Personalkarussell beim WEF: Doppelspitze aus Finanz und Pharma

Das World Economic Forum (WEF) hat eine neue Interims-Spitze bestellt: Larry Fink, CEO vom weltweit größten Vermögensverwalter BlackRock, der Vermögen von über 10 Billionen US-Dollar verwaltet, und Pharma-Milliardär André Hoffmann, Roche-Erbe und Verwaltungsrat des Schweizer Konzerns, sind an die Spitze der informellen Kaderschmiede WEF berufen worden.
Abgang von Klaus Schwab – abruptes Ende einer Ära
Am 21. April 2025 war Klaus Schwab überraschend mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern als Vorsitzender des Stiftungsrats und Mitglied des Boards zurückgetreten. Zuvor hatte das „Wall Street Journal“, heikle Vorwürfe wie finanzielle Unregelmäßigkeiten, Einflussnahme auf Forschungsberichte und persönliche Bereicherung gegen Schwab und seine Frau Hilde publik gemacht.
Schwab bestritt diese vehement und leitete daraufhin strafrechtliche Schritte gegen die anonymen Urheber des Whistleblower-Briefes ein. Nach vier Monaten wurden die Vorwürfe weitgehend entkräftet: Lediglich einige „kleinere Unregelmäßigkeiten“ durch Schwab und seine Frau Hilde wurden durch eine Untersuchung der Kanzleien Homburger (Schweiz) und Covington & Burling (USA) bescheinigt.
Nach Schwabs Abgang war Peter Brabeck-Letmathe (ehemaliger Nestlé-CEO) zunächst interimistisch zum Vorsitzenden ernannt worden. Doch bereits im August 2025 trat er von dieser Rolle zurück – einer der Gründe: er habe persönlich über mehrere Monate ein „toxisches Arbeitsumfeld“ im WEF beobachtet. Das zitierte das „Wall Street Journal“ aus dem Kündigungsschreiben des früheren Nestlé-Chefs, der bereits 30 Jahre dem Kuratorium des WEF angehörte. Sein Rücktritt sollte den Weg frei machen für eine gütliche Einigung des Vorstandes mit Schwab, um den Streit zu beenden. Epoch Times berichtete.
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Mit dem Rückzug von Klaus Schwab, der das WEF vor über 50 Jahren im Jahr 1971 gründete, endet möglicherweise eine Ära, in der das Weltwirtschaftsforum in seinem Selbstverständnis als Bühne verstanden wissen wollte: ein Ort, an dem Politik, Wirtschaft und Wissenschaft inszeniert, vernetzt und rhetorisch auf gemeinsame Agenden eingeschworen wurden. Schwabs Markenzeichen war die Architektur des Netzwerks – nicht selbst Macht auszuüben, zumindest nicht direkt, sondern Machtträger einander nahezubringen.
Bühne frei: Larry Fink und André Hoffmann übernehmen
Die aktuelle Ernennung der Personalien Larry Fink, CEO von BlackRock, und André Hoffmann, Roche-Erbe und Verwaltungsrat, zu den neuen Co-Chairs hat Symbolcharakter, auch wenn sie interimsmäßig bestellt wurden. Denn sie sind nicht bloß Moderatoren, sondern selbst Verkörperung ökonomischer Machtzentren.
Fink repräsentiert die Finanz- und Datenmacht eines globalen Asset-Managers, der über sein Analysesystem Aladdin, eine Art Supercomputer, Märkte, Risiken und Investitionsentscheidungen in Echtzeit analysiert – was ihn in eine bedeutende Position gegenüber Staaten und Unternehmen erhebt. Als weltweit größter Vermögensverwalter verwaltete das von Fink gegründete Unternehmen Ende des zweiten Quartals 2025 ein Vermögen von 12,53 Billionen US-Dollar, wie die „Deutsche Finanz Presse Agentur“ berichtete.
Zum Vergleich: Nur zwei Länder weltweit – die USA und China – haben ein höheres Bruttoinlandsprodukt (BIP) als dieses verwaltete Vermögen. Das bedeutet, dass BlackRock mehr Kapital als die jährlichen Wirtschaftsleistungen vieler großer Volkswirtschaften verwaltet.
André Hoffmann, dessen Urgroßvater den Pharmakonzern Roche gründete, wiederum steht für die Pharmaindustrie. Gegenüber der NZZ betonte Hoffmann, aktuell Vizepräsident des Verwaltungsrats des Schweizer Pharmariesen, dass „der Klimawandel existiert und vom Menschen verursacht wird, ist doch keine politische Meinung, sondern eine wissenschaftliche Tatsache“. Für ihn sei es eine völlig rationale Überlegung: „Entweder ist die Zukunft nachhaltig – oder es gibt keine.“
In einer gemeinsamen Pressemeldung erklärten die beiden Interim-Chefs vom WEF, „dass der Bedarf an einer Plattform die Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammenbringt“, noch nie so groß wie heute war. Ihr gemeinsames Ziel sei es, „das Forum als unverzichtbare Institution für die öffentlich-private Zusammenarbeit neu zu erfinden“.
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Politische Einflussnahme
Die politische Dimension ist dabei nicht zu unterschätzen. Schwab hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass das WEF Einfluss auf Kabinette und Ministerien sucht. Noch immer hallt Schwabs „What we are very proud of, that we penetrated the cabinets“ (zu Deutsch: „Wir dringen in die Kabinette ein“) medial nach, was er 2017 im Rahmen eines Vortrags an der Harvard University äußerte, als er das Konzept der Young Global Leaders vorstellte.
Ein Programm des WEF, das darauf abzielt, vielversprechende junge Führungskräfte aus verschiedenen Ländern zu fördern und in politische Entscheidungsprozesse einzubinden. Schwab betonte bei dieser Gelegenheit, dass viele Mitglieder dieses Programms mittlerweile in hohen politischen Ämtern tätig seien, darunter auch Premierminister Justin Trudeau aus Kanada. Auch Angela Merkel und Wladimir Putin seien mal Teil des Programms gewesen. Nach WEF-Eigenaussage umfasste die Organisation 2023 bereits über 1.400 Mitglieder und Alumni aus mehr als 120 Ländern, aus Deutschland neben Angela Merkel auch Annalena Baerbock.
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Vom Davoser Netzwerk zur globalen Schaltzentrale
Fink und Hoffmann waren zuvor über Jahre Mitglieder des Board of Trustees des Weltwirtschaftsforums und treten jetzt aus dem Schatten ins Rampenlicht. Mit dem neuen Führungsduo an der Spitze zeigt das WEF auch Gesicht als Schaltzentrale konzentrierter Wirtschaftsinteressen – verpackt in Schlagworte wie „Kooperation“ und „Nachhaltigkeit“.
Wird der Diskurs jetzt stärker oder sichtbarer durch diejenigen geprägt, die Kapital, Daten und Medikamente kontrollieren? Bedeutet das für die Politik, zur nachgelagerten Abnickinstanz zu werden? Dass Entscheidungen, die eigentlich in demokratisch legitimierten Prozessen verhandelt werden sollten, im Schatten der Finanzmärkte und der Pharmaindustrie vorgeprägt werden?
Lagarde als nächste WEF-Chefin?
Mit dem neuen Interims-Duo wurde gewissermaßen der Weg für die Wunschkandidatin von Klaus Schwab (87) geebnet: Christine Lagarde, seit 2008 im WEF engagiert, könnte in gut zwei Jahren das Zepter in der Stiftung übernehmen. Im Oktober 2027 endet ihr Mandat als Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Die FAZ will aus Kreisen des WEF-Stiftungsrats die Bestätigung bekommen haben, dass jetzt alles auf die Französin (69 Jahre) hinausläuft.

Christine Lagarde, die bald lachende Dritte beim WEF? Foto: Luka Dakskobler/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
Damit würde eine umstrittene Persönlichkeit den Vorsitz bekommen. Lagarde wurde 2016 in Frankreich wegen fahrlässigen Umgangs mit öffentlichen Geldern schuldig gesprochen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Lagarde als frühere französische Finanzministerin fahrlässig gehandelt hatte. Das Gericht verhängte jedoch keine Strafe – keine Geldsanktion, keine Freiheitsstrafe, und die Verurteilung wurde nicht ins Strafregister eingetragen. Die Richter begründeten dies laut „Spiegel“ unter anderem mit der „Persönlichkeit“ Lagardes und ihrem „internationalen Ansehen“.
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