Selenskyj schickt Unterhändler nach New York – Luftangriffe beschädigten EU-Vertretung in Kiew

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schickt Chefunterhändler zu Gesprächen über Sicherheitsgarantien in die USA. Präsidialamtschef Andrij Jermak und der frühere Verteidigungsminister Rustem Umjerow sollen am 29. August in New York mit Vertretern der Regierung von US-Präsident Donald Trump sprechen, wie Selenskyj in Kiew ankündigte.
Seitens der Amerikaner bestätigte Trumps Russland-Unterhändler Steve Witkoff das Treffen. „Alle, die an den Sicherheitsgarantien arbeiten – an den militärischen, politischen und wirtschaftlichen Komponenten der Sicherheitsgarantien –, werden einbezogen“, sagte Selenskyj in einer Videoansprache.
Man müsse so rasch wie möglich vorankommen: „Die Russen müssen sehen, wie ernst es der Welt ist und wie schlimm die Folgen für Russland sein werden, wenn der Krieg weitergeht.“
Selenskyj: Moskau will nicht verhandeln
Der ukrainische Präsident warf Moskau vor, nicht verhandlungsbereit zu sein und damit ein Trump gegebenes Versprechen zu brechen.
Bei den Sicherheitsgarantien geht es darum, die Ukraine nach einem Ende des Krieges zu schützen. Die USA planen sich zu beteiligen, die militärische Hauptlast soll bei den Europäern liegen. Russland lehnt Truppen aus NATO-Ländern in der Ukraine strikt ab.
Außenminister Wadephul: Neue Sanktionen gegen Moskau
Deutschlands Außenminister Johann Wadephul sieht Moskaus angebliche Verhandlungsbereitschaft skeptisch. „Ich habe allergrößte Zweifel, dass es in absehbarer Zeit überhaupt zu Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine kommt“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Focus“.
[etd-related posts=“5228542,5228169,“]
Putin bewege sich trotz Trumps Bemühungen überhaupt nicht. „Ich rate dringend, den Druck auf Russland aufrechtzuerhalten. Es ist doch wahrscheinlicher, dass es in der nächsten Zeit neue Sanktionen gegen Russland gibt, als dass Putin in Verhandlungen in eine Waffenruhe einlenkt“, sagte Wadephul.
Gegenseitige Angriffe in der Nacht
In der Nacht kam es zu neuen Attacken aus der Luft. Über der Hauptstadt Kiew waren Explosionen zu hören, nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko war die Flugabwehr im Einsatz. Explosionen wurden auch aus den Städten Sumy im Norden sowie Dnipro und Saporischschja im Süden gemeldet.
Laut EU-Ratspräsident António Costa wurde auch das Gebäude der EU-Vertretung in Kiew beschädigt worden. „Meine Gedanken sind bei den ukrainischen Opfern und auch bei den Mitarbeitern der EU-Vertretung, deren Gebäude bei diesem vorsätzlichen russischen Angriff beschädigt wurde“, schrieb Costa im Onlinedienst X. Er fügte seinem Post ein Bild von dem beschädigten Gebäude bei.
Die Botschafterin der EU in der Ukraine, Katarina Mathernova, teilte auf X ebenfalls Bilder der beschädigten Büros. Darauf sind unter anderem geborstene Fensterscheiben sowie eingestürzte Deckenpaneele und verbogene Metallstreben zu sehen.
„Die Delegation der EU wurde durch die Schockwelle schwer beschädigt“, schrieb Mathernova. „Dies ist Moskaus wahre Antwort auf Friedensbemühungen“, fügte sie hinzu. Der Botschafterin zufolge wurden bei dem jüngsten Angriff auf Kiew mindestens zehn Menschen getötet und 30 verletzt.

Unter den Toten und Verletzten sind Kinder. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Unter den Todesopfern sei auch ein 14-jähriges Kind, wie etwa „The Kyiv Independent“ unter Berufung auf Behördenangaben berichtete. Wohnhäuser, Schulen und Büros im ganzen Stadtgebiet seien beschädigt worden, ein fünfstöckiges Gebäude sei eingestürzt.
Laut „Kyiv Independent“ wurden Bewohner fast aller Landesteile in Schutzräume beordert, auch fernab der Frontlinie. Demnach gab es mehrere Wellen von Kampfdrohnen, Überschallraketen und mindestens einen Marschflugkörper. Mehrere Kampfjets der russischen Luftwaffe wären im Einsatz.
[etd-related posts=“5227481,5226802″]
Gleichzeitig gab es in Russland im Gebiet Lipezk zeitweise Luftalarm wegen anfliegender ukrainischer Drohnen, wie die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete.
Das russische Militär meldete den Abschuss ukrainischer Drohnen über den Gebieten Rostow, Belgorod, Smolensk und über der Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Der Flughafen der Stadt Wolgograd musste den Betrieb sicherheitshalber einschränken.
Attacken auf russische Ölraffinien
Die russischen Angriffe können eine Antwort auf erfolgreiche ukrainische Attacken gegen die Öl- und Gasindustrie in Russland vor einer Woche sein. Durch jüngste Drohnentreffer auf russische Raffinerien hat Russland nach Medienberichten 17 Prozent der Kapazitäten zur Ölverarbeitung verloren. In vielen Regionen herrscht Treibstoffmangel.
Die Spritpreise sind nach einer Serie von ukrainischen Angriffen auf Ölraffinerien stark angestiegen. Die gängigsten Kraftstoffgemische im Land, AI-92 und AI-95, wurden am 21. August an der Börse in Sankt Petersburg für 72,663 und 81,342 Rubel pro Tonne (rund 774 und 866 Euro) gehandelt – fast ein Rekordniveau. Die Ukraine greift regelmäßig Raffinerien und Treibstofflager an, um Russlands Einkünfte aus dem Öl- und Gashandel zu beeinträchtigen.

Wie bei dieser Attacke auf ein Tanklager 2024 bemüht sich die Ukraine, die russische Ölindustrie systematisch zu schädigen (Archivbild). Foto: Uncredited/Russian Emergency Ministry Press Service/AP/dpa
In dem Versuch, die Preise zu senken, setzte Moskau im vergangenen Monat seine Benzinexporte aus. Die Maßnahme zeigte offenbar wenig Wirkung. Das russische Energieministerium führt die hohen Preise auf den saisonal erhöhten Bedarf zurück, ohne die ukrainischen Angriffe zu erwähnen.
Der russische Finanzdienstleister BKS verweist hingegen auf „die jüngsten Störungen in den Raffinerien von Afipsky, Rjasan und Saratow“. Die Ukraine hatte diese Raffinerien nach Angaben aus Kiew in den vergangenen Wochen angegriffen, was von russischer Seite jedoch nicht bestätigt wurde. (dpa/afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion