Nach den Protesten: Nepal hat eine neue Interimsregierungschefin
Die nach massiven Protesten eingesetzte Regierungschefin in Nepal hat einen entschiedenen Kampf gegen die Korruption angekündigt.
Die neue Übergangsregierung müsse die Forderungen der mehrheitlich jungen Demonstranten erfüllen, deren Protest die bisherige Regierung zu Fall gebracht hatte, sagte Ministerpräsidentin Sushila Karki in ihrer ersten Rede seit ihrem Amtsantritt am 12. September. Dazu gehörten „ein Ende der Korruption, eine verantwortungsvolle Regierungsführung und wirtschaftliche Gerechtigkeit“.
Die 73-jährige frühere Oberste Richterin betonte zugleich, sie und ihre Übergangsregierung würden „nicht einen Tag länger“ im Amt bleiben als bis zum Antritt einer neugewählten Regierung in sechs Monaten. Am 5. März kommenden Jahres soll ein neues Parlament gewählt werden.

Die neu gewählte Premierministerin der Übergangsregierung Nepals, Sushila Karki (M.), hält zusammen mit Beamten eine Schweigeminute ab, um den Opfern der jüngsten Proteste in Kathmandu am 14. September 2025 zu gedenken. Sie versprach am 14. September, den Forderungen der Demonstranten nach einem „Ende der Korruption” nachzukommen. Foto: Prabin Ranabhat/AFP via Getty Images
In der politischen Landschaft Nepals spielen kommunistische Parteien eine zentrale Rolle. 2007 wurde in Nepal die Monarchie abgeschafft, bei den Wahlen wurde 2008 die maoistische Partei die stärkste Kraft im Land. Für eine absolute Mehrheit reichte es nicht, daher wurden Koalitionen eingegangen.
Kommunistische Regierung zu Fall gebracht
Nach einer vorübergehenden Blockade von Onlinenetzwerken durch die Regierung waren vor wenigen Tagen Tausende Menschen in Nepal auf die Straße gegangen. Die Polizei ging gewaltsam gegen die Demonstranten vor, dutzende Menschen starben. Schließlich trat der kommunistische Regierungschef KP Sharma Oli zurück, er führt die Kommunistische Partei Nepals an.
Seine Regierung sperrte zuvor 26 soziale Netzwerke, darunter Facebook, Instagram, WhatsApp und X. Daraufhin eskalierte die Gewalt, Demonstranten setzten die privaten Residenzen von Politikern in Brand, auch die von Oli. Sie verwüsteten das Haus des Präsidenten, Rom Chandra Poudel.

Ein Demonstrant in Nepal hält ein Blatt mit der Forderung nach einem Ende der Korruption hoch. Foto: Safal Prakash Shrestha/ZUMA Press Wire/dpa
Das Parlament von Nepal wurde gestürmt und in Brand gesteckt. Das Militär griff nicht ein, keiner löschte die Feuer in mehreren Gebäuden.
Schweigeminute für die Toten
Karki hielt am Sonntag eine Schweigeminute für die bei den Unruhen getöteten Menschen ab, bevor erste Sitzungen im Regierungsviertel begannen.
Bei den Zusammenstößen waren nach jüngsten Angaben der Regierung mindestens 72 Menschen getötet und mehr als 190 weitere verletzt worden. Es waren die schwersten Unruhen in Nepal seit dem Ende eines jahrelangen Bürgerkriegs und der Abschaffung der Monarchie.
Karki wurde nach Verhandlungen mit Vertretern der Protestbewegung zur Übergangsregierungschefin ernannt. Zuvor hatten sich Tausende junge Aktivisten für die frühere Oberste Richterin ausgesprochen.
Sie und ihre Regierung würden ihre „Pflicht erfüllen und dann an das nächste Parlament und neue Minister übergeben“, sagte die 73-Jährige in ihrer Rede an die Nation am Sonntag. (afp/red)
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