Polen organisiert Militär-Bootcamps – 1.400 Euro gibt es für die, die durchhalten

Bootcamps in den Sommerferien sind beliebt bei Menschen, die fit bleiben oder werden wollen. In Polen haben Bootcamps eine ganz andere Bedeutung: Angesichts der russischen Bedrohung machen in diesem Jahr fast 10.000 junge Polen „Sommerferien bei der Armee“.
Wer die freiwillige militärische Grundausbildung einen Monat lang durchhält, wird mit 1.400 Euro entlohnt. Der gesetzliche Mindestlohn in Polen beträgt derzeit etwa 1.700 bis 1.100 Euro. Das durchschnittliche Monatsgehalt liegt bei 2.050 bis 2.200 Euro.
„Das sind wirklich keine Ferien, das ist intensives militärisches Training“, sagt Michal Piekut, ein 29 Jahre alter Student, der mit Tarnfarbe im Gesicht und in Uniform gerade eine schwere Munitionskiste über das sandige Übungsgelände gezogen hat. „Ich dachte schon, ich schaffe das nicht“, räumt er schwitzend ein.

Die Freiwilligen beim Schießtraining auf einem Militärschießplatz am Stadtrand von Warschau, Polen, am 22. Juli 2025. Foto: Wojtek Radwanski/AFP via Getty Images
Er hat sich zu dem militärischen Sommerlager entschieden, weil er Reservesoldat werden möchte. „Und wenn nötig, meinem Vaterland dienen“, fügt er hinzu. Auf dem Übungsplatz in der Nähe von Warschau trainieren junge Menschen das Werfen von Granaten und die Evakuierung von Verletzten.
Als Ziel winkt auch ein militärischer Rang
„Das Training umfasst Schieß- und Taktikunterricht, Feldstudien und Luftverteidigung“, erklärt Patrycja Adamska, Sprecherin einer der Einheiten, die an dem vom Verteidigungsministerium lancierten Programm teilnimmt. „Die Rekruten können so die Disziplin des Soldatenlebens erleben“, fügt sie hinzu.
[etd-related posts=“5207542, „]
Die Teilnehmer, die überwiegend zwischen 18 und 20 Jahre alt sind, verbringen 27 Tage in einer Einheit und erhalten anschließend einen militärischen Rang. Danach können sie sich für eine weitere Militärlaufbahn entscheiden oder werden Reservisten.
Leutnant: „Tolle Alternative zu Sommerjob“
Das Programm sei eine „tolle Alternative zu Sommerjobs“, meint Leutnant Michal Gelej von der Armeerekrutierungsstelle. Er verweist darauf, dass die Teilnehmer 1400 Euro verdienen können. Das Verteidigungsministerium hatte in einer groß angelegten Kampagne in Onlinediensten für die „Sommerferien bei der Armee“ geworben.

Goran Meredith, 19, Student der Amerikanistik, nimmt am 22. Juli 2025 am militärischen Ausbildungsprojekt am Stadtrand von Warschau, Polen, teil. . Foto: Wojtek Radwanski/AFP via Getty Images
Die Aussicht darauf war eines der Argumente für den 19 Jahre alten Studenten Goran Meredith, sich für das Bootcamp zu entscheiden. Aber auch der Ukraine-Krieg habe ihn dazu bewogen, erklärt er.
Für viele junge Erwachsene sei das Programm allerdings zu anstrengend, gibt er zu bedenken. „Wir sind erst in der ersten Woche, und es haben schon zehn Leute aufgegeben“, sagt Meredith.
[etd-related posts=“5198022, 5108542″]
„Das ukrainische Beispiel zeigt, dass eine Berufsarmee in etwa einem Jahr aufgebraucht ist, wenn sie nicht auf angemessene Reserven zurückgreifen kann“, erklärt Bartosz Marczuk vom Politikinstitut Sobieski. Er ist Ko-Autor eines Berichts zu einer möglichen Einführung von verpflichtendem Militärtraining in Polen. „Wir sind das größte Land an der Ostflanke der NATO“, betont er.
Falls Polen die 2009 abgeschaffte Wehrpflicht wieder einführen wolle, müsse dies durch freiwillige Programme vorbereitet werden. „Deshalb müssen alle Initiativen dieser Art unterstützt werden“, sagt er. Kurz nach Beginn des Ukrainekrieges 2022 hatte Polen ein neues Sicherheitsgesetz verabschiedet, um die Zahl seiner Soldaten aufzustocken.
Im März kündigte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk an, dass Polen sein freiwilliges Militärtraining für 18- bis 60-Jährige bis 2027 auf 100.000 Rekruten pro Jahr erweitern wolle, um eine „Armee von Reservisten“ zu schaffen. Derzeit lassen sich jährlich etwa 35.000 Menschen in Polen militärisch ausbilden. (afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion