Reaktionen auf Trump-Zölle – Scholz: Ein „Anschlag“ auf die globale Handelsordnung

US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle von zehn bis 49 Prozent für Handelspartner weltweit angekündigt. Importe aus der Europäischen Union werden mit Aufschlägen von 20 Prozent belegt, solche aus China mit 34 Prozent, wie Trump am Mittwoch in Washington sagte.
Deutsche Industrievertreter und europäische Politiker reagierten besorgt. China kündigte Gegenmaßnahmen an.
Scholz: US-Zölle „Anschlag“ auf die globale Handelsordnung
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die weltweit verhängten Zölle als „grundfalsch“ und „Anschlag“ auf die globale Handelsordnung kritisiert. „Die US-Regierung beschreitet einen Weg, an dessen Ende es nur Verlierer geben wird“, sagt der Kanzler am Donnerstag in Berlin. „Das ist ein Anschlag auf eine Handelsordnung, die Wohlstand überall auf dem Globus geschaffen hat.“
„Die jüngsten Zollentscheidungen des US-Präsidenten halte ich für grundfalsch“, sagte Scholz weiter. „Die gesamte Weltwirtschaft wird unter diesen undurchdachten Entscheidungen leiden.“
Scholz: US-Zölle sind „Anschlag auf eine Handelsordnung, die Wohlstand überall auf dem Globus geschaffen hat“. Die USA schade sich damit selbst. „Die EU verfügt über den stärksten Binnenmarkt der Welt mit 450 Millionen Verbrauchern. Das gibt uns Kraft.“ Die EU werde reagieren. pic.twitter.com/1dfGPKfgJy
— Epoch Times Deutsch (@EpochTimesDE) April 3, 2025
Die EU stehe für Gespräche mit der US-Regierung zur Verfügung, „um einen Handelskrieg abzuwenden“. Die EU-Staaten setzten dabei auf Kooperation, nicht auf Konfrontation und würden zugleich ihre Interessen verteidigen. „Europa wird entschlossen, stark und angemessen auf die Entscheidung der USA reagieren, sagte der Kanzler.
Habeck warnt vor weltweit massivem Schaden
Der geschäftsführende Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zog eine Parallele zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Russlands Angriff auf die Ukraine.
Trumps Zollankündigung „sind die disruptivsten Zollerhöhungen seit 90 Jahren“, sagt Bundeswirtschaftsminister Habeck. Die Entscheidung sei „durchaus vergleichbar“ (…) „mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine und der Drohnengasmangelage“, die die letzte Legislaturperiode prägte. pic.twitter.com/skuvDXjpRn
— Epoch Times Deutsch (@EpochTimesDE) April 3, 2025
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat davor gewarnt, dass die „US-Zoll-Manie“ weltweit massiven Schaden anrichten könne. „Die US-Zoll-Manie kann eine Spirale in Gang setzen, die auch Länder in die Rezession reißen kann und weltweit massiv schadet“, erklärte Habeck am Donnerstag. Das werde „schlimme Folgen für viele Menschen“ haben.
„Wir haben immer auf Verhandlungen gedrängt, nicht auf Konfrontation“, betonte der Grünen-Politiker. Wenn die USA allerdings keine Verhandlungslösung wollten, werde die EU eine „ausgewogene, klare und entschlossene Antwort geben“. Dazu sei es notwendig, als EU geschlossen zu handeln.
Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), nannte die Zölle schädlich für „beide Seiten des Atlantiks“. Europa sei „bereit, seine Interessen zu verteidigen“, schrieb er auf X – aber auch „offen für faire“ Gespräche.
Starmer: „Für besten Deal für Großbritannien kämpfen“
Großbritannien, das auf eine Verhandlungslösung mit den USA gehofft hatte, befürchtet nun wirtschaftliche Auswirkungen. Premierminister Keir Starmer werde weiterhin mit Washington verhandeln – „Wir werden für den besten Deal für Großbritannien kämpfen“, kündigte er am Donnerstag an.
„Niemand gewinnt in einem Handelskrieg“, führte Starmer aus. Großbritannien werde jedoch mit „Pragmatismus und kühlem Kopf“ reagieren. „Wir verfügen über eine Reihe von Instrumenten“, sagte er weiter. Ziel sei weiterhin ein Abkommen mit den USA. „Aber nichts ist vom Tisch.“
Großbritannien sei verglichen mit der EU in einer besseren Position, hob Reynolds hervor. Dennoch seien die zehn Prozent Zoll für Großbritannien „eine Enttäuschung“.
Von der Leyen: „Europäer „bereit zu reagieren“
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Trumps angekündigten Zölle scharf kritisiert und entsprechende Reaktionen angekündigt.
Die neuen Zölle seien ein „schwerer Schlag für die Weltwirtschaft“, sagte von der Leyen am Donnerstag bei einem Besuch in der usbekischen Stadt Samarkand. Sie bedauerte die Entscheidung „zutiefst“ und fügte hinzu, es sei „noch nicht zu spät“ für Verhandlungen. Die Europäer seien aber „bereit zu reagieren“.
Die EU-Mitgliedsstaaten arbeiteten bereits an einem „neuen Paket“ von Gegenmaßnahmen, „um unsere Interessen und unsere Unternehmen zu schützen, falls die Verhandlungen scheitern“, sagte die Kommissionschefin. Von der Leyen äußerte sich auf Englisch, Französisch und Deutsch in einer Videoansprache in Usbekistan, wo sie diese Woche an einem Gipfeltreffen zwischen Vertretern der EU und Zentralasien teilnimmt.
Zugleich signalisierte von der Leyen die anhaltende Bereitschaft zu weiteren Gesprächen mit der US-Regierung. „Es gibt einen alternativen Weg“, sagte von der Leyen. Die Bedenken könnten durch Verhandlungen ausgeräumt werden.
Sie verwies darauf, dass EU-Handelskommissar Maros Sefcovic „in ständigem Kontakt“ mit seinem US-Kollegen Howard Lutnick stehe. „Wir werden uns bemühen, die Hindernisse zu verringern und nicht zu erhöhen.“
Kritisch äußerte sich auch Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, die Trump eigentlich nahesteht. Sie nannte die neuen Zölle „falsch“. Irland drängte die EU zu einer „verhältnismäßigen“ Reaktion. Kritik kam ebenso aus Australien.
EU-Ratspräsident setzt auf Freihandel mit anderen Partnern
EU-Ratspräsident Antonio Costa drängt die Europäische Union nach den neuen US-Zöllen Freihandelsabkommen mit anderen Ländern abzuschließen. „Wir werden mit allen unseren Partnern zusammenarbeiten und unser Handelsnetz weiter stärken und ausbauen. Jetzt ist es an der Zeit, die Abkommen mit Mercosur und Mexiko zu ratifizieren und die Verhandlungen mit Indien und anderen wichtigen Partnern entschlossen voranzutreiben“, verkündete Costa in einem X-Beitrag.
China erklärte, dass es sich „entschieden“ gegen die neuen US-Zölle auf seine Exporte wehre und kündigte „Gegenmaßnahmen zum Schutz seiner eigenen Rechte und Interessen“ an.
Japan nannte die Zölle „äußerst bedauerlich“ und verwies auf einen möglichen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO und das bestehende Handelsabkommen zwischen beiden Ländern.
Kanada kündigte Gegenmaßnahmen an, Brasiliens Parlament billigte ein Gesetz das der Regierung eine Reaktion auf mögliche Handelskonflikte erlaubt.
Mögliche EU-Antwort laut Frankreich: US-Digitalkonzerne angreifen
Frankreichs Premierminister François Bayrou hat die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle als „Katastrophe für die Weltwirtschaft“ bezeichnet. „Es bedeutet immense Schwierigkeiten für Europa“, sagte Bayrou am Donnerstag in Paris. „Ich glaube, es ist auch eine Katastrophe für die USA und für deren Bürger“, fügte er hinzu.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will sich am Nachmittag in Paris mit Vertretern der besonders betroffenen Branchen treffen. Die französischen Wein- und Spirituosenhersteller rechnen mit einem Exporteinbruch in Höhe von 800 Millionen Euro.
Im Gegenzug auf die Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump rechnet Frankreich mit EU-Maßnahmen gegen US-Digitalkonzerne. In ihrer Antwort auf die Zölle könne die EU wohl „die digitalen Dienste angreifen“, sagte die französische Regierungssprecherin Sophie Primas am Donnerstagmorgen in Paris. Die EU sei „bereit zu einem Handelskrieg“.
In Handelsfragen ist in der EU die Kommission in Brüssel zuständig, sie berät sich mit den Mitgliedstaaten. Eine Digitalsteuer etwa kann die Kommission nicht eigenhändig einführen – sie könnte aber Strafen gegen US-Digitaldienste wie Google, Apple und Meta wegen Verstößen gegen die europäischen Digitalgesetze und Wettbewerbsregeln verhängen, wegen denen in Brüssel bereits Verfahren laufen. (afp/dpa/il)
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