Peking will den nächsten Dalai Lama bestimmen – per Los

„Peking glaubt, dass es die Tibeter kontrollieren kann, wenn es den Dalai Lama kontrolliert", warnt der Chef der tibetischen Exilregierung. Daher will die Kommunistische Partei Chinas über den Nachfolger der tibetischen Buddhisten entscheiden. Der Dalai Lama selbst bekräftigte, dass es nach seinem Tod einen Nachfolger als geistiges Oberhaupt der Tibeter geben soll.
Dalai Lama erhält eine zeremonielle Kopfbedeckung bei einer Veranstaltung zu seinem 90. Geburtstag nach dem tibetischen Kalender.
Dalai Lama erhält eine zeremonielle Kopfbedeckung bei einer Veranstaltung zu seinem 90. Geburtstag nach dem tibetischen Kalender.Foto: Ashwini Bhatia/AP/dpa
Epoch Times3. Juli 2025

Am Sonntag wird der Dalai Lama 90 Jahre alt – und die Frage um seine Nachfolge ist politisch hoch umstritten. Die kommunistische Regierung Chinas, die Tibet seit 1950 militärisch kontrolliert, pocht darauf, bei der Bestimmung des geistlichen Oberhaupts der tibetischen Buddhisten das letzte Wort zu haben. Bereits der Besitz eine Bildes des Dalai Lama steht unter Strafe und kann zur Verhaftung führen.

Tibetische Buddhisten betrachten den Dalai Lama als sogenannten Bodhisattva – ein erleuchtetes Wesen, das sich bewusst für eine Wiedergeburt entscheidet und so der Menschheit dient.

Bisher wurden als Dalai Lama ausschließlich Männer oder Jungen identifiziert. Beim derzeitigen Dalai Lama, Tenzin Gyatso, geschah dies 1937, als er zwei Jahre alt war. Er wurde damals als wiedergeborenes erleuchtetes Wesen identifiziert, nachdem er Gegenstände erkannte, die seinem Vorgänger gehörten.

Erinnerung an frühere Leben

Wer als Dalai Lama wiedergeboren wird, erinnert sich an seine früheren Leben. Für die Identifizierung des Dalai Lama sei „auf Beweise gegründete Logik“ erforderlich, um „vergangene und künftige Wiedergeburten zu beweisen“.

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14 Menschen wurden bisher als Dalai Lama identifiziert, seit der Titel im 16. Jahrhundert erstmals vergeben wurde. Dabei kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Die Tradition der tibetischen Buddhisten der vergangenen Jahrhunderte sieht zudem vor, dass die Gottheit Palden Lhamo und das Nechung-Orakel zu Rate gezogen müssen.

Normalerweise wird auf traditionelle Methoden gesetzt. Mehrfach wurde ein Dalai Lama auch durch die Ziehung eines Namenszettels aus einer goldenen Urne bestimmt.

Peking will das Los entscheiden lassen

Diese Urne befindet sich heute im Besitz der chinesischen Regierung. Das Außenministerium in Peking erklärte zuletzt, die Reinkarnation „großer buddhistischer Persönlichkeiten wie des Dalai Lama“ müsse „durch Losziehung aus der Goldenen Urne bestimmt und anschließend von der Zentralregierung genehmigt werden“.

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Der derzeitige Dalai Lama erklärte seinerseits, sollte die Wahl so abgehalten werden, würde ihr „jegliche spirituelle Qualität“ fehlen.

Politisch hat er offiziell keine Macht. Er übergab diese 2011 an eine Exilregierung, die von rund 130.000 Tibetern weltweit gewählt wurde und ihren Sitz in McLeod Ganj, einem Vorort der nordindischen Stadt Dharamsala hat.

Chef der Exilregierung: „Die Tibeter entscheiden allein“

Viele Exil-Tibeter befürchten, dass China versuchen könnte, durch die Ernennung eines Nachfolgers für den Dalai Lama seine Kontrolle über Tibet zu stärken.

Der Chef der tibetischen Exilregierung, Penpa Tsering, verwahrte sich gegen eine chinesische Einflussnahme. „Über die Wiedergeburt des Dalai Lama entscheiden die Tibeter allein“, sagte Tsering im Gespräch mit Ippen Media. „Wir wissen natürlich, dass sich die Regierung in Peking seit vielen Jahren auf den Tod Seiner Heiligkeit vorbereitet.“

Eines Tages könne es zwei Dalai Lamas geben – einen, den die Tibeter anerkennen und einen von China ernannten.„Peking glaubt, dass es die Tibeter kontrollieren kann, wenn es den Dalai Lama kontrolliert.“

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Dalai Lama: Die Institution wird fortgesetzt

Der Dalai Lama bekräftigte, dass es nach seinem Tod einen Nachfolger als geistiges Oberhaupt der Tibeter geben soll. „Ich bestätige, dass die Institution des Dalai Lama fortgeführt wird“, sagte er in einer am Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft.

Er sei in den vergangenen Jahren von zahlreichen Menschen in Tibet, Tibetern im Exil sowie Buddhisten aus der gesamten Himalaya-Region und weiteren Ländern eindringlich darum gebeten worden, „dass die Institution des Dalai Lama fortgeführt wird“, sagte der Friedensnobelpreisträger während eines religiösen Treffens in seinem Exil im nordindischen McLeod Ganj.

Dies könne er nun bestätigen. In der Vergangenheit hatte er mehrfach davon gesprochen, dass er der letzte Dalai Lama sein könnte.

Die Befugnis für die Identifizierung des 15. Dalai Lama liege „ausschließlich“ bei seinem Büro mit Sitz in Indien. „Niemand sonst hat irgendeine Autorität, sich in diese Angelegenheit einzumischen“, fügte er hinzu.

China bezeichnet den Dalai Lama als „Separatisten“. Er selbst sieht sich als „einfachen buddhistischen Mönch“ und lebt seit der Niederschlagung des Aufstands gegen die chinesische kommunistische Herrschaft im Jahr 1959 im Exil in Indien. China hat Tibet übernommen und regiert dort mit eiserner Hand. (afp/red)



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