Reform unerlässlich: Wikipedia-Mitbegründer Larry Sanger sieht die Plattform von Linken unterwandert

Larry Sanger, der Mitbegründer von Wikipedia, wirft der Enzyklopädie vor, gegenüber konservativen und religiösen Standpunkten voreingenommen geworden zu sein. Er sagt: „Wikipedia ist eine der Institutionen, durch die die Linke marschiert ist.“ Sanger stellt einige Ideen vor, um mehr Meinungsvielfalt zu bewirken.
Wikipedia, das Online-Lexikon, bei dem jeder mitschreiben kann, wurde im Januar 2001 von Jimmy Wales und Larry Sanger in Leben gerufen.
Wikipedia wurde im Januar 2001 von Jimmy Wales und Larry Sanger ins Leben gerufen.Foto: Riccardo Milani/Hans Lucas/Hans Lucas via AFP
Von , 21. Oktober 2025

In Kürze:

  • Wikipedia-Mitbegründer Larry Sanger hält eine Reform der Enzyklopädie für unerlässlich.
  • Er bemängelt die fehlende Ausgewogenheit und bezeichnet die Website als von linken Kräften unterwandert.
  • Redaktionelle Regeln dienen seiner Ansicht nach der Durchsetzung ideologischer Konformität.
  • In letzter Konsequenz könnte der US-Kongress tätig werden, um eine Reform der Plattform zu erzwingen.

 

Wikipedia-Mitbegründer Larry Sanger spricht sich für eine grundlegende Reform der Online-Enzyklopädie aus. So müssten Fairness und freie Meinungsäußerung auf die Plattform zurückkehren. Der 57-Jährige kritisiert, dass Wikipedia systemisch voreingenommen gegenüber konservativen, religiösen und anderen Standpunkten sei. Sanger, der jetzt die Knowledge Standards Foundation leitet, schlägt eine Basisbewegung vor, die sich für die Berücksichtigung unterschiedlicher Standpunkte einsetzt. Auf diese Weise sei Wikipedia zu retten.

Systemische Voreingenommenheit

Andernfalls könnte eine Intervention der Regierung erforderlich sein, führt er aus. Sie müsse dann die Anonymität aufheben, die derzeit Wikipedia-Redakteure vor Verleumdungsklagen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens schützt, die überzeugt sind, dass die Website sie unfair darstellt.

In einem Interview mit Jan Jekielek, Moderator der EpochTV-Sendung „American Thought Leaders“, sprach Sanger über die Entgleisung von Wikipedia und darüber, wie die Plattform wieder auf Kurs gebracht werden könnte.

Die 2001 gegründete Online-Enzyklopädie sei schon bald von einer globalistischen, akademischen, säkularen und progressiven Weltanschauung vereinnahmt worden. Dieses Meinungsmonopol habe sich nach den US-Präsidentschaftswahlen 2016 noch beschleunigt. Damals hätten viele Medien begonnen, den Grundsatz der Unparteilichkeit aufzugeben.

Obwohl die Website von der gemeinnützigen Wikimedia Foundation betreut wird, beschreibt sich Wikipedia selbst als selbstverwaltetes Projekt und erklärt, dass „seine Richtlinien und Leitlinien den Konsens der Gemeinschaft widerspiegeln sollen“.

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Sanger sagte, dass die ursprünglichen Neutralitätsregeln, die er verfasst habe, umgeschrieben wurden, um „falsche Ausgewogenheit“ zu unterbinden. Eine Methode, wie dies durchgesetzt werde, sei ein farbcodiertes Bewertungssystem, welches Quellen nach ihrer Zuverlässigkeit einstuft.

„Man darf einfach nichts, was [dort] als rechtsgerichtet gekennzeichnet wurde, als Quelle für Wikipedia-Artikel angeben“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass beispielsweise Epoch Times besonders rechtsgerichtet ist, aber auf dieser Liste ist sie rot markiert.“ Informationen von „grünen“ Quellen würden hingegen als zuverlässig angesehen. Viele Menschen glaubten nach wie vor, dass Wikipedia neutral sei. Nur allmählich würden sie begreifen, dass die Plattform in vielerlei Hinsicht als Propagandainstrument fungiere.

Beschwerden ignoriert

Sanger sagte weiter, dass sich bekannte Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Philip Roth, der Filmemacher Robby Starbuck oder der Journalist John Seigenthaler Sr. bei ihm darüber beschwert hätten, dass Wikipedia sie falsch darstelle. 2022 löschte Wikipedia die Seite über die US-Senatskandidatin Kathy Barnette. Zur Begründung hieß es, die Republikanerin sei keine bemerkenswerte Person. Später stellte Wikipedia die Seite wieder her.

Im selben Jahr löschte Wikipedia einen Eintrag über Hunter Bidens Investmentgesellschaft Rosemont Seneca Partners wegen angeblich mangelnder Relevanz. Ein Redakteur sagte, die Beibehaltung der Seite im Internet könnte sie zu einem „Magneten für Verschwörungstheorien über Hunter Biden“ machen. Beweise dafür blieb er allerdings schuldig, so Sanger.

Er vergleicht die intellektuelle Übernahme von Wikipedia mit dem „langen Marsch durch die Institutionen“. Dies sei eine kommunistische Taktik, wie eine Gesellschaft übernommen werden kann, indem die Kontrolle über wichtige Institutionen wie Medien, Bildung und Regierung erlangt wird. „Wikipedia ist eine der Institutionen, durch die die Linke marschiert ist“, sagte Sanger.

