Teheran hat noch Wasser für rund zwei Wochen
Angesichts der anhaltenden Dürre im Iran plant die Regierung des Landes drastische Maßnahmen zur Rationierung von Wasser, vor allem in der Hauptstadt Teheran.
In der Stadt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern seien zeitlich begrenzte Wasserabschaltungen geplant, um den Verbrauch zu begrenzen und „Verschwendung zu vermeiden“, sagte der iranische Energieminister Abbas Ali Abadi gestern im Staatsfernsehen. Am 7. November hatte Präsident Massud Peseschkian sogar eine Evakuierung Teherans nicht ausgeschlossen.
Beobachtern zufolge ist eine solche Evakuierung eine rhetorische Ankündigung ohne konkretes Umsetzungspotenzial. Die Verlegung der Hauptstadt würde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, da sämtliche zentralen Behörden sowie die Arbeitsplätze der Mehrheit der Bevölkerung in Teheran liegen. Ein Umzug wäre für die meisten Teheraner kaum möglich.
Kritiker werfen dem islamischen System des Landes vor, in den vergangenen Jahren nationale Einnahmen in regionale Konflikte gesteckt zu haben, anstatt sie in die grundlegenden Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung – etwa in alternative Wasserversorgungssysteme – zu investieren. Angesichts der anhaltenden Wasserkrise wird zunehmend spekuliert, dass es im Land zu landesweiten Protesten und sozialen Unruhen kommen könnte.
Es gab schon Wasserrationierungen
Nach Angaben iranischer Medien verbrauchen die Bewohner Teherans etwa drei Millionen Kubikmeter Wasser pro Tag. In größeren Wohnkomplexen haben Behörden die Bewohner dazu aufgefordert, Wasser in Badewannen und Behältern zu speichern.
Die abendliche Wasserabstellung bis zum nächsten Morgen hat in mehreren Stadtteilen Teherans bereits begonnen. Das Speichern von Wasser gehört inzwischen zum Alltag, besonders für die Toilettenspülung.
Selbst im Falle einer Trinkwasserrationierung drohe der Hauptstadt jedoch „das Wasser auszugehen“, hatte Peseschkian am Tag zuvor im Staatsfernsehen gesagt. Wenn es bis zum Jahresende nicht regne, „dann müssten wir Teheran evakuieren“, fügte er hinzu. Wie eine Evakuierung der Millionenstadt ablaufen könnte, sagte er nicht.
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In der Hauptstadt Teheran sowie in den zentralen Provinzen ist das Wasserniveau vieler Stauseen bereits auf das sogenannte „tote Volumen“ gesunken – jenes Wasserreservoir, das nicht mehr nutzbar ist. Dementsprechend drohe dem Land schon bald der völlige Zusammenbruch der Grundwasserreserven und somit eine „verheerende Dürre“, so ein Bericht der staatlichen Tageszeitung „Ettelaat“.
Das iranische Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen von mehreren Staudämmen, insbesondere in Isfahan im Zentrum des Landes und in Täbris im Nordwesten, wo die Stauseen deutlich weniger Wasser führten als in den Vorjahren.
Es gibt noch Wasser für zwei Wochen
Im Stauwerk Amir Kabir, einem von fünf, die für die Wasserversorgung von Teheran zuständig sind, befinden sich derzeit laut dem Leiter der Wasserwerke der Stadt, Behsad Parsa, 14 Millionen Kubikmeter Wasser. Im Vorjahr waren es zum jetzigen Zeitpunkt rund 86 Millionen Kubikmeter Wasser gewesen.
Im gesamten Iran hat es in diesem Jahr zu wenig geregnet. 15 der 31 iranischen Provinzen haben der iranischen Nachrichtenagentur Isna zufolge seit Oktober überhaupt keinen Regen mehr gesehen. Besonders betroffen ist Teheran.
Nach Angaben des regionalen Wasserversorgers enthält der Hauptwasserspeicher zur Versorgung der Stadt nur noch Wasser für zwei Wochen.
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Laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim fielen im Iran in diesem Jahr bisher nur 152 Liter Regen pro Quadratmeter, 40 Prozent weniger als im Durchschnitt üblich. Im Oktober sprach ein örtlicher Vertreter von einem Niederschlagsstand in Teheran, der „seit einem Jahrhundert nahezu beispiellos“ sei.
Auch anderswo im Iran wurden Pläne gegen die Wassernot in Angriff genommen. Im nordöstlichen Maschhad, der zweitgrößten Stadt des Iran, würden „nächtliche Wasserabschaltungen“ in Betracht gezogen, sagte Vizegouverneur Hassan Hosseini. (afp/dpa/ks)
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