Pistorius in Washington: Deutschland könnte zwei Patriot-Systeme für die Ukraine kaufen

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist in Washington mit Pentagonchef Pete Hegseth zusammengetroffen. Pistorius sagte zur Begrüßung am Montag, der Beitrag der USA bleibe „unverzichtbar für unsere kollektive Sicherheit“. Er bekräftigte, dass Deutschland zu „größerer Verantwortung für die Abschreckung und Verteidigung Europas bereit“ sei.
„Deutschland wird auch weiterhin eine führende und zuverlässige Rolle in der Allianz spielen“, versicherte Pistorius weiter. Er verwies auf den Beschluss des NATO-Gipfels in Den Haag, fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung im weiteren Sinne zu investieren.
Deutschland werde gemäß des Haushalt-Planungskomitees bis 2029 bereits 3,5 Prozent seines BIP für Verteidigungsausgaben aufwenden, fügte Pistorius hinzu.
Zwei Patriot-Systeme für die Ukraine
Er bekräftigte, dass Deutschland zwei Patriot-Systeme von den Amerikanern kaufen und sie an die Ukraine liefern könnte. Weitere Patriot-Systeme aus eigenen Beständen könne Deutschland nicht an die Ukraine liefern, da sonst „Sicherheitslücken“ entstehen würden, erklärte Pistorius.
Zugleich bremste Pistorius die Erwartungen: „Ein Patriot-System, von dem wir heute sagen, dass es an die Ukraine gehen soll, braucht Monate, bis es ausgeliefert werden kann.“ Es werde „ruhig und schnell“ auf Arbeitsebene darüber gesprochen werden, „wie das unter welchen Bedingungen ablaufen kann“, so der Verteidigungsminister.
[etd-related posts=“5190399,5159074″]
Dabei gebe es noch einige technische, logistische und finanzielle Fragen zu klären, fügte er hinzu. Diese erschienen aber sowohl der deutschen als auch der US-Seite „allesamt lösbar“, so Pistorius. Er habe Washington bereits vor einigen Wochen angeboten, von den USA zwei Patriot-Systeme zu kaufen, um diese dann an die Ukraine weiterzugeben.
Raketenwerfer vom Typ Typhon
Deutschland will auch weitreichende Raketenwerfer vom Typ Typhon in den USA kaufen, mit denen Ziele in 2.000 Kilometern Entfernung getroffen werden können – also auch in Russland. „Deutschland kann also damit seine eigene Verteidigungsfähigkeit deutlich steigern, auch seine Abschreckungsfähigkeit deutlich steigern, aber eben auch die Europas“, sagte Pistorius.
Eine Entscheidung über die Beschaffung der Waffen ist noch nicht gefallen, Pistorius hat offiziell sein Interesse bekundet.
Nach seinem Gespräch im Pentagon verkündete Pistorius als „die neue Nachricht des heutigen Tages“, dass Deutschland das Verfahren zur Beschaffung der Mittelstreckenwaffe Typhon eingeleitet hat, mit der auch weitreichende Raketen wie Tomahawk abgefeuert werden könnten.
Über solche Waffen mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern verfügt die Bundeswehr bisher noch nicht. Entsprechende europäische Systeme sind noch in der Entwicklung und nach Angaben von Pistorius frühestens in sieben bis zehn Jahre verfügbar. Die Typhon-Raketenwerfer sollen für die Übergangszeit angeschafft werden.
Die USA prüfen nun, ob sie bereit sind, die Typhon-Raketenwerfer zu liefern. Hegseth habe die Anfrage wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte Pistorius.
Pistorius setzt auf US-Stationierung
Da dies auch noch einige Jahre dauern kann, hofft Pistorius darauf, dass die USA wie im vergangenen Jahr vom damaligen US-Präsidenten Joe Biden versprochen ab 2026 eigene Mittelstreckenwaffen in Deutschland stationieren werden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es bei der Ankündigung vom Washingtoner Jubiläums-Gipfel letztes Jahr bleibt“, sagte Pistorius. Eine Bestätigung der Trump-Regierung gibt es dafür bisher nicht.
[etd-related posts=“,5008731,5175289″]
Ein weiteres größeres Thema war die US-Truppenpräsenz in Deutschland. Pistorius stellt sich inzwischen auf eine Reduzierung der 38.000 Soldaten ein. Er habe mit Hegseth eine enge Abstimmung darüber vereinbart, „wie wir Step by Step eine solche Entscheidung, wenn sie denn ansteht, umsetzen können“. Damit wolle man „gefährliche Fähigkeitslücken“ verhindern.
Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump eine drastische Reduzierung der US-Truppen in Deutschland auf 25.000 Soldaten geplant. Beim Besuch von Merz im Weißen Haus Anfang Juni war davon aber keine Rede mehr. Wenn Deutschland die amerikanischen Soldaten haben wolle, sei er dazu bereit, versicherte Trump. „Das ist kein Problem.“
Beim Pistorius-Besuch in Washington hörte sich das nun anders an. Die USA überprüfen derzeit die Truppen-Stationierungen im Ausland. Es wird eine Verlagerung von Europa in die Indopazifik-Region erwartet. Ergebnisse werden voraussichtlich im September vorliegen.
50-Tage-Frist
Unmittelbar vor dem Treffen von Pistorius und Hegseth hatte US-Präsident Donald Trump den Druck auf Moskau erhöht: Er setzte Russland eine Frist von 50 Tagen, um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Andernfalls werde es Wirtschaftssanktionen geben, sagte Trump am Montag bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte im Weißen Haus.
Zugleich kündigten Trump und Rutte „massive“ neue Waffenlieferungen für die Ukraine an, unter anderem die von Kiew erhofften Patriot-Abwehrsysteme. Die US-Waffen sollen von europäischen Ländern wie Deutschland bezahlt werden.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) lobte Trumps Entscheidung und erklärte, Deutschland werde sich bei der Finanzierung der Waffenlieferungen „entschieden einbringen“. Es ist Pistorius‘ erster Besuch in Washington seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Januar. (afp/dpa/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion