Neuer Schutz gegen Drohnen: „Himmelsfestung“ und Abfangdrohnen

Wie kann die NATO auf russische Drohnen reagieren? Die Ukraine bietet ihre Erfahrungen an, Start-ups entwickeln Abfangdrohnen – und die Bundeswehr bestellt neue Systeme.
Titelbild
Ein Drohnenschwarm – wie könnte er bekämpft werden?Foto: Chesky_W/iStock
Epoch Times15. September 2025

In Kürze:

  • Die NATO überlegt, wie sie angesichts von Luftraumverletzungen zügig auf Drohnen reagieren kann.
  • Tieffliegende Bedrohungen zu bekämpfen war Aufgabe der Heeresflugabwehr – die in der Bundeswehr abgeschafft und nun wieder aufgebaut werden soll.
  • Die Planung für den weiteren Aufbau der Drohnen-Flugabwehr läuft im zentralen Luftwaffenhauptquartier der NATO in Ramstein.
  • Die Ukraine bietet sich als Lehrer an.

 

Militärplaner der NATO prüfen wegen der Luftraumverletzungen durch Drohnen an der Ostflanke eilige Optionen für eine verstärkte Luftverteidigung. Dabei wird nach Informationen der dpa auch abgewogen, wie kurzfristig weitere Lehren aus praktischen Erfahrungen der Ukraine gezogen werden könnten.

Der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa (Saceur), Alexus Grynkewich, und Generalsekretär Mark Rutte hatten am Freitag auf einer Pressekonferenz die Operation mit dem Namen „Eastern Sentry“ (deutsch etwa: Wächter des Ostens) ausgerufen.

Ziel ist es, mit einer gemeinsamen Anstrengung zusätzliche Überwachungs- und Flugabwehrkapazitäten zum Einsatz zu bringen. Die Planer prüfen nun eine Reihe von Optionen.

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Von der Ukraine lernen mit „Sky Fortress“

Die Ukraine hat mit dem System „Himmelsfestung“ auf russische Angriffsdrohnen reagiert. Dabei werden russische Einwegsysteme – billig, klein, langsam und tieffliegend – über ein Netzwerk aus tausenden Mikrofonen geortet und über ihre akustische Signatur für den Abschuss lokalisiert.

In der Ukraine kommen dabei auch mobile Trupps auf Pritschenwagen zum Einsatz, die aus Maschinengewehren und Maschinenkanonen mit Nachtsichtoptiken feuern.

 Mobiler Drohnen-Abwehrtrupp

Ein mobiler Drohnen-Abwehrtrupp. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Die NATO hat das System „Sky Fortress“ bereits 2024 getestet. In Estland sind Erprobungsgeräte eingelagert. Denkbar sind auch andere oder zusätzliche Sensoren, um frühzeitig und genauer ein Lagebild über anfliegende Drohnen zu haben.

Start-ups: Mit Drohnen gegen Drohnen kämpfen

In mehreren europäischen Staaten gibt es junge Unternehmen, die Abfangdrohnen entwickelt haben. Zivile Technologien, die auf Risikominimierung setzen müssen, werfen Netze auf gegnerische Drohnen ab. Technisch möglich sind auch Waffen, die angreifende Flugkörper durch Störsender neutralisieren oder in der Luft zerstören.

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So hat das schwedische Start-up Nordic Air Defence seine Abfangdrohne Krueger100 vorgestellt, die KI-unterstützt und mit Infrarotsucher ausgestattet mehr als Tempo 270 km/h im Anflug auf das Ziel erreichen soll.

Überlegt wird, ob es in der NATO Geldgeber für eilige Käufe neuer Waffentechnologien gibt. Das Bündnis hat einen Zahlungsmechanismus für Sofortbedarf zur kurzfristigen Beschaffung neuer Technologien („crisis urgent requirement“).

Treffen europäischer Oberbefehlshaber von Landstreitkräften

Bei einem Treffen europäischer Oberbefehlshaber von Landstreitkräften. Foto: Robert Michael/dpa

Drohnenabwehr der neuen Generation

Tieffliegende Bedrohungen zu bekämpfen, war das Geschäft der Heeresflugabwehr, die in der Bundeswehr abgeschafft und nun wieder aufgebaut werden soll. Für die Bundeswehr wurden dafür zunächst 18 Flugabwehrsysteme vom Typ Skyranger bestellt.

Das mobile Flugabwehrsystem ist auf Fahrzeugen montiert. Drohnen werden erfasst und können aus einem Bedienraum mit einer 30-Millimeter-Revolverkanone bekämpft werden. Die Technik gibt es auch in Modulen, die abgesetzt werden können.

Vertraglich vereinbart ist eine Lieferung bis 2028, zudem gibt es in der Bundeswehr ein Erprobungsmodell. Die SPD fordert, die Bestellung jetzt auszuweiten.

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Wie geht es weiter?

Dass NATO-Staaten russische Kamikaze-Drohnen mit Hochwertsystemen – Kampfjets und Lenkflugkörper – bekämpfen müssen, zeigt, dass das Bündnis auf derartige Bedrohungen nicht optimal vorbereitet ist. Vor allem die teuren Lenkflugkörper sind eine Mangelware, bei der militärökonomisch verhindert werden muss, dass Streitkräfte sich „leer schießen“.

Die Planung für den weiteren Aufbau der Flugabwehr gegen Drohnen und auch ganze Drohnenschwärme aus Russland läuft im zentralen Luftwaffenhauptquartier der NATO (Aircom) im rheinland-pfälzischen Ramstein.

Drohnen sind auch für die US-Airbase in Ramstein ein Thema. Foto: Evelyn Denich/dpa

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen forderte ein Beschaffungsprogramm für Abwehrdrohnen. Er sagte der „Rheinischen Post“, Deutschland sei auf dem Gebiet „nahezu blank“. Röttgen forderte: „Die Bundesregierung muss hier schnellstens ein Beschaffungsprogramm auflegen.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterstrich die Bedeutung von Drohnen bei der Verteidigung und bot der NATO Unterstützung an. Die Ukraine sei bereit, ihre Erfahrungen zu teilen.

„Wir sind bereit, alle Partner in dieser Verteidigung zu schulen“, sagte Selenskyj. „Alle sehen, dass die Russen nach Möglichkeiten suchen, den Krieg auf das Gebiet Polens und der baltischen Staaten auszuweiten, die russische Armee testet auch Rumänien.“ Zwar habe die NATO effektive Abwehrwaffen, doch habe die Ukraine „wesentlich kostengünstigere, massivere und systematischere Lösungen“ entwickelt. (dpa/ks)



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