Nord Stream: 49-jähriger Ukrainer wegen mutmaßlicher Sabotage festgenommen

Die Bundesanwaltschaft ließ in Italien einen Ukrainer als mutmaßlichen Koordinator der Nord Stream-Sabotage von 2022 festnehmen, der Sprengsätze an den Pipelines platziert haben soll.
Das vom dänischen Verteidigungskommando zur Verfügung gestellte Foto zeigt am 27. September 2022 das Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm aus der Luft.
Das vom dänischen Verteidigungskommando zur Verfügung gestellte Foto zeigt am 27. September 2022 das Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm aus der Luft.Foto: -/Danish Defence Command/dpa/Archiv
Epoch Times21. August 2025

Drei Jahre nach der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist ein erster Tatverdächtiger gefasst.

Die deutsche Bundesanwaltschaft ließ in Italien einen aus der Ukraine stammenden mutmaßlichen Koordinator der Operation festnehmen, wie sie am Donnerstag in Karlsruhe mitteilte.

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Die Nord-Stream-Pipelines unter der Ostsee waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Am 26. September 2022 ereigneten sich an den beiden Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 nahe der dänischen Insel Bornholm mehrere Explosionen.

Drei der vier Stränge der beiden Leitungen wurden dabei schwer beschädigt. Die mutmaßlichen Täter sollen über Mittelsmänner eine Segeljacht in Rostock gemietet und damit den Sprengstoff zu den Gasleitungen gebracht haben.

Diese sei mit Hilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen gemietet worden.Ermittler fanden an der „Andromeda“ später Spuren von Unterwassersprengstoff.

Die Leitungen waren damals nicht in Betrieb. Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 bereits kurz zuvor gestoppt – mutmaßlich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen angesichts des Ukraine-Russland-Kriegs.

Im Oktober 2022 übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wegen der Sabotageaktion.

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Verdächtiger soll nach Deutschland gebracht werden

Der 49 Jahre alte Serhij K. soll nach Angaben der Bundesanwaltschaft zu der Gruppe gehören, die die Sprengsätze platzierte – mutmaßlich sogar als einer der Koordinatoren. Der Polizei ging er nun in Italien ins Netz, in der Nähe des auch von Deutschen viel besuchten Badeortes Rimini an der Adria. Dort verbrachte er wohl mit seiner Familie den Sommerurlaub.

Auf die Spur kamen ihm die Carabinieri nach Informationen der Nachrichtenagentur Ansa aufgrund der Daten, die man in Italien bei der Anmeldung im Hotel oder in der Ferienwohnung abgeben muss. Dabei sei aufgefallen, dass der Mann mit europäischem Haftbefehl gesucht wurde. Die italienischen Behörden prüfen nun, ob er auch in Anschläge auf Schiffe der russischen „Schattenflotte“ im Mittelmeer verwickelt war.

Serhij K. soll nun nach Deutschland überstellt und dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt werden, der über die Untersuchungshaft entscheidet. Bis zur Haftvorführung könnte es aber noch einige Wochen dauern.

Wer sind die anderen Verdächtigen?

Zu den Tätern und den Drahtziehern der Nord-Stream-Sabotage kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. Schließlich geriet unter anderem der Ukrainer Wolodymyr Z. ins Visier der Ermittler, der Medienberichten zufolge Tauchlehrer sein soll.

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Er hielt sich nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Warschau zunächst in Polen auf, habe sich von dort aber in sein Heimatland abgesetzt. Auch er wird mit einem Europäischen Haftbefehl gesucht. Zu weiteren Beteiligten liegen keine Informationen vor.

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach nach der nun bekannt gewordenen Festnahme in Italien von einem „beeindruckenden Ermittlungserfolg“ der Bundesanwaltschaft. Die Sprengung der Pipelines müsse aufgeklärt werden, „auch strafrechtlich“, betonte sie.

Wie steht es derzeit um die beiden Leitungen?

Die Pipelines gelten als schwer beschädigt, aber reparierbar. Sie wurden bisher nicht endgültig aufgegeben. Im März gestattete Dänemark der Nord Stream 2 AG, Erhaltungsmaßnahmen am Ort der Explosionen vorzunehmen.

Der Gas-Analyst Heiko Lohmann sieht allerdings keinen Druck, eine Nutzung von Nord Stream 2 voranzubringen. Die EU habe den USA im Zuge der Zollvereinbarung schließlich zugesichert, in den kommenden drei Jahren Energie für 750 Milliarden Dollar aus den USA zu importieren. „Es ist unrealistisch, dass man so viel gebrauchen kann“, so Lohmann. Nach seinem Wissen seien auch keine größeren Reparaturarbeiten im Gange.

Ein drohender Konkurs der im schweizerischen Steinhausen ansässigen Nord Stream 2 AG wurde im April in letzter Minute abgewendet. Das heißt, das Unternehmen kann weiter nach Investoren suchen. In Medien wurde im Frühjahr über den Einstieg von US-Investoren spekuliert. Genannt wurde etwa der wohlhabende US-Geschäftsmann und Unterstützer von US-Präsident Donald Trump, Stephen P. Lynch.

Dazu Lohmann: „Die Sache mit den amerikanischen Investoren war im Frühjahr ein großer Hype, aber es ist nicht zu erkennen, dass seit April in diese Richtung irgendetwas vorangetrieben worden ist. Es hat sich nichts getan, das irgendeine Marktreaktion hervorgerufen hätte.“

Sind die Leitungen Verhandlungsmasse im Ukraine-Krieg?

Der Pipeline-Betrieb könnte Teil einer amerikanisch-russischen Vereinbarung zur Beilegung des Ukraine-Kriegs werden. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte im März im staatlichen Fernsehen gesagt: „Über Nord Stream wird gesprochen.“ (dpa/afp/red)



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