Putins Pufferzone: Neue Eskalation an der ukrainisch-russischen Grenze

Putins geplante Sicherheitszone an der russisch-ukrainischen Grenze soll nicht nur militärischen Schutz bieten, sondern auch den Wiederaufbau der vom Krieg betroffenen Regionen fördern. Doch Kiew sieht in der Maßnahme eine Blockade des Friedensprozesses. Die Situation an der Grenze bleibt volatil.
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Präsident Wladimir Putins Ankündigung einer Pufferzone sorgt international für Besorgnis.Foto: Gavriil Grigorov/POOL/AFP via Getty Images
Von 23. Mai 2025

Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte am Donnerstag die Einrichtung einer sogenannten Pufferzone entlang der ukrainischen Grenze an.

Zur Begründung erklärte er: „Diese zusätzliche Unterstützung wird von den Bewohnern der Region Kursk sowie anderer Gebiete in unmittelbarer Nähe der Kampfhandlungen benötigt – darunter auch der Regionen Belgorod und Brjansk.“

Aus dem ukrainischen Außenministerium hieß es später am selben Tag, Putins Aussagen zeigten einmal mehr, dass Russland kein ernsthaftes Interesse an einem echten Friedensprozess habe.

Pikant ist die Situation jedoch, weil Präsident Wolodymyr Selenskyj im August vergangenen Jahres selbst ähnliche Argumente für den Einmarsch in die russische Grenzregion Kursk vorbrachte. Damals rechtfertigte er den militärischen Vorstoß auch mit dem Ziel, eine Pufferzone zu schaffen, die weitere Angriffe Moskaus von jenseits der Grenze verhindern solle.

Die jetzige Maßnahme Putins erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender Angriffe auf russisches Grenzgebiet. Moskau macht die Ukraine dafür verantwortlich. Dabei betonte Putin, dass die ukrainischen Streitkräfte gezielt Ziele ohne militärische Bedeutung beschießen würden, darunter zivile Infrastruktur, Wohngebäude und unbeteiligte Zivilisten.

Vor seiner Ankündigung besuchte Putin Kursk persönlich. Das Gebiet war Schauplatz intensiver ukrainischer Angriffe in den vergangenen Monaten. Nach Angaben der russischen Führung sei die Region inzwischen vollständig befreit. Kiew widerspricht dem jedoch.

Die Pufferzone

Die Initiative zur Einrichtung einer Sicherheitszone ging unter anderem auf eine direkte Bitte von Pawel Solotarew zurück, dem Verwaltungschef von Gluschkowo, eines Bezirks im Südwesten der russischen Oblast Kursk, direkt an der Grenze zur Ukraine. Solotarew forderte Putin auf, die ukrainischen Streitkräfte aus dem Grenzgebiet zu vertreiben und eine Pufferzone einzurichten.

Kurz darauf kündigte Putin an, den Befehl bereits erteilt zu haben. „Dieses Problem wird gelöst“, sagte er. Die Umsetzung sei in vollem Gange, erste Maßnahmen wie Minenräumungen und die Ausschaltung feindlicher Stellungen seien bereits angelaufen.

Was genau unter der Pufferzone zu verstehen ist, bleibt bislang unklar. Laut Andrej Krasow, dem ersten stellvertretenden Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, werde die Größe der Zone je nach Bedrohungslage variieren. Artillerieangriffe erforderten andere Schutzmaßnahmen als Raketenbeschuss. Gleichzeitig brachte er eine mögliche Zusammenarbeit mit der Ukraine ins Spiel, sollte es zu neuen Verhandlungen kommen.

Langfristig solle die Zone nicht nur Schutz bieten, sondern auch die Rückkehr ehemaliger Bewohner in ihre Heimatdörfer ermöglichen, führte Putin aus. Dazu seien umfassende Wiederaufbaumaßnahmen geplant, einschließlich der Erneuerung der Infrastruktur, der Stabilisierung wirtschaftlicher Betriebe sowie gezielter Unterstützung lokaler Unternehmer.

Auf der Karte sind die drei betroffenen westlichen Regionen Russlands (Kursk, Belgorod und Brjansk) entlang der ukrainischen Grenze mit blauer Umrandung markiert. Foto: iStock/dikobraziy; Epoch Times

Kiew: Putin behindert Friedensprozess

„Ich erinnere die Welt daran, dass Putins Äußerungen zur ‚Pufferzone‘ in einer Zeit gemacht wurden, in der aktive Bemühungen unternommen werden, einen vollständigen und dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen, das Töten zu beenden und den Frieden zu fördern“, schrieb der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha auf X. Die Reaktion erfolgte kurz nach Putins Ankündigung.

Sybiha bezeichnete Putins Forderungen als „aggressiv“, was seiner Ansicht nach deutlich mache, dass Russland den Friedensprozess klar ablehnt. Der Minister forderte einen verstärkten Druck auf Putin, „damit dieser Krieg endlich beendet wird“.

Sowohl von russischer als auch von ukrainischer Seite wurde außerdem darüber gesprochen, dass Russland plane, die Pufferzone auf das nordöstliche ukrainische Grenzgebiet bei Sumy auszuweiten. Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyi sagte im November 2024, dass die Offensive in Kursk, die im August vergangenen Jahres begonnen hat, aus diesem Grund erfolgt sei. Dadurch konnten ukrainische Streitkräfte verhindern, dass Russland damals eine Pufferzone im ukrainischen Grenzgebiet Sumy einrichtete.

Gleichzeitig wollten die ukrainischen Truppen aber auch genau aus dem Grund in Kursk einmarschieren, um sich dort ebenfalls eine Pufferzone zu schaffen. Die Situation ist derzeit also in einer Pattsituation, da beide Seiten vorhaben, ihre Pufferzone auf das Gebiet des anderen Landes auszuweiten. Und dafür kritisieren sie sich gegenseitig.

Der ukrainische Generalstab erklärte am 21. Mai, dass die Lage in Kursk weiterhin schwierig sei, die ukrainischen Streitkräfte aber ihre Positionen halten und den russischen Truppen Verluste zufügen würden.

Auf die von der russischen Führung erwähnten Hinweise, dass die Ukraine bei der Einrichtung der Pufferzone mit Moskau zusammenarbeiten könnte, gab es bisher keine Reaktion. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Frage im Verlauf der Friedensverhandlungen entwickeln wird.



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