Macrons Krisenmanager: Wer ist Sébastien Lecornu?
Krisen kann er: Der neue französische Premierminister Sébastien Lecornu hat den Ruf eines guten Konfliktmanagers. Und genau so einen kann Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gut gebrauchen. Der Präsident hat dieses Mal nur gut 24 Stunden gebraucht, um einen neuen Premierminister zu ernennen. Ein Grund für die Eile dürften die landesweiten Proteste sein, die ab morgen angekündigt sind.
Macron sorgt sich vermutlich, dass diese sich zu einer größeren Protestwelle auswachsen, ähnlich wie die Gelbwesten-Bewegung. Damals war es Lecornu gewesen, der im ganzen Land endlose Diskussionsrunden mit Macron organisiert hat, um die Wut der Enttäuschten und Benachteiligten zu dämpfen. Es lag also nahe, jemanden zum Regierungschef zu machen, der mit solchen Situationen Erfahrung hat.
Lecornu gilt als loyal
Lecornu war bereits beim vorherigen Regierungswechsel Favorit für das Amt gewesen. Er ähnelt Macron darin, dass er in jungen Jahren in hohe Staatsämter gekommen ist. Er ist zugleich zurückhaltend und loyal. Macron muss daher vorerst nicht fürchten, von ihm in den Schatten gestellt zu werden.
Der 39-Jährige, der deutlich älter wirkt, hat seine politische Karriere mit 19 Jahren bei der konservativen Partei UMP begonnen, aus der die Republikaner hervorgegangen sind. Er hat seitdem zahlreiche Posten innegehabt und mehrfach Rekorde als jüngster Amtsinhaber gebrochen.
Lecornu war bereits Bürgermeister, Senator, hatte drei Ministerposten inne und ist inzwischen seit acht Jahren Regierungsmitglied.
[etd-related posts=“5240732,5238254″]
Er gilt als einer der treuesten Wegbegleiter Macrons und hat für ihn schon zahlreiche heikle Aufgaben erledigt. Zu seinen ersten Dossiers zählte die Schließung des Atomkraftwerks Fessenheim nahe der deutschen Grenze. Anschließend profilierte er sich mit den Debatten, die 2019 das Eindämmen der Gelbwesten-Proteste ermöglichten.
Er war einst der jüngste Verteidigungsminister Frankreichs
2022 war Lecornu eine der Schlüsselfiguren in Macrons Wahlkampf für dessen zweite Amtszeit. Mit 35 Jahren wurde Lecornu Verteidigungsminister, der jüngste, den Frankreich seit der Französischen Revolution hatte. Wegen des Ukraine-Kriegs und Macrons Bemühen, die europäische Verteidigung auszubauen, gewann sein Ministerium an Bedeutung – und Lecornu an internationaler Statur.
Insbesondere zu seinem deutschen Amtskollegen Boris Pistorius (SPD) fand er schnell einen Draht. Beide bemühten sich, die Arbeit an den gemeinsamen Rüstungsprojekten wieder in Gang zu bringen, die sich wegen Streitereien zwischen den beteiligten Unternehmen verzögert hatten.
Im Juli lud Pistorius Lecornu in seine Heimatstadt Osnabrück ein und besuchte mit ihm ein Werk des Rüstungsunternehmens Rheinmetall, das an dem deutsch-französischen Kampfpanzer MGCS beteiligt ist.
Im eigenen Lager hat Lecornu viele Freunde. Aber er pflegt auch Kontakte zur Opposition. Für seine gemeinsamen Mittagessen mit Marine Le Pen ist er von den Linken heftig kritisiert worden.
Seine wichtigste Aufgabe: Haushalt 2026
Von seinem Privatleben ist wenig bekannt. Er ist Reservist bei der Gendarmerie und unverheiratet. Mit 39 ist Lecornu nicht der jüngste Regierungschef der Geschichte. Seine wichtigste Aufgabe besteht nun darin, einen Haushalt für das kommende Jahr durch das Parlament zu bringen. Dafür ist er auf die Unterstützung der Sozialisten angewiesen, die sich dies etwas kosten lassen dürften.
Da Lecornu – anders als Bayrou – ein gutes Verhältnis zu Macron hat, könnte er dafür eher mit dem Einverständnis des Präsidenten rechnen.
Angesichts der Wirtschaftslage des Landes und des großen Widerstands der linken Opposition und der Bevölkerung gegen die bisherigen Sparpläne der Regierung ist ihm der Erfolg alles andere als sicher. (afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion