Stromausfälle an der Côte d’Azur: Bekennerschreiben kündigt weitere Taten an

Am Wochenende fiel in den südfranzösischen Städten Cannes und Nizza der Strom aus. Dahinter steckt eine Anschlagsserie von „zwei anarchistischen Gruppen“. In einem Bekennerschreiben rufen sie zu weiteren Taten auf.
Stromausfälle
Vom Stromausfall in Nizza war auch der lokale Flughafen betroffen.Foto: Ceri Breeze/iStock
Von 27. Mai 2025

In Südfrankreich ereigneten sich am Wochenende zwei massive Stromausfälle – erst in Cannes und einen Tag später in Nizza.

Die Behörden ermitteln jetzt wegen des Verdachts der Sabotage, wie die Staatsanwaltschaft von Nizza mitteilte. Ein Bekennerschreiben „zwei anarchistischer Gruppen“ bestätigt diese Annahme. Demnach seien sie „für den Anschlag auf elektrische Anlagen an der Côte d’Azur verantwortlich“.

Die Anschläge

Der erste Stromausfall ereignete sich am Samstagmorgen, 24. Mai, kurz vor der Abschlussgala der renommierten Filmfestspiele von Cannes. Die Ausrichter konnten das Programm des Filmfestes jedoch nahezu uneingeschränkt weiterführen, da der Festivalpalast eine eigene, unabhängige Stromversorgung besitzt.

Der Stromausfall setzte ein, nachdem in einem Elektrizitätswerk ein Feuer ausgebrochen war. Ebenso soll ein Mast auf eine Hochspannungsleitung gestürzt sein. Laut dem lokalen Stromnetzbetreiber RTE waren zeitweise rund 160.000 Haushalte ohne Strom.

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In der Nacht zum Sonntag gingen dann im rund 30 Kilometer entfernten Nizza die Lichter aus. Etwa 45.000 Haushalte saßen nach Angaben des Netzbetreibers Enedis und der Stadtverwaltung vorübergehend im Dunkeln. Auch am Flughafen, einem der größten Frankreichs, fiel der Strom aus.

Der erste Anschlag bei Cannes traf einen größeren Abzweigpunkt im Stromnetz, der zweite in Nizza eine Trafostation direkt in der Stadt.

Die beiden Anschlagsorte bei Cannes (linker Kreis) und in Nizza (rechter Kreis). Foto: Bildschirmfoto openinframap

Polizei: „Organisierte Brandstiftung“

Die Behörden gingen bereits unmittelbar danach von einer vorsätzlichen Tat aus, die den Stromausfall verursachte. An einem Hochspannungsmast in Villeneuve-Loubet, einem Ort zwischen Nizza und Cannes, wurden laut Staatsanwaltschaft drei der vier Beine durchgesägt. Wegen der Beschädigung musste der Stromnetzbetreiber die Leitung abschalten. Dies führte indirekt zu dem massiven Stromausfall in Cannes.

Zudem wurde an einer Umspannstation in der Ortschaft Tanneron ein Brand gelegt. Wie der Generalstaatsanwalt von Nizza, Damien Martinelli, nun erklärte, werde derzeit zum Schaden und den Methoden ermittelt, mit denen die Tat verübt worden sei. Die Polizei ermittle wegen „Brandstiftung durch eine organisierte Gruppe“. Den Behörden zufolge kämpften Feuerwehrleute fünf Stunden lang gegen die Flammen.

Die Polizei teilte ihrerseits mit, dass nahe dem Umspannwerk in Nizza Reifenspuren gefunden worden seien. Auch sei jemand in einen Raum in dem Werksgebäude eingebrochen.

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Veröffentlichtes Bekennerschreiben

Ein eindeutiges Bekennerschreiben zu den Anschlägen ist auf der Seite von Indymedia in Nantes veröffentlicht. Der Verfassungsschutz hat Indymedia als linksextremes Mediennetzwerk eingestuft. Auf diesem Portal veröffentlichen antifaschistische Gruppen immer wieder ihre Aktionen, Aufrufe oder Bekennerschreiben. In dem jüngsten steht:

Am Vorabend der Preisverleihung der Filmfestspiele von Cannes und der Galaveranstaltung haben wir die wichtigste Stromversorgung der Region Cannes sabotiert und die 225-kV-Leitung aus Nizza durchtrennt.“

Zudem kündigten sie weitere Taten dieser Art an: „Das gleiche Szenario wird bis zum Überdruss immer wieder wiederholt.“

In dem Bekennerschreiben nennen die Gruppen auch das Motiv Ihrer Taten. Sie kritisieren, dass Frankreich „der zweitgrößte Waffenexporteur der Welt ist. Die französische Spitzentechnologie in diesem Bereich rüstet die NATO auf und sät Tod, vom Jemen bis Gaza, von der Ukraine bis zur Sahelzone.“ Weitere Kritik richtet sich an Infrastrukturen, die diesen Prozess unterstützen, wie das Energiesystem oder verschiedene Industrien.

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Im weiteren Verlauf rufen die Gruppen in dem Schreiben zu weiteren Anschlägen auf die französische Energieinfrastruktur auf. „Schaltet den Strom ab, der uns zerstört“, heißt es darin.

Nach den Anschlägen entschied sich die Stadtverwaltung von Nizza die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi erklärte auf der Social-Media-Plattform 𝕏, den Ermittlern würden die Bilder der städtischen Überwachungszentrale zur Verfügung gestellt. Zudem werde „in den kommenden Tagen das städtische Netz an strategischen Stromstandorten verstärkt“.

(Mit Material von AFP)



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