NS-Raubkunst versteckt: Tochter von SS-Offizier in Argentinien angeklagt
Die Tochter und der Schwiegersohn eines hochrangigen SS-Offiziers sind in Argentinien angeklagt worden, weil sie zahlreiche als Nazi-Raubkunst geltende Kunstwerke versteckt haben sollen. Patricia Kadgien und ihrem Ehemann werde „Unterschlagung“ vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit, nachdem ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert und 22 Werke des Malers Henri Matisse bei der Familie entdeckt worden waren.
Ein Gemälde eines jüdischen Kunstsammlers sorgt für große Aufregung
Friedrich Kadgien war Finanzberater des NS-Kriegsverbrechers Hermann Göring und hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien abgesetzt, wo er 1978 starb. Seine Tochter und ihr Ehemann waren ins Rampenlicht geraten, nachdem kürzlich ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, das einem jüdischen Kunstsammler in den Niederlanden gestohlen worden war, in einer Immobilienanzeige entdeckt wurde. Das „Porträt einer Dame“ des Malers Giuseppe Ghislandi (1655-1743) war über einem grünen Sofa im Wohnzimmer von Patricia Kadgien zu sehen.
Die Entdeckung sorgte auf beiden Seiten des Atlantiks für große Aufregung – doch wenig später war das Gemälde schon wieder verschwunden. Die Polizei leitete Ermittlungen ein und nahm mehrere Durchsuchungen vor, um das Gemälde zu finden. Es gehörte zu mehr als 1000 Werken aus der Sammlung des jüdischen Amsterdamer Kunsthändlers Jacques Goudstikker, der 1940 bei der Flucht vor den Nazis starb.
Statt des gesuchten Gemäldes entdeckten die argentinischen Beamten in Mar del Plata 22 Werke des französischen Künstlers Henri Matisse (1869-1954) und weitere Gemälde, deren Herkunft noch nicht geklärt ist. Sie wurden ebenfalls bei der Familie Kadgien gefunden, wie Behördenvertreter mitteilten. Am Mittwoch übergab der Anwalt von Patricia Kadgien und ihrem Mann das Gemälde von Ghislandi schließlich den Ermittlern.
[etd-related posts=“5234020,5218472″]
Der Kunstexperte Ariel Bassano sagte Reportern, dass das Gemälde aus dem Jahr 1710 für sein Alter in einem guten Zustand sei. Die Zeitung „La Capital Mar del Plata“ zitierte ihn mit der Schätzung, dass der Wert des Bildes umgerechnet bei rund 43.000 Euro liege.
Ranghohe NS-Vertreter rund um Göring hatten die Kunstsammlung von Goudstikker unter sich aufgeteilt und Kadgien wurde beauftragt, die Beute nach Südamerika zu bringen. Der niederländische Staat holte nach dem Krieg rund 300 Kunstwerke aus der Sammlung zurück, von denen die meisten an Goudstikkers Erben übergeben wurde. Andere Werke blieben hingegen rund um den Globus verstreut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich tausende Nazis über den Atlantik nach Chile und Argentinien abgesetzt. (afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion