Putin und Xi senden gemeinsame Botschaft an den Westen

In Kürze:
- Putin und Xi unterzeichnen über 20 Abkommen, darunter zur Erdgaspipeline „Power of Siberia 2“.
- Pipeline soll jährlich 50 Milliarden Kubikmeter Gas nach China liefern.
- Besuch Putins in China als längster Auslandsaufenthalt seit Beginn des Ukraine-Krieges.
- Gipfel in Peking zeigt zunehmende Abgrenzung von Russland, China und SCO-Staaten gegenüber dem Westen.
Der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping haben am Dienstag, 2. September, in Peking ihre politischen und wirtschaftlichen Verbindungen intensiviert. Beide Staatschefs unterzeichneten mehr als 20 Kooperationsabkommen. Diese erstrecken sich auf Bereiche wie Energie, Luftfahrt, Landwirtschaft, aber auch künstliche Intelligenz.
Eines der zentralen Abkommen, das Russland und China bei dieser Gelegenheit abgeschlossen haben, betrifft ein zuvor lange blockiertes Abkommen über den Bau einer neuen Erdgaspipeline. Wie „Radio New Zealand“ unter Berufung auf den staatlichen russischen Energiekonzern Gazprom berichtet, haben die beiden Staatschefs einen rechtsverbindlichen Vertrag über das Projekt „Power of Siberia 2“ abgeschlossen.
Putin und Xi unterzeichnen Vertrag über geplante Gaspipeline
Zuvor hatten Putin und Xi ein Treffen mit dem mongolischen Präsidenten Uchnaagiin Chürelsüch abgehalten. Die Pipeline soll über mongolisches Staatsgebiet verlaufen. Über diese sollen, wenn sie fertiggestellt ist, jährlich 50 Milliarden Kubikmeter Gas vom Westen Russlands nach Nordchina fließen.
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Teil der Vereinbarung soll ein Liefervertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren sein. Der Preis, den Peking für die Lieferungen bezahlen soll, werde niedriger sein als jener, der in Europa fällig gewesen sei. Dies äußerte Gazprom-Vorstandschef Aleksey Miller laut einem Bericht der staatlich russischen Nachrichtenagentur „TASS“.
Putin war am Sonntag in China eingetroffen. Zuvor hatte er am zweitägigen Sicherheitsgipfel in der chinesischen Hafenstadt Tianjin teilgenommen, der am Montag zu Ende ging. Der Führer der KP Chinas, Xi Jinping, empfängt in dieser Woche mehrere hochrangige internationale Gäste. Anlass ist der Gipfel der Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SCO). Zudem wird es am Mittwoch eine große Veranstaltung zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Asien geben.

Die Staatschefs Wladimir Putin und Xi Jinping spazieren am 2. September 2025 gemeinsam durch das Zhongnanhai-Führungsgelände in Peking. Foto: ALEXANDER KAZAKOV/POOL/AFP via Getty Images
Beziehungen zwischen Russland und China „auf beispiellos hohem Niveau“
Im Zuge des Treffens mit Xi lobte Putin die russisch-chinesischen Beziehungen. Diese befänden sich auf einem „beispiellos hohen Niveau“. Er erinnerte an die Verbundenheit zwischen der damaligen Sowjetunion und dem von Japan bedrängten China in den 1930er-Jahren.
Die „Entschlossenheit bei der Verteidigung gemeinsamer Interessen“, die sich damals gezeigt habe, sei eine Grundlage für die strategische Ausrichtung beider Länder „in der neuen Ära“. Xi bezeichnete seinerseits Putin als „alten Freund“ und erklärte, die chinesisch-russischen Beziehungen hätten „den sich verändernden internationalen Umständen standgehalten“.
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Der KP-Chef betonte, China sei bereit, mit Russland zusammenzuarbeiten, um „die Entwicklung und Wiederbelebung des jeweils anderen Landes zu unterstützen“. Beide Staatschefs betonten, dabei einer internationalen Ordnung unter dem Dach der UNO eine entscheidende Rolle zuzumessen.
Gipfel zeigt Scheitern der Isolationsstrategie gegen Russland
Der Besuch Putins in China ist sein bislang längster Auslandsaufenthalt seit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022. Neben den Wirtschafts- und Energieverträgen sind vor allem die geopolitischen Signale von Bedeutung, die von dem Besuch bei Xi ausgehen. Immerhin handelt es sich bis dato auch um den größten SCO-Gipfel in der bisherigen Geschichte der Organisation.
Neben Putin ist unter anderem Indiens Premier Narendra Modi unter den mehr als 20 Staatsführern, die sich in dieser Woche in China eingefunden haben. Auch Pakistan und der Iran sind auf dem Gipfel vertreten. Aus Putins Sicht ist die wichtigste Botschaft, die von diesem ausgeht, dass die europäische Strategie der globalen Isolierung Russlands gescheitert ist.

In Tianjin berät sich Indiens Premier Narendra Modi mit Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping vor Beginn des SCO-Gipfels. Foto: Suo Takekuma – Pool/Getty Images
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Aber auch für die USA bedeutet das Zusammenrücken eine zusätzliche Herausforderung. Unter Präsident Donald Trump ist auch Washington – zum Leidwesen der Europäer – von der Isolationsstrategie gegenüber Russland abgerückt. Die Amerikaner bemühen sich um Frieden in der Ukraine und stellen dem Kreml im Gegenzug den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen in Aussicht.
Zusammenrücken gegen den Westen trotz Trumps veränderter Politik
Auch hier spielen geopolitische Erwägungen der USA eine Rolle. Die Regierung Trump betrachtet China als den primären und gefährlichsten geopolitischen Rivalen. Deshalb ist es im Interesse des Weißen Hauses, die eigenen Beziehungen zu Russland zu verbessern, um das Land aus einer immer stärkeren Verbindung und Abhängigkeit von China zu lösen.
Dass Putin in Peking ein gefragter Gesprächspartner ist, illustriert auch ein Zusammenrücken der BRICS- und SCO-Länder gegen den Westen – und dabei auch gegen die USA. Trump hatte gedroht, im Fall eines Scheiterns der Friedensbemühungen für die Ukraine weitreichende Sanktionen zu verhängen. Diese sollten sich gegen Russland, aber auch dessen wichtigste neue Handelspartner richten.
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Der Gipfel in Peking deutet jedoch darauf hin, dass die versammelten Staatenführer das Risiko wirtschaftlicher Spannungen mit dem Westen einzugehen bereit sind – mit dem Ziel, dessen weltweiten Einfluss weiter zu verringern.
Kein neuer Block – aber stufenweise stärkerer „alternativer Pol“
Gegenüber dem britischen Magazin „iNews“ nahm unter anderem Dr. Giulia Sciorati zu der Bedeutung des Gipfels Stellung. Die Forscherin vom Department of International Relations der London School of Economics (LSE) äußerte, der Gipfel schaffe keinen neuen Block in dem Sinne, wie es ihn im Kalten Krieg gegeben habe. Er signalisiere jedoch „die stufenweise Konsolidierung eines alternativen Pols in der internationalen Politik“.
Russland werde jedoch kein Ende des Ukraine-Krieges um jeden Preis suchen, weil der Krieg in der Ukraine „strukturelle Ursachen“ habe. Diese hätten mit der Expansion der NATO an die russischen Grenzen zu tun. Der Kreml werde an seinen Kriegszielen in der Ukraine festhalten: einer Entwaffnung Kiews, einem Ende der NATO-Ambitionen des Landes und mittlerweile einer Anerkennung der Gebietsverschiebungen.
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Das weitere Zusammenrücken zwischen Russland und China habe wenig Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg selbst. „Aber sie erschweren die westlichen Bemühungen, Moskau zu isolieren“, so die Einschätzung der China-Expertin. Und weiter: Russland wisse jedoch, dass es chinesische Kredite über die SCO erhalten könne. Diese würden dem Land auch die erforderlichen Mittel für einen längeren Krieg in der Ukraine verschaffen.
Putin und Xi wollen Westen im globalen Einfluss entscheidend schwächen
Ähnlich sieht es Anton Barbaschin vom Politanalyse-Magazin „Riddle“. Er betont, Russland gehe es bei den nun unterzeichneten Wirtschaftsvereinbarungen darum, die Beziehungen zu seinen neuen Verbündeten zu stärken. Dies solle das Land, das als das weltweit am stärksten sanktionierte gilt, vor der Wirkung weiterer westlicher Maßnahmen schützen.
Um das zu untermauern, werde der Kreml auch versuchen, den Aufbau einer alternativen Finanzinfrastruktur voranzutreiben. Dabei würden die BRICS zum Schlüsselfaktor werden, zu denen nun auch Länder wie der Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zählen.
Barbaschin erläuterte, der Kreml würde auf eine Strategie setzen, die den Westen ab den 2030er oder 2040er Jahren entscheidend schwächen solle. Dieser solle dazu bewegt werden, zu akzeptieren, dass er bei der Setzung internationaler Regeln und Normen den wichtigsten nicht-westlichen Führern auf halber Strecke entgegenkommen müsse.
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