Einer Bitte von Epoch Times um Stellungnahme zu diesen Vorwürfen kam Wikipedia nicht nach.

Ein Teufelskreis irrationaler Bürokratie

Die Art und Weise, wie Wikipedia organisiert sei, schaffe einen Teufelskreis, den Sanger als „irrationale Bürokratie“ bezeichnet. Die Anwendung der redaktionellen Regeln sei mittlerweile ein Mittel zur Durchsetzung ideologischer Konformität. Da müsse sich einiges ändern.

Ein Problem sei die Richtlinie der Plattform, Sekundärquellen gegenüber Primär- oder Originalquellen zu bevorzugen. Dies stehe im Widerspruch zu dem Ansatz von Journalisten und Akademikern, die Originalquellen wie direkte Zitate von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, von historischen Persönlichkeiten verfasste Dokumente und Studien zu bevorzugen. Wikipedia bevorzuge hingegen Quellen wie Zeitungen, die die Originalquellen bereits interpretiert hätten. „Als ehemaliger Akademiker finde ich das absurd“, sagte Sanger.

Er berichtet, dass der bereits erwähnte Schriftsteller Philip Roth ihm erzählt habe, dass er Wikipedia gebeten habe, einen Eintrag zu korrigieren, in dem die Entstehungsgeschichte einer Figur aus seinem Roman „The Human Stain“ („Der menschliche Makel“) erläutert war.

Obwohl Roth Wikipedia direkt mitteilte, wie er die Figur erschaffen hatte, weigerten sich die Redakteure, die Seite zu aktualisieren. Hingegen zogen sie es vor, sich auf einen spekulativen Bericht zu stützen, den die „New York Times“ seinerzeit veröffentlicht hatte. Roth schrieb daraufhin einen offenen Brief an Wikipedia in „The New Yorker“. Damit lieferte er der Enzyklopädie eine sekundäre Quelle für das, was der Autor ihr davor direkt mitgeteilt hatte. „Das ist wirklich lächerlich“, kommentiert Sanger den Vorgang.

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Die meisten Redakteure sind anonym

Dass etwa 85 Prozent der 62 einflussreichsten Wikipedia-Redakteure anonym bleiben, verschärfe das Problem noch. So könne man kaum jemanden für möglicherweise entstandene Schäden verantwortlich machen und verklagen. Sanger weist dabei auf Abschnitt 230 des Communications Decency Act von 1996 hin. Er schützt Unternehmen wie soziale Medien vor Klagen im Zusammenhang mit nutzergenerierten Inhalten. Das bedeutet, dass auch die Wikimedia Foundation keine Klage fürchten muss.

Auf seiner Website skizziert Sanger eine Reihe von Ideen, wie Wikipedia zu seiner ursprünglichen Haltung in Bezug auf Fairness und freie Meinungsäußerung zurückkehren könne. Einige seiner Ideen konzentrieren sich auf die Erhöhung der Transparenz bei der Verwaltung der Seite. Dazu nennt er die Offenlegung der Namen der Führungskräfte von Wikipedia, die Möglichkeit für die Öffentlichkeit, Artikel zu bewerten, die Beendigung der Entscheidungsfindung durch Konsens und die Einführung eines legislativen Prozesses zur Festlegung der redaktionellen Richtlinien.

Die aktuellen Richtlinien führten dazu, dass die Plattform abgeschottet und ideologisch exklusiv agiere. Er zeigt sich überzeugt, dass die Festlegung von Richtlinien in einem offenen Forum die Plattform für andere Standpunkte öffnen könne.

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Das ideologische Monopol beenden

Veränderungen könnten auf drei Arten zustande kommen. So könnte die Wikimedia Foundation freiwillig das ideologische Monopol beenden. „Gemäßigte und Libertäre, Republikaner und Konservative, religiöse Menschen, religiöse Hindus, Juden und Christen, Falun Gong – sie alle sollten teilnehmen können“, erläutert Sanger.

Sollte dies nicht gelingen, könnte eine öffentliche Kampagne für mehr Fairness für Veränderungen sorgen. „Ich werde einen Protestbrief verfassen“, kündigt Sanger an. Den wolle er an „viele prominente Persönlichkeiten verteilen, die Wikipedia ungerecht behandelt hat“. Auch fordert er Menschen dazu auf, sich direkt an die Wikimedia Foundation zu wenden, um ihre Meinung kundzutun.

Als letztes Mittel könnte laut Sanger der US-Kongress eingreifen. Dieser müsste eine Ausnahme zum erwähnten Abschnitt 230 schaffen. Diese sollte es ermöglichen, eine Website zu schließen, wenn sie diffamierendes Material veröffentlicht.

Sanger führt dazu einen Präzedenzfall an, der sich auf ein Gesetz aus dem Jahr 2018 beruft. Es nimmt Organisationen von der Haftbarkeit aus, die Websites für die Organisation von Menschenhandel betreiben. „Selbst wenn die Betreiber der Website nicht selbst Menschenhandel betreiben, können sie dennoch verklagt werden, wenn dieser darüber organisiert wird“, erklärt Sanger.

Ob die Plattformbetreiber seine Vorschläge übernehmen? Sanger gibt sich skeptisch.

„Vielleicht finden sie andere Wege, die für sie akzeptabler sind“, fügte er hinzu. „[Wenn ja:] Ich wäre uneingeschränkt dafür.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „He Co-founded Wikipedia, Now He Says the Site Needs a Radical Change“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung os)



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