Sechs Tote bei Anschlag in Ost-Jerusalem, zwei Täter erschossen – Netanjahu beruft Krisensitzung ein

Bei einem Schusswaffenangriff in Ost-Jerusalem sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele es sich um fünf Männer und eine Frau, teilte der israelische Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) mit. Die beiden Attentäter wurden nach Polizeiangaben von einem Soldaten und bewaffneten Zivilisten erschossen.
Es handelt sich um eine der schlimmsten Attacken in Jerusalem seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023. Israels Verteidigungsminister Israel Katz richtete derweil eine „letzte Warnung“ an die radikalislamische Hamas.
Unter den Opfern waren vier ultraorthodoxe Männer. Zudem wurden eine Frau und ein weiterer Mann getötet. Acht weitere Menschen seien verletzt worden, fünf von ihnen schwer, teilte Magen David Adom mit.
Netanjahu macht sich ein Bild vor Ort
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu berief eine Krisensitzung ein und besuchte den Ort des Anschlages – eine Bushaltestelle an einer Kreuzung nahe dem Stadtteil Ramot. Sicherheitskräfte seien auf der Jagd nach mutmaßlichen Helfern der Attentäter, sagte Netanjahu. Dabei würden die Orte, aus denen die Täter kamen, eingekreist.
„Wir werden jeden erreichen, der ihnen geholfen und sie ausgesandt hat, und wir werden noch härtere Schritte ergreifen“, sagte der Regierungschef. „Wir befinden uns im Krieg, in einem intensiven Krieg gegen den Terror an mehreren Fronten.“
Der MDA-Generaldirektor sprach von einer „tragischen und sehr schweren Lage“. Einsatzkräfte seien in großer Zahl sofort zum Einsatzort geeilt, nachdem die ersten Notrufe eingegangen waren. „Als wir ankamen, fanden wir mehrere Menschen bewusstlos am Boden. Einige lagen neben der Bushaltestelle zwischen Glasscherben und Trümmern“, schilderte ein MDA-Mitarbeiter die Situation vor Ort.

Einschusslöcher im Bus. Über ein Dutzend Menschen wurden bei der Schießerei in Ostjerusalem verletzt. Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images
Täter schossen auf die an der Bushaltestelle
Nach Angaben der Polizei kamen die Täter zu einer Kreuzung im Norden Jerusalems und schossen auf Menschen, die an einer Bushaltestelle warteten. Ein Augenzeuge berichtete, sie hätten auch in einen Bus geschossen. „Ein Sicherheitsbeamter und ein Zivilist am Tatort reagierten sofort, erwiderten das Feuer und neutralisierten die Angreifer“, erklärte die Polizei.
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sagte: „Dieser schockierende Anschlag erinnert uns einmal mehr daran, dass wir gegen das absolute Böse kämpfen. Die Welt muss verstehen, womit wir es zu tun haben – und dass der Terror uns niemals besiegen wird.“
Außenminister Johann Wadephul schrieb auf der Plattform X, er sei zutiefst schockiert über „den feigen Terroranschlag“. Der französische Präsident Emmanuel Macron mahnte eine politische Lösung für den Nahost-Konflikt an. „Die Gewaltspirale muss enden“, schrieb er auf X.
„Wir verurteilen diesen Angriff, wie wir jeden Verlust von Menschenleben verurteilen“, sagte auch ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Es sei an der Zeit, den „Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen“. Der Anschlag zeige, wie notwendig eine Waffenruhe sei.

Bei dem Anschlag wurden mindestens sechs Menschen getötet. Foto: Mahmoud Illean/AP/dpa
Sanitäter: Mehrere Verletzte am Boden
„Als ich am Einsatzort ankam, sah ich mehrere Schussverletzte am Boden liegen, einige von ihnen waren bewusstlos“, berichtete ein Sanitäter. „Ich leistete einem etwa 45-jährigen schwer verletzten Mann medizinische Hilfe.“ Der durch Schüsse getroffene Mann sei bei Bewusstsein gewesen und ins Krankenhaus gebracht worden.
An bestehenden Militärsperren in der Nähe von palästinensischen Ortschaften im besetzten Westjordanland, die zwischen Jerusalem und Ramallah liegen, wurde der Verkehr nach dem Anschlag gestoppt. In Kalandia habe es eine Razzia der Armee gegeben.
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Der israelische Außenminister Gideon Saar sagte bei einem Besuch in Ungarn, die Attentäter seien aus Gebiet unter Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde gekommen. Dies beweise einmal mehr, dass ein palästinensischer Staat „nur ein Ziel hätte, die Auslöschung des Staates Israel“.
Saar warf der Autonomiebehörde vor, sie unterstütze Terror und habe „einen Staat nicht verdient“. Die von Frankreich eingeleitete Initiative zur Anerkennung eines Staates Palästina sei ein „Fehler“, weil sie das Thema der unabhängigen Staatlichkeit von einem Friedensschluss mit Israel trenne, sagte Saar.

Israels Sicherheitskräfte sichern den Tatort an der Ramot-Kreuzung in Ostjerusalem nach einem Schussangriff. Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images
Hamas erklärt, Täter seien militante Palästinenser
Die Hamas erklärte, bei den Angreifern handele es sich um zwei militante Palästinenser. Die Attacke sei eine „Reaktion auf die Verbrechen der Besatzung und den Völkermord an unserem Volk“, erklärte die Terrororganisation.
Israel hatte Ost-Jerusalem im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt und 1980 annektiert. Die Annexion wird international nicht anerkannt. Israel betrachtet ganz Jerusalem als seine Hauptstadt, die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates.
Israels Verteidigungsminister droht Hamas mit „Hurrikan“
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz sprach unterdessen vor einem angekündigten tieferen Vorstoß der Armee in die Stadt Gaza eine scharfe Warnung an die islamistische Terrororganisation Hamas aus. „Heute wird ein gewaltiger Hurrikan über den Himmel der Stadt Gaza hereinbrechen und die Dächer der Terror-Hochhäuser werden beben“, schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X.

Rettungskräfte am Ort eines Anschlags, bei dem in Jerusalem mehrere Menschen getötet wurden. Foto: Mahmoud Illean/AP/dpa
„Dies ist die letzte Warnung an die Mörder und Vergewaltiger der Hamas in Gaza und in den Luxushotels im Ausland: Lasst die Geiseln frei und legt die Waffen nieder – oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet“, schrieb Katz weiter.
Trumps „letzte Warnung“ an die Hamas
Zuvor hatte bereits US-Präsident Donald Trump eine „letzte Warnung“ an die Hamas ausgesprochen, um vor dem erwarteten Vorstoß Israels ins Innere der Stadt Gaza eine diplomatische Lösung zu erzwingen. Israel habe seine Bedingungen akzeptiert, es sei an der Zeit, dass auch die Hamas sie akzeptiere, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social.
Die Hamas zeigte sich daraufhin zu „sofortigen Verhandlungen“ bereit. Man begrüße „jeden Schritt, der dazu beiträgt, die Aggression gegen unser Volk zu beenden“. (dpa/afp/red)
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