„Mit eiserner Faust“: Israels Armee startet Bodenoffensive in der Stadt Gaza

Israels Armee hatte die Menschen in der Stadt Gaza zur Flucht aufgefordert. Die Einnahme der Stadt hat begonnen. Dabei komme eine Kombination aus „Bodentruppen, Präzisionsschlägen und hochwertigen Geheimdienstinformationen“ zum Einsatz, sagt Israels Armeechef.
Israels Armee weitet ihre Luftangriffe in Gaza seit Tagen aus. (Archivbild)
Israels Armee weitet ihre Luftangriffe in Gaza seit Tagen aus. (Archivbild)Foto: Yousef Al Zanoun/AP/dpa
Epoch Times16. September 2025

Die israelische Armee hatte am Dienstag eine Großoffensive mit Bodentruppen in der Stadt Gaza gestartet. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, die israelische Armee gehe „mit eiserner Faust“ gegen „terroristische Infrastruktur“ in der Stadt Gaza vor.

„Gaza brennt“, fügte er im Onlinedienst X hinzu. Die Ausweitung der israelischen Offensive in Gaza löste international scharfe Kritik aus, auch von der Bundesregierung.

UN-Generalsekretär António Guterres hat Israels Großoffensive mit Bodentruppen in der Stadt Gaza entschieden kritisiert.

„Derzeit scheint Israel entschlossen, bis ans Ende zu gehen, und nicht offen für ernsthafte Verhandlungen über eine Waffenruhe zu sein“, sagte Guterres in New York. Er prangerte die Situation im Gazastreifen als „moralisch, politisch und rechtlich nicht tolerierbar“ an.

„Hauptphase“ gegen Hamas hat begonnen

„In den letzten 24 Stunden hat die IDF (Armee) nach ausführlichen Debatten mit der politischen Führung ihren Einsatz in der Stadt Gaza erheblich ausgeweitet“, sagte Israels Armeechef Ejal Samir. .

Samir erklärte, die Armee gehe „tief im Gebiet“ vor. Dabei komme eine Kombination aus „Bodentruppen, Präzisionsschlägen und hochwertigen Geheimdienstinformationen“ zum Einsatz. Ziel sei es, die Angriffe auf die Hamas zu verstärken, „bis sie endgültig besiegt ist“.

Rauchwolken steigen auf, als israelische Luftangriffe am 15. September 2025 den al-Ghafari-Turm in Gaza-Stadt zerstören. Foto: Omar Al-Qattaa/AFP via Getty Images

Ein Militärvertreter sagte, die Armee rücke „in Richtung Zentrum (der Stadt Gaza) vor“. Nach seinen Angaben startete die Armee in der Nacht damit die „Hauptphase“ des Kampfes gegen die Hamas. Die Armee gehe von „2000 bis 3000“ Hamas-Kämpfern in dem Gebiet aus. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, die Armee gehe „mit eiserner Faust“ gegen „terroristische Infrastruktur“ in der Stadt vor. „Gaza brennt“, fügte er im Onlinedienst X hinzu.

Huthi-Hafen angegriffen: Waffen aus dem Iran

Israel hat auch den im Westen des Jemen und von den Huthi-Rebellen kontrollierten Hafen Hodeida aus der Luft beschossen. Der Militärsprecher der pro-iranischen Rebellen, Yayha Saree, teilte mit, die Luftabwehr sei aktiviert worden. Die israelische Armee erklärte, sie habe „eine militärische Infrastruktur, die dem Terror-Regime der Huthis gehört“, angegriffen.

Vor dem Luftangriff hatte die israelische Armee zur Evakuierung des Hafens aufgerufen. Sie begründete ihr Vorgehen damit, dass dieser von den Rebellen genutzt werde „für den Transfer von vom iranischen Regime gelieferten Waffen“.

Diese seien dazu gedacht, „Angriffe gegen den Staat Israel und seine Verbündeten zu verüben“. Wenige Stunden nach dem Beschuss des Hafens teilte die israelische Armee mit, dass sie eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen habe. Wegen des Angriffs hatten in Jerusalem die Alarmsirenen geläutet.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, der Angriff auf den Hafen von Hodeida diene „der Fortsetzung der See- und Luftblockade“ gegen die Huthis. „Die Terrororganisation der Huthis wird weiter Rückschläge erleiden und einen hohen Preis zahlen für jeden Versuch eines Angriffs auf den Staat Israel“, fuhr der Minister im Onlinedienst X fort.

[etd-related posts=“5246154″]

Trump warnt Hamas

Derweil warnte US-Präsident Trump die Hamas davor, das Leben der in ihrer Gewalt verbliebenen Geiseln zu gefährden. „Ich habe gehört, dass die Hamas versucht, die alte Taktik der menschlichen Schutzschilde anzuwenden“, erklärte Trump. „Wenn sie das tun, werden sie große Probleme bekommen“, warnte er.

Eine von der UNO eingesetzte unabhängige Untersuchungskommission warf Israel indes am Dienstag vor, im Gazastreifen einen „Genozid“ zu begehen. „Die Verantwortung liegt beim Staat Israel“, sagte die Leiterin der Untersuchungskommission in Genf, Navi Pillay, der AFP.

Die Kommission war 2021 vom UN-Menschenrechtsrat eingerichtet worden. Ihre Aufgabe ist es, möglichen Menschenrechtsverletzungen in Israel und den besetzten Palästinensergebieten nachzugehen.

Die israelische Regierung reagierte empört: „Israel weist diesen verzerrten und falschen Bericht kategorisch zurück und fordert die sofortige Abschaffung dieser Untersuchungskommission“, erklärte das israelische Außenministerium.

Kurz zuvor hatte US-Außenminister Marco Rubio Zweifel geäußert, ob der Gaza-Krieg auf diplomatischem Wege beendet werden kann. „Wenn es also nicht auf diese Weise endet, dann muss es durch einen militärischen Einsatz beendet werden“, sagte er dem US-Sender „Fox News“ bei seiner Reise in Israel laut Redemanuskript. Er glaube, dass Israel diesen Weg selbst nicht bevorzuge.

Angehörige der Geiseln: Es könnte ihre letzte Nacht sein

Das Forum der Angehörigen der von der islamistischen Terrororganisation Hamas festgehaltenen Geiseln äußerte große Besorgnis angesichts der Berichte über die in der Nacht begonnene Einnahme der Stadt Gaza. Nach 710 Nächten in der Gewalt von Terroristen „könnte heute Nacht die letzte Nacht für die Geiseln sein“, hieß es in einer Erklärung.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entscheide sich bewusst dafür, „sie aus politischen Erwägungen zu opfern“, hieß es. Er ignoriere dabei völlig die Einschätzungen des Generalstabschefs und der Sicherheitsbehörden, hieß es in der Mitteilung weiter. Netanjahus Koalitionspartner sind gegen eine Waffenruhe.

Geiseln als Schutzschilde der Hamas

Israelische Medien berichteten unter Berufung auf palästinensische Kreise, die Hamas habe Geiseln aus unterirdischen Tunneln geholt und in Häuser und Zelte der Stadt gebracht, um die israelische Armee an Einsätzen in bestimmten Gebieten zu hindern. Sie würden als menschliche Schutzschilde mißbraucht.

Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben. Viele von ihnen befänden sich jetzt in der Stadt Gaza, hieß es in der Erklärung des Forums der Angehörigen. Israels Ministerpräsident Netanjahu trage die persönliche Verantwortung für das Schicksal der Geiseln. „Das israelische Volk wird die Opferung der Geiseln und Soldaten nicht verzeihen“, hieß es weiter.

Die israelische Armee hatte in den vergangenen Tagen ihre Luftangriffe in und um die Stadt herum schrittweise ausgeweitet und zuletzt begonnen, zahlreiche Hochhäuser in der Stadt zu zerstören.

Sie wirft der Hamas vor, dort Beobachtungsposten eingerichtet und Sprengsätze platziert zu haben. Bodentruppen schickte die israelische Armee bislang nicht in die dicht besiedelte Stadt. In der Nacht zitierte die israelische Nachrichtenseite „ynet“ palästinensische Berichte, wonach nun Panzer gesichtet worden seien.

US-Außenminister Marco Rubio trifft sich am 16. September 2025 mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, im Amiri Diwan in Doha. Foto: Nathan Howard/POOL/AFP via Getty Images

US-Außenminister Rubio sagte dem Sender „Fox News“, der Krieg würde enden, wenn alle Geiseln ausgehändigt würden, die Hamas ihre Waffen niederlege und sich auflöse. „Im Idealfall, in einer perfekten Welt, würde man dies durch ein diplomatisches Abkommen erreichen.“ Dies sei jedoch nicht eingetreten.

60 Staaten fordern in Doha Waffenembargo

Nach Israels Luftangriff vergangene Woche auf die Führungsspitze der Hamas in Katar forderten Vertreter aus rund 60 arabischen und weiteren islamischen Staaten bei einem Sondergipfel in Katar ein Waffenembargo gegen Israel.

Nach Angaben der Hamas war die Attacke in der Hauptstadt Doha fehlgeschlagen, es sei kein Mitglied der Delegation für die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza getötet worden.

Aus Sicht Netanjahus ist der Angriff dagegen nicht fehlgeschlagen. Er habe vielmehr eine klare Botschaft vermittelt: „Ihr könnt euch verstecken, ihr könnt weglaufen, aber wir werden euch schnappen“, sagte er mit Blick auf führende Mitglieder der Hamas.

[etd-related posts=“5245598″]

Netanjahu nannte die internationale Kritik an dem Angriff in Katar eine „Heuchelei“. Jedes Land habe das Recht, sich auch jenseits seiner Grenzen gegen jene zu verteidigen, die seine Bürger töten wollten.

Das israelische Militär rief alle der schätzungsweise eine Million Bewohner der Stadt Gaza auf, in humanitäre Zonen weiter südlich zu flüchten. In Erwartung des Vorstoßes in die Stadt flohen nach israelischen und palästinensischen Angaben bereits mehr als 300.000 Menschen aus Gaza. (dpa/afp/red)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion