Proteste in Indonesien spitzen sich zu: Drei Tote – Demonstranten zünden Rathaus an

Der Tod eines Motorradtaxi-Fahrers bei einer Demonstration hat in Indonesien heftige Proteste ausgelöst. Die Polizei ging mit Tränengas gegen hunderte Demonstranten in der Haupstadt Jakarta vor. In der Stadt Makassar flogen Molotow-Cocktails, Demonstranten zündeten Fahrzeuge an, stürmten das Rathaus und setzten es in Brand.
Titelbild
Während einer Demonstration vor der Polizeistation von Bali in Denpasar, Indonesien, am 30. August 2025. Indonesien wird seit dem 29. August von Protesten in großen Städten wie der Hauptstadt Jakarta erschüttert.Foto: Sonny Tumbelaka/AFP via Getty Images
Epoch Times31. August 2025

In Kürze:

  • Zuerst protestierten die Menschen gegen hohe Zulagen für Abgeordnete.
  • Bei einer Demonstration überfuhr ein gepanzertes Polizeiauto einen Motorradtaxi-Fahrer. Dieser kam ums Leben.
  • Seither flackern im ganzen Land Proteste auf.
  • Das Rathaus der Stadt Makassar wurde in Brand gesteckt, auch das Gebäude des Provinzrats von West-Nusa Tenggara brannte.
  • TikTok schaltet in Indonesien für einige Tage die Funktion für Live-Übertragungen ab.

 

In Indonesien spitzen sich Massenproteste gegen die Regierung immer weiter zu. Zehntausende Menschen sind seit Tagen in der Hauptstadt Jakarta und anderen Landesteilen auf den Straßen, um gegen die Einführung hoher Zulagen für Abgeordnete zu demonstrieren – während gleichzeitig Steuermaßnahmen und Inflation vielen Bürgern schwer zu schaffen machen.

Es kam zu schweren Zusammenstößen mit den Einsatzkräften, die daraufhin Hunderte Demonstranten festnahmen, wie indonesische Medien berichteten. Die Polizei setzte auch Tränengas und Wasserwerfer gegen die Menge ein. Vor allem Studenten beteiligen sich an den Protesten.

Polizeiwagen tötet Motorradtaxi-Fahrer

Die Wut richtete sich anfangs vor allem gegen eine zusätzliche monatliche Wohnungszulage von 50 Millionen Indonesischen Rupien (etwa 2.600 Euro) für Abgeordnete – eine Summe, die den Monatslohn etlicher Indonesier um ein Vielfaches übersteigt. Die Wohnzulage ist fast zehn Mal so hoch ist wie der Mindestlohn in der indonesischen Hauptstadt.

Proteste eskalierten am 28. August, nachdem der Fahrer eines Motorradtaxis in Jakarta bei Protesten von einem gepanzerten Polizeifahrzeug des Mobile Brigade Corps (Brimob) überrollt und getötet wurde – was landesweite Empörung auslöste.

Der 21-Jährige war nahe dem Parlamentsgebäude überfahren worden, als sich das Fahrzeug einen Weg durch die Menschenmenge bahnte. Die Brimob ist eine Spezialeinheit für paramilitärische Einsätze der Nationalpolizei, die bei Demonstrationen eingesetzt wird.

Demonstranten versammeln sich während einer Gewerkschaftsdemonstration für bessere Arbeitsbedingungen in der Nähe des Parlaments in Jakarta am 28. August 2025. Foto: Yasuyoshi Chiba/AFP via Getty Images

Die Polizei entschuldigte sich für den Vorfall. „Wir können nicht ändern, was passiert ist. Aber wir übernehmen die Verantwortung dafür“, sagte ein Polizeisprecher. Er fügte hinzu, dass gegen den Fahrer des gepanzerten Fahrzeugs ermittelt werde. Sieben Mitglieder der Mobilen Brigade wurden festgenommen. Indonesiens Präsident Prabowo Subianto kündigte an, Ermittlungen zum Tod des Motorradtaxi-Fahrers zu veranlassen.

Tags darauf ging die indonesische Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas gegen hunderte Demonstranten in der Hauptstadt Jakarta vor, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Menschen versammelten sich vor dem Hauptquartier der Mobilen Brigade der Polizei in Jakarta, um gegen den Tod des Motorradtaxi-Fahrers zu demonstrieren.

Wasserwerfer werden eingesetzt, um Demonstranten während einer Protestaktion gegen die Mobile Brigade Corps (Brimob) zu vertreiben, nachdem in der Nacht zuvor ein Motorradtaxifahrer ums Leben gekommen war. Die Aktion fand am 29. August 2025 vor der Residenz des Gouverneurs in Surabaya statt. Foto: Juni Kriswanto/AFP via Getty Images

Viele der Demonstranten waren selbst Motorradtaxi-Fahrer, in Indonesien häufig „Ojeks“ genannt. „Ich nehme an den Protesten teil, weil ich sehr besorgt über den Tod meines Fahrerkollegen bin“, sagte der 52-jährige Muzakir AFP.

Ausbreitung der Proteste – Rathaus in Brand gesteckt

Wenig später breitete sich der Protest auf andere Städte des Landes aus. Vor dem Brimob-Hauptquartier in Jakarta demonstrierten tausende Motorrad-Taxifahrer. Einige Demonstranten warfen Feuerwerkskörper, Molotow-Cocktails und Steine, andere legten Feuer. Auch aus Städten wie Yogyakarta, Bandung, Solo und Semarang auf der Insel Java sowie Medan auf Sumatra wurden Proteste gemeldet.

Bei Unruhen in der Stadt Makassar im Osten Indonesiens kamen mindestens drei Menschen ums Leben. Demonstranten warfen Molotow-Cocktails, zündeten Fahrzeuge an, stürmten das Rathaus und setzten es in Brand, wie Rahmat Mappatoba, ein Beamter der Stadtverwaltung, AFP mitteilte. Bei dem Brand im Rathaus seien drei Menschen ums Leben gekommen, die in dem Flammen eingeschlossen wurden, fügte er hinzu.

Das Gebäude des Stadtrats von Makassar wird während einer Demonstration in Makassar, Süd-Sulawesi, am 29. August 2025 in Brand gesetzt. Foto: Deng Mansur/AFP via Getty Images

Bei zwei der Toten handelte es sich demnach um Mitarbeiter des Rathauses. Mindestens vier Menschen wurden zudem verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Die Ausschreitungen seien schlimmer als erwartet gewesen, sagte Mappatoba. „Normalerweise werfen Demonstranten bei Protesten nur Steine oder verbrennen Reifen vor dem Büro. Sie stürmen niemals das Gebäude oder zünden es an“, sagte er weiter. Das Feuer konnte inzwischen gelöscht werden.

Weitere Proteste zu erwarten

Da in der Bevölkerung weiterhin Verärgerung herrscht, sind neue Proteste absehbar. Gestern versammelten sich hunderte Menschen vor dem Hauptquartier der Polizei in Ost-Java in Surabaya, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP von dort berichtete. Auch auf der Ferieninsel Bali wurde demonstriert.

Im Internet wurden Aufrufe für Protestkundgebungen vor dem Parlament in Jakarta veröffentlicht, bei denen die Auflösung der Volksvertretung gefordert werden soll. Die Videoplattform TikTok teilte mit, wegen der „Eskalation der Gewalt“ in Indonesien schalte sie dort für einige Tage ihre Funktion für Live-Übertragungen ab.

Tiefere Ursachen

Bereits im Februar demonstrierten tausende Menschen gegen Präsident Prabowo. Anlass waren umfangreiche Sparmaßnahmen. Der Staatschef nahm die Kürzungen nach eigenen Angaben vor, um populäre Programme wie kostenlose Mahlzeiten für Schulkinder und Schwangere zu finanzieren.

Dies verringerte nicht die Unzufriedenheit vieler Indonesier über die Wirtschaftslage. Es gebe „Probleme mit ungerechten Steuern, der sinkenden Kaufkraft der Menschen und dem Mangel an Arbeitsmöglichkeiten“, sagt der Leiter des Center of Economic and Law Studies (Celios) in Jakarta, Bhima Yudhistira Adhinegara.

Ein Polizist mit einem Megafon, während das Gebäude des Provinzrats von West-Nusa Tenggara brennt, nachdem es am 30. August 2025 von Demonstranten in Mataram auf der Insel Lombok, West-Nusa Tenggara, in Brand gesetzt wurde. Foto: Sadim/AFP via Getty Images

Nach Angaben des Arbeitsministeriums wurden in Indonesien im ersten Halbjahr 2025 mehr als 42.000 Menschen entlassen – ein Anstieg um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Fahrdienstleister wie die Motorradtaxis müssen mehr Abgaben zahlen und länger arbeiten.

Laut Bhima eskalierte die Lage, weil die Abgeordneten in Indonesiens Parlament offenbar kein Verständnis für die Nöte einfacher Leute hatten. „Die Probleme türmten sich auf wie trockenes Heu und das Parlament entzündete das Feuer“, analysiert der Experte. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs.“ (afp/dpa/ks)

 



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