Wie gefährlich sind chinesische Technologien für die Staatssicherheit?

Chinesische Unternehmen wie Huawei und HikCentral sitzen mitten in den Überwachungs- und Speichersystemen der spanischen Polizei und Regierung. Ebenso im Bereich der Telekommunikation und im Bahn- und Energiesektor. Trotz internationalem Druck ist kein Kurswechsel geplant.
Titelbild
Der spanische Premierminister Pedro Sanchez (l.) und der chinesische Premierminister Li Qiang am 11. April 2025 in der Großen Halle des Volkes in Peking.Foto: ANDRES MARTINEZ CASARES/POOL/AFP via Getty Images
Von , 20. August 2025

In Kürze:

  • Seit 2019 hat Huawei in Spanien Millionen Euro an Fördermitteln für den 5G-Ausbau erhalten – es folgt das neue 5,5G-Netz
  • Zur Überwachung des Telekommunikationsverkehrs der Polizei (SITEL) hat die spanische Regierung eine Speicher- und Backup-Plattform von Huawei in ihrem System installiert.
  • MasOrange-Huawei hat ein vollkommen autonomes kommerzielles IP-Netzwerk mit künstlicher Intelligenz in Alicante und Valencia eingeführt, welches im Laufe dieses Jahres „auf das gesamte Staatsgebiet“ ausgeweitet werden soll.
  • 2022 entschieden die spanischen Behörden, Komponenten des chinesischen Videoüberwachungssystems HikCentral für die Sicherheitsabteilung des Regierungspräsidiums zu kaufen.

 

In Spanien ist das umstrittene chinesische Technologieunternehmen Huawei kürzlich erneut in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Seine Präsenz im Telekommunikationsüberwachungssystem der Polizei (SITEL) sowie in anderen kritischen Polizeieinheiten hat internationale Besorgnis ausgelöst. Befürchtet werden potenzielle Hintertüren, über die enorme Mengen hochsensibler Informationen nach Peking abfließen könnten.

Neben Huawei erhitzen weitere chinesische Unternehmen und ihre Produkte die Gemüter, darunter HikCentral. Der chinesische Anbieter lieferte sowohl Komponenten für die Videoüberwachungssysteme des Moncloa-Palasts – dem Wohn- und Arbeitsort des spanischen Ministerpräsidenten – als auch für die Grenzen der nordafrikanischen Exklaven Ceuta und Melilla.

Gleichzeitig warnen Spaniens wichtigste Verbündete, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, vor den Gefahren für die nationale und internationale Sicherheit, beispielsweise durch Cyberangriffe. Allein im Jahr 2024 wurden in Spanien mehr als 100.000 Ereignisse dieser Art registriert – im Schnitt alle drei Tage ein besonders schwerwiegender Vorfall, so die Regierung in der Moncloa.

Ferner kam es am 28. April zu einem historischen Stromausfall, gefolgt von einem ungewöhnlichen Bahnchaos, das landesweit für Verunsicherung sorgte. Zunächst war auch hierbei von einem Cyber- oder Hackerangriff die Rede. Am Folgetag wurde dieser als mögliche Ursache ausgeschlossen.

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Huawei in Spanien umfangreich verwurzelt

Mehrere chinesische Unternehmen – die gesetzlich verpflichtet sind, dem chinesischen Regime alle gewünschten Informationen zur Verfügung zu stellen – sind seit Jahren in unterschiedlichen kritischen spanischen Infrastrukturen vertreten – darunter Telekommunikation, Schienenverkehr, Energie, Sozialversicherung und staatliche Sicherheitskräfte. Dies ergab eine Recherche der französischen Epoch Times.

Der Europäische Solarindustrieverband (ESMC) warnt, die „Energiesouveränität Europas“ sei durch fehlende Regulierung und die Fernsteuerbarkeit von Photovoltaik-Wechselrichtern durch außereuropäische Hochrisikohersteller – insbesondere aus China – „ernsthaft bedroht“. In Spanien stammen rund 70 Prozent dieser Geräte aus chinesischer Produktion, darunter zahlreiche von Huawei.

Brisant ist nicht nur die Nutzung der Huawei-Technologie selbst. Seit 2019 hat der Technologieriese in Spanien Millionen an Fördermitteln für den 5G-Ausbau erhalten und ist nun auch am Aufbau des neuen 5,5G-Netzes – eine Weiterentwicklung von 5G – des spanischen Telekommunikationsanbieters MasOrange beteiligt.

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Im Folgenden eine Bestandsaufnahme der involvierten spanischen Unternehmen, die mit dem Einsatz chinesischer Unternehmen in Spaniens kritischer Infrastruktur verknüpft sind.

Telekommunikation

2019: Huawei und Vodafone erhalten eine Förderung in Höhe von 6,3 Millionen Euro

Am 30. April 2019 entschied die spanische Regierung über die erste Ausschreibung für 5G-Pilotprojekte. Den Zuschlag erhielten zwei Vorhaben: in Andalusien ein Firmenbündnis aus Vodafone und Huawei, in Galicien eine Allianz unter anderem aus Telefónica, Nokia und Ericsson. Das Andalusien-Projekt erhielt 6,35 Millionen Euro Förderung bei Gesamtkosten von gut 27 Millionen Euro.

Ebenfalls ausgeschrieben wurde die Erneuerung der IP-Ausrüstung von RedIRIS für 100-Gbit/s-Verbindungen. Den Auftrag über rund 5,5 Millionen Euro erhielt Telefónica – mit Technik von Huawei. Das Budget für den Netzaufbau lag bei 23 Millionen Euro.

2021: Huawei beteiligt sich an der Entwicklung von 5G in Valencia

Im Jahr 2021 stieg Huawei mit zehn Millionen Euro in ein temporäres Unternehmensbündnis ein, um am nationalen 5G-Plan des Energieministeriums mitzuwirken.

Geplant waren Pilotprojekte für 5G-Technologie – umgesetzt von der staatlichen Gesellschaft Red.es, koordiniert vom Ministerium für Wirtschaft und digitale Transformation und mitfinanziert aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

2025: Autonomes IP-Netzwerk, betrieben von MasOrange-Huawei

Das spanische Joint Venture zwischen den Konzernen Orange und MasMóvil begann in Zusammenarbeit mit Huawei ebenfalls mit dem Aufbau eines vollständig autonomen kommerziellen IP-Netzwerks mit künstlicher Intelligenz. Es ist das erste Mal, dass ein solches Netzwerk in Europa in großem Maßstab eingeführt werde, teilte das Unternehmen am 7. Mai mit.

In einem solchen Netzwerk, das als autonomes Level 4 bezeichnet wird, „kann das Netzwerk Entscheidungen treffen und Maßnahmen automatisch ausführen, immer im Rahmen zuvor festgelegter Richtlinien“. In diesem Zusammenhang weise es laut MasOrange, obwohl es das erste seiner Art auf kommerzieller Ebene ist, „ein hohes Maß an Zuverlässigkeit“ auf. Und weiter:

„Während also der Mensch eine überwachende Rolle übernimmt, funktioniert das Netzwerk dank KI innerhalb eines vordefinierten Rahmens autonom und stellt die bestmögliche Kundenerfahrung in den Vordergrund.“

MasOrange gab zudem bekannt, dass es dieses Netzwerk bereits in Alicante und Valencia eingeführt habe und im Laufe dieses Jahres „auf das gesamte Staatsgebiet ausweiten“ werde.

Unter der Kontrolle von Huawei-MasOrange wird das Netzwerk in der Lage sein, die Konnektivität jedes Kunden – je nach seinem Standort – automatisch zu kontrollieren und anzupassen.

Peng Li, Präsident für Vertrieb und Service im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie bei Huawei, am 27. Februar 2024 auf dem Mobile World Congress in Barcelona.

Peng Li, Präsident für Vertrieb und Service im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie bei Huawei, am 27. Februar 2024 auf dem Mobile World Congress (MWC), der größten jährlichen Zusammenkunft der Telekommunikationsbranche, in Barcelona. Foto: PAU BARRENA/AFP via Getty Images

2025: Huawei in den 5.5G-Netzen des Telekommunikationsanbieters MasOrange

Auf dem 5G-Forum in Sevilla 2025 gab MasOrange den Start des Ausbaus des neuen 5G-Advanced-Netzes in Sevilla zusammen mit Huawei bekannt. Huawei und ZTE waren trotz der Sicherheitswarnungen der EU die beiden wichtigsten Gäste des Forums. Der Telekommunikationskonzern ZTE hat seinen Sitz in der südchinesischen Millionenmetropole Shenzhen.

Das neue 5G-Advanced-Netzwerk sei ein Zwischenschritt zwischen dem klassischen 5G und dem zukünftigen 6G, erklärte MasOrange bei der Vorstellung des neuen Netzes.

Die neue Technik könne „statische oder sich bewegende Objekte mit einer Abweichung von weniger als 10 cm unter Verwendung der Kommunikationssignale des Mobilfunknetzes erkennen, identifizieren und verfolgen, ohne dass zusätzliche Hardware erforderlich ist“, so der Telekommunikationsanbieter.

Darüber hinaus ermöglicht es kameragesteuerte Fahrzeug- und Fußgängerverkehrüberwachung, präzise Verfolgung von Maschinen oder Arbeitern zur Verbesserung ihrer Sicherheit und die Steuerung vernetzter Fahrzeuge. Zudem soll es „großes Potenzial für Verteidigungslösungen zur verdeckten oder verdeckten Überwachung“ bieten.

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Sozialversicherung

Die IT-Abteilung der spanischen Sozialversicherung verfügt über Huawei-Speichersysteme, für deren Wartung sie entsprechende Dienstleistungen ausgeschrieben hat.

Die Ausschreibung dafür erfolgte im August 2024, im März 2025 erhielt Telefónica Soluciones den Zuschlag – für 477.335,42 Euro, wie aus den öffentlichen Vergabeunterlagen und dem BOE, dem spanischen Staatsanzeiger, hervorgeht.

Vorgesehen war eine präventive und korrektive Wartung mit Software-Support. Der Speicherdienst von Huawei befindet sich noch in seiner Nutzungsphase und wird laut den von „The Objective“ erhaltenen Unterlagen zur Bereitstellung von Informationen aus virtuellen Umgebungen genutzt.

ADIF

Der staatliche Bahninfrastrukturbetreiber ADIF nutzt ebenfalls Huawei-Technik. Das Unternehmen vergab einen Auftrag zur Wartung und Unterstützung des Network Cloud Engine-(NCE)-Systems des chinesischen Konzerns, das in seinem Übertragungsnetz zum Einsatz kommt.

Der Auftragswert liegt bei 213.000 Euro, wie aus dem spanischen Staatsanzeiger vom April 2025 hervorgeht. NCE ist eine hochentwickelte Lösung für die Verwaltung und Orchestrierung von cloudbasierten, intelligenten Netzwerken. Sie soll Telekommunikationsanbietern und Serviceanbietern die Systemverwaltung erleichtern. Die Wartungsleistungen wurden direkt beim Hersteller – also Huawei – angefordert.

Bereits im Oktober 2024 war das spanische Technologieunternehmen Revenga Ingenieros mit der Lieferung und Reparatur von Geräten für ein Huawei-Multimedia-IP-Netzwerk beauftragt worden – im Umfang von 266.000 Euro. Das Multimedia-IP-Netz ist eine Netzwerkarchitektur, die Sprach-, Video-, Messaging-, Konferenz- und weitere Multimediadienste auf IP-Basis bereitstellt.

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Huawei ist zudem in mehreren weiteren Verträgen mit ADIF vertreten, etwa bei Service- und Wartungsleistungen für die Haupt- und Ausweich-Rechenzentren des Unternehmens sowie für dessen Speichersysteme.

Ein weiteres Beispiel betrifft ein 5G-Projekt aus dem Jahr 2020, welches das weltweit führende Telekommunikationsunternehmen Telefónica in Zusammenarbeit mit Ineco und Huawei umsetzte. In den Provinzen Orense und Pontevedra in Galicien kam dabei eine Lösung zur Ferninspektion von Bahnstrecken zum Einsatz – basierend auf 5G-Technologie und Drohnen, die auch außerhalb der Sichtweite des Piloten fliegen können.

Eine Drohne mit hochauflösenden Kameras und einem 5G-Modem sollte Bilder der ADIF-Gleise in mehreren Städten aufnehmen und diese dank der Fähigkeiten der neuen 5G-Technologie in Echtzeit übertragen. Diese Bilder wurden außerdem mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) verarbeitet, um die Inspektion der Gleise zu automatisieren.

Staatliche Sicherheitskräfte

Zur Überwachung des Telekommunikationsverkehrs der Polizei (SITEL) installierte die spanische Regierung eine Speicher- und Backup-Plattform von Huawei in ihrem System. Als die Nachricht bekannt wurde, sorgte sie international für Aufruhr.

SITEL ist ein IT-System, das von der Nationalpolizei und der Guardia Civil zum Abhören und Speichern von Kommunikationen wie Telefonanrufen, SMS, E-Mails, WhatsApp und Daten aus Mobilfunknetzen verwendet wird.

Es verfügt über zwei Hauptüberwachungszentren, die mit den Netzen der Telefonbetreiber verbunden sind, sowie über mehrere Standorte in ganz Spanien, von denen aus auf die Informationen zugegriffen werden kann.

Im Jahr 2016 zertifizierte das spanische Nationale Kryptologiezentrum auf Antrag von Huawei ein Speichersystem des Konzerns – damals unter der Regierung der Volkspartei. In den Jahren 2021 und 2022 folgten weitere Zertifizierungen von Huawei-Software, nun unter der Regierung von Pedro Sánchez.

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2025: Veraltete Vergabepraxis bestätigt

Im April 2025 wandten sich Abgeordnete der konservativen VOX-Partei an die Regierung. Sie wiesen darauf hin, dass Beamte der Nationalpolizei und der Guardia Civil besorgt seien, weil das Abhörsystem SITEL, das hochsensible Polizeidaten verarbeitet, mit Verschlüsselungsservern von Huawei arbeitet – einem Konzern, den westliche Geheimdienste mit chinesischer Spionage in Verbindung bringen.

Spaniens Regierung antwortete im Juni, sie werde das Überwachungssystem SITEL weiter mit Huawei-Technik betreiben und dabei die Vorgaben der Justiz zur rechtmäßigen Überwachung einhalten.

Nach der Regierungsantwort stellte die spanischsprachige Epoch Times fest, dass sich die Verwaltung derzeit noch an die Empfehlungen der EU-Kommission aus dem Jahr 2020 hält – und nicht an die seit 2023 geltenden Vorgaben. Letztere sehen ausdrücklich Beschränkungen für die von der Kommunistischen Partei Chinas kontrollierten Konzerne vor.

In seinem Dekret für die Sicherheitsanforderungen für 5G-Netze und -Dienste vom Jahr 2022 hat Spanien das EU-Toolkit von 2020 übernommen – und dies 2024 erneut bekräftigt. Damit unterließ es die Regierung, das aktualisierte Toolkit von 2023 umzusetzen.

Kritische Einheiten der Guardia Civil

Weiter Datenspeicheranlagen installierte Huawei in besonders sensiblen Einheiten der spanischen Guardia Civil, darunter in der Zentralen Operativen Einheit (UCO), in der Informationen zu Drogenhandel, organisierter Kriminalität und internationalem Terrorismus verwahrt werden.

Zum Einsatz kommen Geräte, die ebenfalls für das Abhörsystem SITEL verwendet werden, sowie Server zur Datenübertragung zwischen den Einheiten. Das berichtete „The Objective“ am 22. Juli.

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Der Generalsekretär der Polizeigewerkschaft Jupol, Aarón Rivero, bezeichnete am 25. Juli die Lage als „besorgniserregend“, da die EU und die USA empfehlen, für die Speicherung sensibler Ermittlungs- und Polizeidaten auf andere Anbieter zu setzen. Zugleich warf er der Regierung von Pedro Sánchez mangelnde Transparenz bei dieser Entscheidung vor.

Seit dem Jahr 2011 zertifizierte Spanien zahlreiche Huawei-Produkte. Im Juni 2024 bestätigte das Nationale Kryptologiezentrum die Sicherheit bestimmter Router, im März 2025 folgte die Zertifizierung eines Huawei-Betriebssystems, das auf Linux basiert und auch für Cloud-Dienste eingesetzt wird.

Videoüberwachungssysteme in Moncloa und an der Grenze

Im September 2022 entschieden die spanischen Behörden, Komponenten des chinesischen Videoüberwachungssystems HikCentral für die Sicherheitsabteilung des Regierungspräsidiums zu kaufen. Diese Komponenten sind im staatlichen Beschaffungssystem registriert.

HikCentral ist eine Sicherheitsmanagement-Software von HikVision, die die Verwaltung von Videoüberwachungskameras und IoT-Sensoren, Zugangskontrollen und Alarmen zentralisiert.

Im Jahr 2020 kritisierte das Europäische Parlament den Kauf von HikVision-Kameras durch seine eigene Verwaltung und die Europäische Kommission und forderte deren Rücknahme.

Zwischen 2021 und 2024 wurden mehrere Berichte veröffentlicht, in denen auf schwerwiegende Sicherheitslücken in der Software dieser Kameras hingewiesen wurde. Die italienische nationale Cybersicherheitsbehörde warnte sogar vor dem Online-Verkauf von Zugangsdaten. Gleichzeitig wurden diese Produkte in Ländern wie den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und zuletzt Kanada verboten oder zurückgerufen.

Spanien soll außerdem mit Marokko einen umfassenden Wartungsvertrag für die Installation von Grenzanlagen in den autonomen Städten Melilla und Ceuta für Videogeräte des Sicherheitsunternehmens HikVision unterzeichnet haben. Dies geht aus einem Dokument hervor, das dem spanischen Nachrichtenportal „El Español“ vorliegt und über das verschiedene Medien am 21. Juli berichteten.

