Marode Wasserleitungen? Der vergessene Grund für die Wasserknappheit in England

In Kürze:
- Die britische Umweltbehörde hat die Wasserknappheit in Großbritannien jetzt zum Ereignis „von nationaler Bedeutung“ ernannt.
- Besonders zu kämpfen hat die Landwirtschaft. Die Erträge gingen bereits zurück.
- Mitverantwortlich für diese Krise ist jedoch das marode Versorgungsnetz – ein langjähriges Problem.
Das sonst oftmals von Regen geprägte Großbritannien erlebt in diesem Jahr eine Dürre, wie es sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Das erste Halbjahr war das trockenste seit 1976. In Regionen wie Greater London, Hampshire, Greater Manchester, Lancashire und Yorkshire sahen die Einwohner teilweise seit Wochen keinen Regen.
Da auch der Juli und der August der britischen Insel bisher kaum Regen mit sich brachten, herrscht dort aktuell überwiegend Trockenheit. Deswegen hat die britische Umweltbehörde (EA) am Dienstag, 12. August, die Wasserknappheit als Ereignis „von nationaler Bedeutung“ eingestuft.
Folgen für die Landwirtschaft
Die Behörde erklärte, dass fünf von 14 ihrer Einsatzregionen in England unter Dürre litten. Sechs weitere Einsatzregionen seien von anhaltender Trockenheit betroffen. Die Wasservorräte seien erschöpft und die Lage würde die Ernte in der Landwirtschaft beeinträchtigen, hieß es.
Ein Landwirt berichtete, dass die Weizenerträge aktuell nur 6 Tonnen pro Hektar (t/ha) betragen. Üblich seien sonst 9 bis 10 t/ha. Er sprach dabei von der „trockensten Ernte seines Lebens“.
Die für Dürre zuständige nationale Behörde, welcher Vertreter der Regierung, der Landwirtschaft und der Wasserversorgungsunternehmen angehören, ist zusammengekommen, um über die Lage zu beraten.
„Wir rufen alle dazu auf, ihren Beitrag zu leisten und dazu beizutragen, den Druck auf unsere Wasserumwelt zu reduzieren“, sagte Helen Wakeham, die bei der EA für den Bereich Wasser zuständig ist.
Die Vizepräsidentin der Nationalen Landwirtschaftsvereinigung, Rachel Hallos, erklärte, es gebe „wachsende Besorgnis angesichts der kommenden Monate“, weil die Landwirte mit „extrem trockenen Bedingungen“ zu kämpfen hätten. Einige landwirtschaftliche Betriebe hätten bereits erhebliche Ernteeinbußen gemeldet, welche für die Betriebe finanziell verheerend seien und Auswirkungen auf die gesamte Ernte in Großbritannien haben könnten.
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Neue Stauseen gegen zunehmende Wasserknappheit
Die Pegelstände der Wasserreservoirs in ganz England erreichten in den vergangenen Tagen nur 67,7 Prozent ihrer Kapazitäten. Der Durchschnittswert in der ersten Augustwoche liegt bei einer Füllmenge von 80,5 Prozent. Nach Angaben der EA haben zudem 49 Prozent der Flüsse einen niedrigeren Wasserstand als normalerweise. In Yorkshire, im Norden Englands, wurde bereits die Bewässerung von Gärten verboten.
„Wir werden im nächsten Jahrzehnt mit einer zunehmenden Wasserknappheit konfrontiert sein“, sagte Wasserministerin Emma Hardy. Die Regierung plane den Bau neuer Stauseen, um die Versorgung sicherzustellen, fügte sie hinzu.
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Lecks im Netz
Allerdings sind die geringen Regenmengen nur die eine Seite der Medaille. Zur Wasserknappheit trägt gleichzeitig bei, dass den britischen Wasserversorgungsunternehmen Hunderte Millionen Liter Wasser verloren gehen – und das jeden Tag.
Im vergangenen Jahr haben Wasserunternehmen in England und Wales mehr als 1 Billion Liter Wasser verschwendet. Zur Veranschaulichung: Das wäre rund die Hälfte des gesamten Wassers im Chiemsee, dem größten See in Bayern.
Der Grund dafür ist das marode Leitungsnetz mit vielen Lecks. Laut Experten verliert es wegen seiner alten Leitungen bis zu 25 Prozent des Trinkwassers.
In Großbritannien sind die meisten Wasserunternehmen seit 1989 privatisiert. Die Firmen hätten seitdem nur geringfügig in die Instandhaltung der Leistungsinfrastruktur investiert, wobei die Gewinne überwiegend zu den Aktionären geflossen sind. Dieses Missmanagement hat zahlreiche Lecks verursacht und die aktuellen Versorgungsprobleme begünstigt.
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Kein neues Problem
Die Undichtigkeiten im Versorgungsnetz von Großbritannien sind nicht neu. Bereits 2019 kursierten Berichte über die Leckagen und Wasserverluste.
Auch in den Jahren davor wurden die Unternehmen aufgefordert, ihre Wasserverluste zu reduzieren. Damals war die Rede von 3,17 Milliarden Litern täglich, die deswegen verloren gehen. Auf das Jahr hochgerechnet wären das rund 1,16 Billionen Liter.
So verzeichnete der Wasserversorger Thames Water 329 Leckagen auf 1.000 Kilometern Leitungsnetz. Der Durchschnitt aller Versorger der Branche lag vor sechs Jahren bei 172 Leckagen jährlich. Die Versorger müssen bestimmte Leckageziele einhalten. Schaffen sie dies nicht, drohen teils hohe Geldstrafen in dreistelliger Millionenhöhe.
(Mit Material von AFP)
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