Neue Suche im Fall Maddie – Viele Fragen offen

In Portugal wird erneut nach Hinweisen zur vermissten Maddie gesucht – 18 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der deutsche Verdächtige könnte bald freikommen.
Seit 18 Jahren fehlt von Madeleine McCann jede Spur. (Archivbild)
Seit 18 Jahren fehlt von Madeleine McCann jede Spur (Archivbild).Foto: Luis Forra/LUSA/epa/dpa
Epoch Times3. Juni 2025

Im Fall der vor 18 Jahren verschwundenen Madeleine McCann soll eine weitere Suchaktion in Portugal neue Erkenntnisse bringen. Die am Montag gestartete Suche soll bis Freitag im Bezirk Lagos im Süden des Landes stattfinden, teilte die portugiesische Kriminalpolizei mit. Beantragt hat sie die deutschen Behörden.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilte auf Anfrage mit, im Rahmen der Ermittlungen im Fall Maddie fänden „gegenwärtig strafprozessuale Maßnahmen in Portugal“ statt.

Gibt es neue Hinweise?

Informationen zu den Hintergründen der Maßnahmen in Portugal würden derzeit nicht herausgegeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

In dem Badeort an der Algarve war Madeleine am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage verschwunden, während ihre Eltern in einem Restaurant essen waren. Die Ermittler vermuten, dass das Mädchen entführt und ermordet wurde.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Braunschweig werden die Maßnahmen von den portugiesischen Strafverfolgungsbehörden mit Unterstützung durch Beamte des Bundeskriminalamts umgesetzt. Laut CNN Portugal soll auch ein Haus durchsucht werden, in dem der deutsche Verdächtige Christian B., ein mehrmals vorbestrafter Sexualstraftäter, Anfang der 2000er Jahre gelebt haben soll.

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Die Aktion, an der auch deutsche Beamte beteiligt sind, begann am Montag zunächst mit der Ankunft der Deutschen und der Sichtung des Suchgebiets, wie die portugiesische Zeitung „Correio da Manha“ berichtete. Auslöser seien neu aufgetauchte Videos und Bilder, die den Verdächtigen mit dem Verschwinden des Mädchens in Verbindung brächten.

Nach Informationen der Zeitung wollen die deutschen Beamten auch ein Bodenradar einsetzen, mit dem Strukturen im Erdboden sichtbar werden. Christian B. besuchte das Gebiet zur Zeit des Verschwindens des kleinen Mädchens aus einer Ferienanlage. Auch ein Haus, in dem er damals wohnte, solle durchsucht werden, hieß es.

Wer ist der deutsche Verdächtige?

Auf den Tag genau heute vor fünf Jahren hatten das BKA und die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend bekanntgegeben, dass sie im Fall Maddie gegen einen mehrmals vorbestraften Sexualstraftäter wegen des Verdachts des Mordes ermitteln: den mittlerweile 48 Jahre alten Christian B., gebürtig aus Würzburg.

Derzeit sitzt der Mann in Deutschland eine Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer damals 72-jährigen US-Amerikanerin in Praia da Luz ab – dem Ort, in dem Madeleine verschwand. Bislang gibt es jedoch keine Anklage gegen ihn im Fall Madeleine McCann und es gilt die Unschuldsvermutung.

Warum drängt die Zeit?

Nach derzeitigem Stand ist Christian B. spätestens Anfang 2026 ein freier Mann. Bis September verbüßt er noch die Haftstrafe wegen der Vergewaltigung der US-Amerikanerin. Anschließend muss er laut Staatsanwaltschaft eine Ersatzfreiheitsstrafe bis zum 6. Januar 2026 absitzen, sollte er nicht 1.446 Euro zahlen.

Im März wurde zudem bekannt, dass B. einen Antrag auf vorzeitige Entlassung aus der Haft gestellt hat. Zuvor war er im Oktober 2024 in einem Prozess um drei Vergewaltigungen und zwei Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch freigesprochen worden. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Wann war die letzte Suche?

Zum 18. Jahrestag von Maddies Verschwinden betonte ihre Familie Anfang Mai erneut ihre Entschlossenheit, nichts unversucht zu lassen. „Egal, wie nah oder fern sie ist, sie ist weiterhin jeden Tag bei uns, aber ganz besonders an ihrem Ehrentag“, zitierte die BBC aus einem Statement der Familie vor Madeleines 22. Geburtstag am 12. Mai.

Die letzte Suchaktion im Fall Maddie war vor zwei Jahren ebenfalls auf Bitten der deutschen Behörden erfolgt, denn die portugiesische Justiz hat den Fall schon vor vielen Jahren zu den Akten gelegt.

Auf TV-Bildern war damals, im Mai 2023, zu sehen, wie Beamte mit Unterstützung von Spürhunden den Uferbereich des Stausees Arade nahe der Gemeinde Silves durchkämmten. Auch Taucher wurden eingesetzt. Man sammelte Erdbodenproben zur späteren Analyse. Der erhoffte Durchbruch bei den Ermittlungen blieb jedoch aus.

Wie groß sind die Chancen, dass der Fall noch aufgeklärt wird?

Nicht sehr groß – es sei denn, die Ermittler in Deutschland haben neue handfeste Hinweise, über die sie schweigen. Bereits vor der letzten Suche hatten sich die meisten von Medien befragten Experten auf der iberischen Halbinsel sehr skeptisch geäußert.

Der portugiesische Kripo-Inspektor André Inácio sagte etwa im Interview von CNN Portugal, es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass nach über einem Jahrzehnt etwas Nützliches gefunden werden könne.

Schon seit vielen Jahren reagieren die meisten Menschen, die man in Portugal und vor allem an der Algarve auf den Fall Maddie anspricht, achselzuckend bis brüsk. In den ersten Monaten herrschte noch viel Anteilnahme, einige wenige äußern heute immer noch Mitleid.

Die meisten wollen aber nichts mehr darüber hören. Der Grund: Man hat sich nicht nur an der Algarve schon bald nach dem Verschwinden des Mädchens von den internationalen Medien ungerecht behandelt, ja stigmatisiert gefühlt.

Die Region lebt vorwiegend vom Tourismus, und negative Geschichten und Ereignisse sind nicht gut fürs Geschäft. Die neue Suche wird in Lagos bei vielen Einheimischen mit Sicherheit keine Freude oder positive Erwartungen auslösen. (dpa/red)



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