Dieses Bild wurde in Nordafrika aufgenommen und zeigt ein Fahrzeug der spanischen Guardia Civil (Zivilgarde) am 24. Februar 2024 in der spanischen Enklave Melilla am Grenzzaun zwischen Spanien und Nador Beni Ansar Grand Port in Marokko. Foto: OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images

Energie

Nach dem landesweiten Stromausfall am 28. April, der Spanien mehr als einen Tag lang lahmlegte, warnte der Europäische Solarindustrieverband (ESMC) zwei Tage später vor einer ernsten Gefahr für die Energiesouveränität Europas.

Ursache seien fehlende Vorschriften und die Möglichkeit, dass Hochrisikohersteller aus Nicht-EU-Staaten – allen voran chinesische Anbieter – Photovoltaik-Wechselrichter aus der Ferne kontrollieren können.

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Auch zwei US-Regierungsvertreter wiesen am 15. Mai auf Risiken bestimmter chinesischer Wechselrichter und Batteriesysteme hin. Diese verfügten über Fernkommunikationsmodule, die nicht in den technischen Produktinformationen aufgeführt seien.

Moderne Wechselrichter müssen aus Netz- und Marktgründen online sein – das ermöglicht Software-Updates, eröffnet aber auch die Möglichkeit, Leistung und Funktionen aus der Ferne zu verändern.

Laut ESMC stammten 2023 rund 70 Prozent aller in Europa installierten Wechselrichter aus China. Allein Huawei und SunGrow hätten damit die Fernzugriffe auf Anlagen mit einer Leistung von 168 Gigawatt in der Hand – einem Volumen, das etwa der Kapazität aller erneuerbaren Energien Deutschlands entspricht.

In Spanien liegt der Anteil chinesischer Hersteller ebenfalls bei etwa 70 Prozent. Huawei führt mit 36,5 Prozent Marktanteil, gefolgt von SunGrow mit 29,7 Prozent und GoodWe mit 14,5 Prozent.

ESMC-Generalsekretär Christoph Podewils warnte, bis zum Jahr 2030 könnte die in Europa installierte, fernsteuerbare PV-Leistung auf über 400 Gigawatt steigen. Das sei ein gravierendes Cybersicherheitsrisiko – mit der Möglichkeit gezielter Eingriffe oder großflächiger Stromausfälle. „Europa hat damit einen erheblichen Teil seiner Strominfrastruktur aus der Hand gegeben“, so Podewils.

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Gefahr bekannt, Gefahr gebannt?

Trotz dieser Warnungen hält die spanische Regierung aktuell an ihrer Linie fest. Digitalminister José Luis Escrivá erklärte im Februar 2024, Spanien habe nicht vor, eine Liste von Hochrisikoanbietern zu erstellen – obwohl die im Jahr 2022 beschlossene 5G-Cybersicherheitsverordnung genau dies vorsieht.

Darin heißt es, angesichts der internationalen Lage und des hohen Risikos von Cyberangriffen müssten Maßnahmen „so schnell wie möglich“ umgesetzt werden, um Anbieter mit hohem oder mittlerem Risiko vom Markt auszuschließen oder ihre Tätigkeit einzuschränken.

Die spanische Volkspartei (PP) hat mittlerweile beim Abgeordnetenhaus eine Petition eingereicht, in der sie den Rechnungshof auffordert, alle Verträge zu prüfen, die die Regierung in den letzten fünf Jahren an die chinesischen Unternehmen Huawei und HikVision vergeben hat. Dies berichtete das spanische Nachrichtenportal „El Español“ am 9. August 2025.

Juan Bravo, der stellvertretende Wirtschaftssekretär der PP, erinnerte zudem daran, dass diese Verträge dazu geführt haben, dass das Weiße Haus der spanischen Regierung mitteilte, dass es „den Informationsaustausch mit Spanien in Bereichen wie der Terrorismusbekämpfung unter Quarantäne stellt“.

Die Frage bleibt, ob Madrid seine stillschweigende Unterstützung für Unternehmen aus dem Umfeld der Kommunistischen Partei Chinas aufgibt – oder ob es sich weiterhin gegen den Kurs seiner westlichen Partner stellt.

Der Artikel erschien im Original auf www.epochtimes.fr unter dem Titel „Les écoutes ne sont que la partie émergée de l’iceberg : Huawei est présente dans plusieurs infrastructures critiques espagnoles“. (deutsche Bearbeitung il)



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