Neue X-Funktion deckt chinesische Propaganda-Accounts auf: Experten sehen Hinweise auf KP-Cyberarmee

Die neue X-Funktion „Über dieses Konto“ erlaubt es Nutzern, Kontenstandorte und grundlegende Kontoinformationen einzusehen. Nutzer stellten fest, dass einige chinesische Konten fälschlich als im Ausland registriert erscheinen und ohne VPN aus China aktiv sind. Experten vermuten, dass diese Konten Teil einer staatlich gesteuerten Online-Propaganda der KPCh sein könnten.
Titelbild
Das Logo des US-amerikanischen Online-Netzwerkdienstes X.Foto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP via Getty Images
Von 30. November 2025

In Kürze:

  • Neue X-Funktion „Über dieses Konto“ zeigt den Standort von Konten weltweit.
  • Nutzer entdeckten chinesische Konten, die ohne VPN aus China agieren.
  • Experten vermuten staatlich gelenkte Propaganda durch die KPCh.

 

Seit kurzem hat die Plattform X die neue Funktion „Über dieses Konto“ eingeführt, die weltweit zur Verfügung steht. Damit können Nutzer sehen, in welchem ​​Land oder welcher Region ein Konto registriert ist.

Das neue Update hat zu einer Überprüfung langjähriger chinesischer Konten geführt, die angaben, sich außerhalb Chinas zu befinden. Nutzer stellten fest, dass viele dieser Profile offenbar aus China selbst stammen und sich ohne VPN einloggen.

Experten sagen, dass die Ergebnisse darauf hindeuten, dass einige Konten von staatlich autorisiertem Personal betrieben werden könnten – darunter auch Gefängnisinsassen, die für die Online-Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) eingesetzt werden.

Zugriff auf ausländische Konten nur mit Regierungserlaubnis

Die am 22. November eingeführte neue Funktion ermöglicht es Nutzern, grundlegende Hintergrundinformationen zu jedem Konto anzuzeigen. Abrufbar ist unter anderem das Datum der Registrierung, frühere Änderungen des Benutzernamens und die Region, in der die App zuletzt verbunden war. Sie gibt zwar keine vollständigen IP-Adressen preis, zeigt jedoch an, ob ein VPN verwendet wird.

Die in den USA ansässige Nichtregierungsorganisation Human Rights in China veröffentlichte mehrere Beispiele für verdächtige Konten. Diese präsentierten sich lange Zeit als Teil der chinesischen Diaspora im Ausland, zum Beispiel in den Vereinigten Staaten. Stattdessen weisen sie aber aktuelle Aktivitäten innerhalb Chinas ohne VPN-Flagge auf.

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Der Zugriff auf ausländische Social-Media-Plattformen ohne VPN ist in China in der Regel nicht möglich, es sei denn, der Nutzer verfügt über eine Genehmigung der Regierung. Das strenge Online-Zensurregime der KPCh blockiert alle Plattformen, die nicht von den Zensoren des Regimes kontrolliert und moderiert werden.

Die „Cyberarmee“ der KPCh

Hsieh Pei-Shiue, wissenschaftlicher Mitarbeiter am taiwanesischen Institut für Nationale Verteidigung und Sicherheitsforschung, erklärte gegenüber The Epoch Times, dass das Fehlen von VPN-Nutzung hier ein entscheidender Hinweis sei.

„In China können nur wenige von der Regierung autorisierte Einrichtungen oder Personen ohne VPN direkt auf ausländische Social-Media-Plattformen zugreifen. Die betreffenden Konten werden höchstwahrscheinlich entweder von Gefängnisinsassen betrieben, die im Austausch für Strafmilderung mit Online-Propaganda beauftragt sind, oder von staatlich zugelassenen Online-Kommentatoren.“

Hsieh sagte, dass diese Art von staatlich gelenkten Online-Aktivitäten in der Regel darauf abzielt, die Stimme der chinesischen Bevölkerung im Ausland nachzuahmen, um die politischen Narrative Pekings zu verstärken.

Die neue X-Funktion mache diese Operationen anfälliger, da die Tarnung der KPCh sofort auffliege, sobald der Standort China anstatt die Vereinigten Staaten oder Taiwan angezeigt werde, ergänzte er. Somit verlören diese Propaganda-Accounts sofort ihre Glaubwürdigkeit.

Hsiehs Vermutungen stimmen mit früheren Berichten überein, die darauf hindeuten, dass das chinesische Regime Online-Propaganda-Aufgaben an eine Mischung aus Staatsangestellten, Auftragnehmern und Gefängnisarbeitern auslagert – als Teil des umfassenderen Online-Einflussapparats der KP Chinas.

Raffinierte Akteure können sich weiterhin der Entdeckung entziehen

Hsieh sagte, die neue Funktion könne Nutzern helfen, koordinierte Kampagnen zu erkennen, wenn Gruppen von Konten ähnliche Anmeldeorte oder -muster aufweisen.

Er warnte jedoch, dass das Tool wahrscheinlich nur Operationen auf niedrigerer Ebene aufdecken werde. Raffiniertere Akteure können ihre Aktivitäten über kompromittierte Geräte im Ausland leiten oder die Nachrichtenübermittlung an ausländische PR-Firmen und Influencer auslagern.

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Lin Song, der einen Doktortitel in Politikwissenschaft von der University of New South Wales in Australien hat, sagte, das X-Update sei ein nützlicher erster Schritt zur Identifizierung ausländischer Propaganda. Er gab aber zu bedenken, dass der Algorithmus der Plattform allein nicht die Eigentümerschaft eines Kontos beweise.

„China übt eine extrem strenge Kontrolle über seine inländischen Online-Konten aus und verlangt eine Echtheitsprüfung mit einem Ausweis und einer verknüpften Handynummer.“ Internationalen Plattformen [wie X] fehlen, Lin zufolge, aber ähnliche Maßnahmen. Dies gebe der KPCh Raum, westliche Social-Media-Plattformen für politische Propaganda zu nutzen.

Wachsender Technologiewettlauf

Lin sagte, dass die Häufung bestimmter Anmeldeorte den Verdacht auf organisierte, von der Regierung gelenkte Online-Aktivitäten stützen könnte. „Sollte sich herausstellen, dass mehrere Accounts aus derselben Einrichtung in China posten, könnte dies Berichte untermauern, wonach Gefängnisinsassen für Propagandazwecke missbraucht werden“, so Lin.

Experten erwarten einen anhaltenden technologischen Wettlauf zwischen Plattformen, die die Echtheit von Konten überprüfen wollen, und Einflussnetzwerken, die versuchen, der Entdeckung zu entgehen.

Hsieh sagte jedoch, dass bereits ein gewisses Maß an Transparenz das Gleichgewicht verschieben könne.

„Die größte Herausforderung bei der kognitiven Kriegsführung im Internet besteht darin, Urheberschaft und Verantwortung zu ermitteln“, so Hsieh. „Die neue Funktion von X senkt die Kosten für andere Länder, staatlich unterstützte Online-Propagandisten zu identifizieren, dabei erheblich.“

 

Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „X’s New Location Feature Raises Questions About China-Based Propaganda Accounts: Experts“. (deutsche Bearbeitung il)



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