Russland meldet vollständige Einnahme von Luhansk – Wadephul will gemeinsame Waffenproduktion mit Kiew

Russland greift die Ukraine weiter an, die Geländegewinne beschleunigen sich dritten Monat in Folge. Während Selenskyj Deutschland für die politische und militärische Unterstützung dankt, spricht sich UN-Generalsekretär Guterres für eine sofortige Waffenruhe aus. Deutschlands Außenminister kündigt eine verstärkte Zusammenarbeit im Rüstungssektor mit der Ukraine an.
Titelbild
Der ukrainische Außenminister Andriy Sybiga (r) und der deutsche Außenminister Johann Wadephul (l) vor der Gedenkmauer für die gefallenen ukrainischen Verteidiger vor ihren Gesprächen in Kiew am 30. Juni 2025.Foto: Genya Savilov/AFP via Getty Images
Epoch Times1. Juli 2025

Angesichts der jüngsten Angriffe Russlands auf die Ukraine mahnt UN-Generalsekretär António Guterres eine sofortige und bedingungslose Waffenruhe an. Dies sei ein erster Schritt hin zu einem gerechten, umfassenden und nachhaltigen Frieden, sagte er bei einem Gespräch mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal in Sevilla.

Russland hat laut lokalen Angaben die ostukrainische Region Luhansk vollständig erobert. Der Bericht über die vollständige Eroberung sei vor zwei Tagen gekommen, sagte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Leonid Passetschnik, im russischen Staatsfernsehen. Bislang gibt es dafür keine Bestätigung aus Kiew.

Das Verteidigungsministerium in Moskau hat die vollständige Besetzung des Gebiets Luhansk bislang nicht gemeldet. In der Vergangenheit kam die offizielle Bestätigung aus Moskau meist nach den Erfolgsmeldungen der örtlichen Behörden.

Ukrainer stark unter Druck

Die ostukrainische Region Luhansk war teilweise bereits 2014 unter die Kontrolle der von Moskau unterstützten Separatisten gelangt. Bei Kriegsausbruch gelang es Russland innerhalb weniger Monate, den Großteil der Region zu erobern.

Bei ihrer Gegenoffensive im Herbst 2022 konnten die Ukrainer einige Landstriche im Norden von Luhansk zurückerobern. Zuletzt hielten sie allerdings nur noch ein Territorium von wenigen Quadratkilometern.

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Moskau: Unsererseits keine Verzögerungstaktik bei Gesprächen

Der Kreml wies den Vorwurf einer Verzögerungstaktik bei den Gesprächen über eine Beendigung des Ukrainekriegs zurück. Russland sei daran interessiert, seine Ziele auf diplomatischem Wege zu erreichen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Darum sind wir nicht daran interessiert, irgendetwas herauszuzögern.“ Derzeit werde gerade ein Termin für die dritte Runde der direkten Gespräche mit der Ukraine abgestimmt.

Peskows Aussage ist Teil einer rhetorischen Auseinandersetzung mit dem US-Sondergesandten für die Ukraine, Keith Kellogg. Nachdem Peskow kürzlich die Ukraine und die USA für die seit Monaten stagnierenden Verhandlungen verantwortlich gemacht hatte, bezeichnete Kellogg die Vorwürfe auf der Plattform X als „Orwell-mäßig“.

Guterres: UN-Unterstützung bei möglichem Wiederaufbau

Guterres sagte der Ukraine auch Unterstützung bei einem möglichen Wiederaufbau zu. Der UN-Generalsekretär habe Schmyhal auf die UN-Verpflichtung hingewiesen, die Bemühungen der ukrainischen Regierung zur Bewältigung der humanitären, Wiederaufbau- und Sanierungsbedürfnisse zu unterstützen, so ein Sprecher von Guterres.

Guterres spricht sich für eine bedingungslose und sofortige Waffenruhe in der Ukraine aus.

Guterres spricht sich für eine bedingungslose und sofortige Waffenruhe in der Ukraine aus. Foto: Francisco J. Olmo/Europa Press/dpa

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj dankte derweil Deutschland für die Hilfe, speziell bei der Stärkung der eigenen Flugabwehr. Wichtig sei es nun, bei der gemeinsamen Waffenproduktion voranzukommen, sagte er in einer Videobotschaft. „Eins der Ziele besteht darin, in die Systemproduktion von Flugabwehrkomplexen einzusteigen – dies ist eine strategische Aufgabe.“

Selenskyj erinnerte angesichts des Besuchs von Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) in Kiew auch an die politische Unterstützung aus Berlin. Deutschland betrachte den Weg der Ukraine in die NATO als unumkehrbar, sagte er.

Kiew sieht die Militärallianz als wichtige Garantie seiner eigenen Sicherheit, während Moskau die Invasion des Nachbarlands auch mit dessen NATO-Beitrittswunsch begründet hatte. Zuletzt bezeichnete US-Präsident Donald Trump den NATO-Beitritt der Ukraine als irreal.

Wadephul hatte am Montag bei einem Treffen mit seinem Kollegen Andrij Sybiha in Kiew angekündigt, Deutschland und die Ukraine wollten die Zusammenarbeit im Rüstungssektor ankurbeln.

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AFP-Analyse: Russischer Vormarsch in Ukraine beschleunigt sich den dritten Monat in Folge

Die russischen Streitkräfte beschleunigten seit drei Monaten ihren Vormarsch in der Ukraine. Laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP von Daten des in den USA ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) brachte Moskau im Juni 588 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet unter seine Kontrolle. Im Mai waren es 507 Quadratkilometer, im April 379 und im März 240.

Abgesehen von den ersten Kriegsmonaten im Februar 2022 erzielte die russische Armee nur im Oktober und November 2024 größere Geländegewinne als im Juni 2025.

Zwei Drittel der russischen Geländegewinne im Juni entfielen auf die ostukrainische Region Donezk. Auch in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine rückte die russische Armee weiter vor. Insgesamt kontrollierte die russische Armee Ende Juni fast 19 Prozent des ukrainischen Territoriums vollständig oder zumindest teilweise.

Zwei Frauen in der Nähe eines beschädigten Wohnhaus in der Stadt Lyman in der Nähe der Front in der Region Donezk am 24. Juni 2025. Foto: Tetiana Dzafarova/AFP via Getty Images

Die Analyse basiert auf den täglich vom ISW gemeldeten Daten, die sich auf von beiden Seiten verbreitete Informationen stützen, sowie auf die Auswertung von Satellitenbildern.

Drohnenangriffe nehmen zu

Die russische Armee verstärkte im Juni auch ihre Drohnenangriffe auf die Ukraine deutlich. Wie eine afp-Analyse von Daten der ukrainischen Luftwaffe ergab, feuerte Russland im vergangenen Monat 5.438 Langstreckendrohnen auf die Ukraine ab. Auch das sind mehr als in jedem anderen Monat seit Kriegsbeginn. Gegenüber Mai stieg die Zahl der Drohnen um 37 Prozent.

Die Ukraine hält sich bedeckt dazu, welche Ziele von Russland angegriffen oder getroffen wurden. Im Juni wurde die ukrainische Hauptstadt Kiew Ziel von mindestens vier Attacken mit Drohnen und Raketen. Dabei wurden nach Angaben von Rettungskräften mindestens 41 Menschen getötet. (dpa/afp/red)

 



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