Palantir: Peter Thiels KI-Champion sorgt auch in Deutschland für Debatten

In der Champions League der US-Tech-Unternehmen spielt Palantir ganz oben mit. Banken, Krankenhäuser, die US-Regierung und das israelische Militär stehen auf der wachsenden Kundenliste von Palantir. Und inzwischen auch die deutsche Polizei, die Palantirs Analysesoftware zur Verbrechensbekämpfung in drei Bundesländern nutzt – und womöglich bald in ganz Deutschland. Doch so mancher Datenschützer fühlt sich an George Orwell erinnert und versucht noch, die Einführung zu verhindern.
Seit Ende des vergangenen Jahres hat die Firma für Datenanalyse und Künstliche Intelligenz ihren Börsenwert mehr als verdoppelt. Palantir gehört heute zu den weltweit wertvollsten Unternehmen, der Marktwert beläuft sich auf mehr als 350 Milliarden Dollar (gut 300 Milliarden Euro).
„Palantir“, so heißen sehende Steine in dem Fantasy-Epos „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien. Der umstrittene deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel hat das Unternehmen 2003 mitgegründet und leitet den Vorstand, Palantir-Chef ist der Milliardär Alex Karp, der in Frankfurt am Main in Philosophie promoviert hat.
In bewaffneten Konflikten – etwa in der Ukraine – helfen Palantirs Systeme, potenzielle Ziele in Echtzeit zu identifizieren. Dafür werden Daten aus zahlreichen Quellen herangezogen, etwa biometrische Informationen und abgefangene Telefongespräche, und per KI ausgewertet.
Einsatz auch in Deutschland
Seit 2017 setzen auch deutsche Polizeibehörden auf Palantir-Software, die Daten aus polizeilichen Quellen analysefähig vereinheitlicht. So sollen Ermittler automatisiert zum Beispiel Verdächtige identifizieren und Straftaten verhindern oder aufklären können. In Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen ist Palantir-Software im Einsatz – und bald auch in Baden-Württemberg.
Andere Bundesländer sind noch zögerlich und streben eine europäische Lösung an. Auf EU-Ebene wurde Palantir-Software von der Polizeibehörde Europol genutzt – allerdings ohne Erfolg: Sie war mit anderen Europol-Systemen nicht kompatibel und wurde wieder abgeschafft.
Unter den Palantir-Befürwortern ist die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Deren Vizechef Alexander Poitz verweist auf die riesigen Datenmengen, die von den Behörden ohne Technologie nicht mehr ausgewertet werden können. Ein Beispiel sei der Anschlag auf das israelische Konsulat in München vor einem knappen Jahr, als durch automatisierte Datenauswertung „gewisse Täterbewegungen“ und „eine Kommunikation festgestellt“ worden seien, sagte Poitz dem MDR. „So war die Lage durch die Polizei München relativ schnell in der Hand und konnte beendet werden.“
CDU und CSU fordern bereits seit längerem die Einführung auch für die Bundespolizei. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) lässt nun eine bundesweite Einführung einer Analysesoftware prüfen – ergebnisoffen, wie es hieß. Sollte es auf Palantir hinauslaufen, wäre der Koalitionspartner SPD strikt dagegen.
Erhebliche Bedenken haben auch die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) und der Chaos Computer Club (CCC): Sie legten vergangene Woche Verfassungsbeschwerde ein. Beide kritisieren, dass die Software auch Verbindungen zu Menschen herstellt, die nicht im Zusammenhang mit Straftaten stehen.
Abhängigkeit von den USA
Vorbehalte gegen Palantir in Deutschland gibt es auch wegen der patriotischen Haltung des Unternehmens und wegen einer möglichen Abhängigkeit deutscher Polizeibehörden von der US-Regierung. So vertritt Palantir offensiv Trumps „Amerika-zuerst“-Politik. Die Vereinigten Staaten seien „das stärkste, wichtigste Land der Welt“, verkündete Unternehmenschef Alex Karp kürzlich auf einer Konferenz im kalifornischen Palo Alto. „Ich bin extrem stolz auf das, was wir tun, um unsere Soldaten zu schützen“, betonte Karp.
Die US-Regierung ist schon seit Jahren größter Kunde des KI-Unternehmens. Im ersten Quartal dieses Jahren erhielt die Firma Aufträge im Wert von 373 Millionen Dollar von der US-Regierung – ein Anstieg um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erst im Frühjahr vergab die US-Einwanderungsbehörde ICE einen 30-Millionen-Dollar-Vertrag an Palantir zur Entwicklung einer Plattform zur Überwachung von Abschiebungen.
Anschließend sicherte sich Palantir eine Investition von fast 800 Millionen Dollar durch das US-Militär. Bereits im Mai 2024 hatte das Unternehmen einen 480-Millionen-Dollar-Vertrag mit dem Pentagon unterzeichnet. Dies katapultierte die Firma in eine Liga mit anderen Konzernen wie Microsoft. (afp/tp)
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