deutschland kleinzuhalten“.

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Wird Witkoff Putin umstimmen können?

Da sowohl Putin als auch Selenskyj auf ihren Maximalforderungen beharren, bewegen sich die Friedensgespräche in Minischritten. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben während der Verhandlungen Angriffe auf militärische sowie zivile Ziele fortgesetzt.

Stellt sich die Frage, was sich Trump davon erhofft, seinen Sondergesandten Witkoff nun erneut nach Moskau zu schicken. Putin äußerte sich im Vorfeld dieser Reise und wird von der Presseagentur „Agence France Press“ mit den Worten zitiert, dass „die Bedingungen [von russischer Seite] sicherlich die gleichen bleiben“.

Bleibt möglicherweise als einziger Gesprächspunkt zwischen Witkoff und Putin, dass der amerikanische Sondergesandte persönlich erläutert, welche Konsequenzen die USA aus dieser Kompromisslosigkeit des Kremls ziehen werden: Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine.

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Um welche Sanktionen und Maßnahmen geht es?

Der amerikanische Präsident hatte vor wenigen Tagen seine Ankündigung von Mitte Juli wiederholt: Sollte Russland den Krieg fortsetzen, werde er Sanktionen gegen Russland einleiten. Gleichzeitig zeigte er sich skeptisch über Putin: „Ich weiß nicht, ob ihn die Sanktionen stören.“ Die Russen seien erfahren im Umgang mit Sanktionen. Deshalb sei es ungewiss, „ob das irgendeine Wirkung hat, aber wir werden es tun“, kündigte Trump an.

Der US-Präsident hatte bereits Mitte Juli angekündigt, dass er zu 100 Prozent sogenannte Sekundärzölle für Russland erheben wolle. Damit ist gemeint, dass jedes Land, das weiterhin mit Russland Handel treibt, mit hohen Zöllen rechnen muss, wenn es weiterhin seine Produkte in die USA verkaufen will.

Indien etwa könnte davon betroffen sein, wie der amerikanische Nachrichtensender CNBC am 31. Juli spekulierte. Trump habe dem Sender zufolge dem südostasiatischen Land eine „Strafe“ für seine „Militär- und Energiegeschäfte“ mit Russland angedroht, die unter diese Sekundärzölle fallen könnten. Indien bezieht etwa Erdöl aus Russland.

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Drohung mit Atom-U-Booten

Trump hat auch zwei Atom-U-Boote nach eigenen Worten „näher an Russland“ verlegen lassen. Vorausgegangen war ein verbaler Schlagabtausch Trumps auf sozialen Medien mit dem früheren russischen Präsidenten Dimitri Medwedew. Medwedew kommentierte auf X das zunächst für 50 Tage angekündigte, dann auf zehn Tage verkürzte Ultimatum des amerikanischen Präsidenten an Russland mit den Worten:

Jedes neue Ultimatum ist eine Bedrohung und ein Schritt Richtung Krieg. Nicht zwischen Russland und der Ukraine, sondern mit seinem eigenen Land.“

Trump reagiert am 1. August mit einem Post auf Truth Social. Er habe angeordnet, „dass zwei Atom-U-Boote in den entsprechenden Regionen positioniert werden, nur für den Fall, dass diese törichten und aufrührerischen Äußerungen mehr als nur das sind. Worte sind sehr wichtig und können oft zu unbeabsichtigten Folgen führen. Ich hoffe, dass dies nicht einer dieser Fälle sein wird.“

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Aus dem Post des amerikanischen Präsidenten geht weder hervor, wohin genau die Atom-U-Boote beordert wurden, noch um welchen U-Boot-Typ es sich handelt. Die US-Marine verfügt über drei Arten von U-Booten, die alle nuklear angetrieben werden. Jedoch ist nur die Ohio-Klasse mit Atomwaffen bestückt.

„Wir glauben, dass jeder bei seinen Äußerungen zum Thema Atom sehr, sehr große Vorsicht walten lassen sollte“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag vor Journalisten in Moskau. Peskow schloss ein Treffen von Steve Witkoff mit Präsident Putin nicht aus: „Wir freuen uns immer, Herrn Witkoff in Moskau zu sehen, und freuen uns, mit ihm in Kontakt zu sein.“



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