Nach dem US-Ausstieg aus Verträgen: Was man über mRNA-Impfstoffe wissen sollte

Der amerikanische Gesundheitsminister kündigte Verträge mit einem Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Dollar. Unter anderem begründete er dies mit der nicht ausreichenden Wirksamkeit der mRNA-Vakzine.
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. streicht Geld für die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen.
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. streicht Geld für die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen.Foto: John McDonnell/AP/dpa
Von 16. August 2025

Der amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat kürzlich Verträge zur Entwicklung von mRNA-Impfstoffen und -Therapeutika aufgekündigt. Was steckt dahinter?

Ein mRNA-Impfstoff wird durch eine Injektion – in der Regel in den Oberarm – verabreicht. Dadurch sollen die Zellen des menschlichen Körpers animiert werden, Proteine zu produzieren. Bei den meisten mRNA-Impfstoffen wird die modifizierte mRNA mit Lipid-Nanopartikeln verabreicht. In den COVID-19-Impfstoffen weist mRNA die Zellen an, das gleiche Spikeprotein herzustellen, das auch auf der Oberfläche des Coronavirus zu finden ist.

Das Immunsystem erkennt das Protein als fremd und produziert Antikörper, um es zu bekämpfen. „Am Ende des Prozesses hat unser Körper gelernt, wie er sich vor zukünftigen Infektionen schützen kann“, heißt es auf der Website der amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC).

mRNA baut sich nicht schnell ab

Als die Impfstoffe ursprünglich auf den Markt kamen, gaben Impfstoffhersteller und staatliche Behörden an, dass die mRNA den Körper schnell wieder verlasse. Doch dies hatte sich als falsch erwiesen. Studien haben gezeigt, dass mRNA etwa einen Monat nach der Impfung im Blut und zwei Monate nach der Verabreichung in den Lymphknoten nachweisbar ist.

Erste Wege zur Entdeckung der mRNA beschritten Wissenschaftler bereits ab den 1940er-Jahren. Im Mai 1961 erschienen in der Fachzeitschrift „Nature“ zwei Artikel, in denen die Isolierung der Boten-RNA (mRNA) bekannt gegeben wurde. Im folgenden Monat veröffentlichten der Biologe François Jacob und der Biochemiker Jacques Monod im „Journal of Molecular Biology“ einen Artikel, in dem sie die mRNA in einen theoretischen Kontext stellten und ihre Rolle bei der Genregulation darlegten.

Später vertieften Jacob, Monod sowie der Biologe André Lwoff das Verständnis der Rolle der mRNA in der Genregulation. Dafür erhielten sie 1965 den Nobelpreis für Medizin.

Die Entwicklung der mRNA-Technologie geht unter anderem auf Robert Malone zurück. 1987 führte er Experimente durch, bei denen er mRNA mit Lipidtröpfchen kombinierte, um sie in Zellen einzuschleusen.

Die Biochemikerin Katalin Karikó und der Immunologe Drew Weissman entwickelten in den 2000er-Jahren die entscheidenden modifizierten Nukleoside, die mRNA stabilisierten. Dafür erhielten sie 2023 den Nobelpreis für Medizin.

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Erste Impfstoffe während der Pandemie freigegeben

Der Pfizer/BioNTech-Impfstoff, der Ende 2020 zugelassen wurde, war das erste verfügbare mRNA-Produkt in den Vereinigten Staaten und in der EU. Kurz darauf genehmigten die Aufsichtsbehörden auch den Impfstoff von Moderna. Es befinden sich mehrere mRNA-Impfstoffe in der Entwicklung, darunter auch Grippeimpfstoffe. Einige Unternehmen arbeiten auch an mRNA-Therapeutika.

Kennedy erklärte in einer Stellungnahme, dass die Behörden Verträge mit der Emory University und Tiba Biotech gekündigt haben, die mit der Biomedical Advanced Research and Development Authority geschlossen wurden. Auf der Internetseite der Behörde sind ein Projekt der Emory University zur Entwicklung einer inhalierbaren, mRNA-basierten antiviralen Plattform und ein Projekt von Tiba zur Entwicklung einer Plattform aufgeführt, wobei Nanopartikel einen RNA-basierten antiviralen Wirkstoff in die Lunge transportieren.

Epoch Times bat sowohl Emory als auch Tiba um Stellungnahmen, erhielt jedoch bis zur Veröffentlichung keine Antwort.

Abnahme der Wirksamkeit

Erste, 2020 erschienene klinische Studien mit den mRNA-COVID-19-Impfstoffen zeigten eine starke Wirksamkeit gegen die Erkrankung. 2021 veröffentlichte Studien zeigten jedoch, dass der Schutz gegen neuere Varianten geringer war und mit der Zeit abnahm. Das veranlasste die Behörden dazu, Auffrischungsimpfungen zu genehmigen.

Da einige Daten darauf hindeuteten, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe im Laufe der Zeit negativ wurde, begannen die Impfbefürworter, sich auf den geschätzten Schutz vor schweren Erkrankungen und Tod zu konzentrieren. Die Impfstoffe sollen zwischen 2020 und 2024 weltweit etwa 2,5 Millionen Todesfälle, besonders in der älteren Altersgruppe, verhindert haben, so das Fazit einer im Juli veröffentlichten Arbeit.

Monica Gandhi, Professorin für Medizin und stellvertretende Leiterin der Abteilung für HIV, Infektionskrankheiten und globale Medizin der University of California, San Francisco, sagte der Epoch Times, dass der Schutz durch die Impfstoffe gegen Infektionen schnell nachlasse. Jedoch biete die zelluläre Immunantwort weiterhin Schutz vor schweren Erkrankungen.

Nebenwirkungen der Impfstoffe wie Herzentzündungen sind seit den Zulassungen belegt. Einige Geimpfte starben, die Impfung wurde in den Sterbeurkunden als Todesursache eingetragen.

Während die Nebenwirkungen „relativ selten“ seien, sei die Wirksamkeit der Impfstoffe „nicht ausreichend, um die seltenen unerwünschten Ereignisse zu rechtfertigen“, sagte Robert Malone gegenüber der Epoch Times. Kennedy ernannte Malone, der den COVID-Impfstoffen kritisch gegenübersteht, zum Impfstoffberater der CDC.

Nach Angaben der CDC erhielten etwa acht von zehn Amerikanern bis Mitte 2022 mindestens eine Dosis eines COVID-19-Impfstoffs. Nachfolgende Runden der Impfungen waren weniger beliebt, wobei 23 Prozent der Erwachsenen und 13 Prozent der Kinder laut CDC eine der neuesten Versionen erhielten. In der EU erhielten rund sieben von zehn Bürgern mindestens eine Dosis eines COVID-19-Impfstoffs.

Spikeprotein im Blut

Kennedy sagte, er habe Maßnahmen ergriffen, um von der mRNA-Technologie wegzukommen. Er begründete dies unter anderem damit, dass die Impfstoffe gegen sich verändernde Varianten nicht gut abgeschnitten hätten. „Hier ist das Problem: mRNA kodiert nur für einen kleinen Teil der viralen Proteine, normalerweise ein einzelnes Antigen, eine Mutation, und der Impfstoff wird unwirksam“, sagte er in einer Videoerklärung. Das gleiche Problem bestehe für mRNA-Impfstoffe, die auf Influenza abzielen, so der Gesundheitsminister weiter.

Das Ministerium verwies auf eine Liste von Studien, die externe Forscher zusammengestellt haben. Dazu gehört eine Ausarbeitung, in der freies Spikeprotein im Blut von Menschen gefunden wurde, die nach der Impfung eine Herzentzündung entwickelten. Eine weitere Studie belegt, dass mRNA 15 Tage nach der Impfung im Blut gefunden wurde.

In Bezug auf die gekündigten Verträge kommentierte Malone: „Für mich klingt das so, als würden sie wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für Entscheidungen über große Investitionen der Steuerzahler heranziehen.“ Er verwies auf eine Studie, die dem Impfstoff von Pfizer einen schlechten Schutz bescheinigte, sowie auf eine Studie, die keine Verringerung des Sterberisikos nach einer vierten Dosis im Vergleich zu einer dritten Dosis feststellte.

Gandhi sagte hingegen, sie denke, die Regierung sollte die Forschung an mRNA-Impfstoffen weiter finanzieren. Sie funktionierten bei immungeschwächten Menschen „hervorragend“. Außerdem könnten sie eine Rolle bei der Behandlung mit Impfstoffen gegen Krebs und HIV spielen.

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Beibehaltung einiger Verträge

Die Gesundheitsbehörden sagten, sie hätten nicht nur die Verträge mit Emory und Tiba gekündigt, sondern auch mRNA-bezogene Arbeiten in Verträgen mit drei Unternehmen reduziert. Zudem wurden Ausschreibungen storniert. Des Weiteren soll die Arbeit an Impfstoffprojekten mit vier Unternehmen, darunter Moderna, umstrukturiert werden. Insgesamt gehe es um 22 Verträge, die ein Gesamtvolumen von fast 500 Millionen US-Dollar beinhalten.

Andere Verträge, die sich in der Endphase befinden, dürfen fortgesetzt werden. Damit wolle man vermeiden, dass „frühere Investitionen der Steuerzahler verschwendet werden“, heißt es aus Kennedys Ministerium. Gleichzeitig würden aber „keine neuen mRNA-basierten Projekte initiiert“. Andere Anwendungen von mRNA, beispielsweise in Krebsimpfstoffen, seien davon jedoch nicht betroffen.

Malone und andere Mitglieder des Impfberatungsgremiums sollen demnächst zusammenkommen, um zu erörtern, wie das Ministerium auf die jüngsten Zulassungen der Food and Drug Administration (FDA) für neuste Versionen der COVID-19-Impfstoffe reagieren soll. Sie könnten die Impfstoffe für die Bevölkerungsgruppen empfehlen, für die sie zugelassen sind. Sie könnten die Zielgruppe aber auch stärker einschränken oder gar keine Empfehlung aussprechen.

Fokus auf andere Plattformen

Kennedy sagte, dass das Gesundheitsministerium sichere und wirksame Impfstoffe für Menschen unterstützt, die sie wünschen. Daher verlagert das Ministerium „diese Mittel auf sicherere, breitere Impfstoffplattformen, die auch dann wirksam bleiben, wenn Viren mutieren“, sagte er.

Das Ministerium sagte im Mai, dass es eine Plattform nutzen werde, die von Jeffrey Taubenberger, einem Mitarbeiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, entwickelt wurde, um universelle Impfstoffe zu entwickeln, die auf mehrere Virusstämme abzielen.

„Es ist ein Impfstoff, der die natürliche Immunität nachahmt und gegen jede Art von Mutation wirksam ist“, sagte Kennedy kürzlich bei einer Veranstaltung. „Wir glauben, dass er nicht nur gegen Coronaviren, sondern auch gegen Grippe wirksam sein wird.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „What to Know About mRNA After RFK Jr. Cancels Vaccine Contracts“. (deutsche Bearbeitung os)



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