Transgender-Behandlungen bei Jugendlichen in den USA: 20 Kliniken schränken ihr Angebot ein

In den USA erleben Kliniken, die medizinische Behandlungen für Transgender-Jugendliche anbieten, eine dramatische Wende. Deren Behandlungen richten sich an Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie, einem Zustand, bei dem die Betroffenen das Gefühl haben, im falschen biologischen Körper zu leben.
Doch im Rahmen neuer Gesetze, juristischer Auseinandersetzungen und eines veränderten politischen und gesellschaftlichen Umfelds haben rund 20 dieser Kliniken ihr Angebot stark eingeschränkt.
Die Rolle der Trump-Regierung
Die Politik unter US-Präsident Donald Trump hat die Situation deutlich verschärft. Trump bezeichnete geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Minderjährigen als „chemische und chirurgische Verstümmelung“. Er ordnete im Januar als eine seiner ersten Amtshandlungen per Dekret ein Verbot von Behandlungen an, die die von Jugendlichen empfundene geschlechtliche Identität bestätigen.
Die Vorgängerregierung unter US-Präsident Joe Biden hatte sich ausdrücklich für diesen sogenannten genderaffirmativen Ansatz ausgesprochen.
Die medizinischen Methoden für geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Minderjährigen umfassen psychotherapeutische Betreuung, soziale Unterstützungsmaßnahmen, Pubertätsblocker, die die körperliche Entwicklung verzögern, sowie in manchen Fällen operative Maßnahmen zur Angleichung des Körpers an die empfundene Geschlechtsidentität.
Trumps Maßnahmen sind umstritten und führten zu heftigen Auseinandersetzungen mit medizinischen Fachgesellschaften und Menschenrechtsorganisationen, die in den Behandlungen eine lebenswichtige Unterstützung für Transgender-Jugendliche sehen, insbesondere zur Suizidprävention.
Politischer und rechtlicher Gegenwind
Vor allem republikanisch regierte Bundesstaaten haben in den vergangenen Jahren Gesetze verabschiedet, die Hormontherapien und Operationen bei Minderjährigen verbieten oder stark regulieren.
Ein prägendes Urteil erging im Juni 2025, als der Oberste Gerichtshof der USA ein Gesetz in Tennessee bestätigte, das medizinische Eingriffe an Transgender-Kindern in dem Bundesstaat verbietet.
Ein laufender Rechtsstreit vor dem Supreme Court, Chiles v. Salazar, beschäftigt sich zurzeit mit der Frage, ob Therapeuten verpflichtet sind, affirmativen Ansätzen zu folgen, oder auch andere Therapieformen anbieten dürfen. Die Entscheidung könnte wichtige Folgen für die Behandlung von Transgender-Jugendlichen haben.
Parallel zu den Gesetzen auf Ebene der Bundesstaaten prüfen mehrere Bundesbehörden der Trump-Regierung, wie die Kliniken arbeiten.
Das Justizministerium führt Ermittlungen wegen möglicher Gesundheitsbetrugsfälle durch. Die Federal Trade Commission untersucht, ob Patienten – vorwiegend Minderjährige – durch falsche oder irreführende Informationen über Risiken und Chancen der Behandlungen getäuscht wurden.
Die Centers for Medicare & Medicaid Services überprüfen zudem Kliniken auf Qualitäts- und Gewinnpraktiken. Die Behörde, welche zum Gesundheitsministerium gehört, teilte mit, dass jede Operation „im Zusammenhang mit Geschlechtsdysphorie zwischen 53.645 und 133.911 US-Dollar kostet“.
Klinikschließungen und Behandlungsstopp
Die politischen und rechtlichen Entwicklungen führten dazu, dass mehrere Kliniken in den USA ihre Angebote massiv eingeschränkt haben, darunter Einrichtungen in Kalifornien, Virginia, Colorado und Washington.
Mindestens 20 dieser Kliniken bieten laut dem Weißen Haus einige ihrer Leistungen nicht mehr an. So kündigten Stanford Medicine und Kaiser Permanente an, chirurgische Eingriffe bei unter 19-Jährigen auszusetzen, während andere Einrichtungen zumindest die Hormongabe einschränken oder pausieren.
Das Center for Transyouth Health and Development in Los Angeles, die größte Genderklinik der USA für Jugendliche, hat im Juli ganz dichtgemacht.
Medizinische und ethische Kontroversen
Die Debatte um die Behandlung von Transgender-Jugendlichen ist medizinisch und ethisch komplex und wird in den USA kontrovers geführt. Medizinische Organisationen wie der größte Berufsverband für Kinderärzte, die American Academy of Pediatrics, und die größte ärztliche Standesvertretung in den USA, die American Medical Association, empfehlen weiterhin den genderaffirmativen Ansatz.
Befürworter sehen die affirmativen Behandlungen als wichtige Hilfe für psychisches Wohlbefinden und gesellschaftliche Akzeptanz an.
Kritiker warnen jedoch vor den Risiken hormoneller und chirurgischer Eingriffe, vor allem bei Minderjährigen, die sich in einer Phase der Identitätsfindung befinden. Einige Studien zeigen, dass ein Teil der Jugendlichen ihre Geschlechtsidentität im Verlauf der Zeit verändern kann. Sie plädieren für mehr Zurückhaltung und alternative therapeutische Ansätze.
So führt die konservative Ärztevereinigung American College of Pediatricians an: „Es gibt keine langfristigen Belege dafür, dass Transgender-Interventionen Suizidgedanken oder -verhalten verhindern.“ Stattdessen können diese Verfahren laut der Organisation langfristig die psychische und physische Gesundheit schädigen und zu Unfruchtbarkeit führen.
Trotz der Unterstützung durch Fachgesellschaften gibt es keinen einheitlichen wissenschaftlichen Konsens zu allen Behandlungsformen. Kritiker werfen den Organisationen vor, abweichende Meinungen auszuschließen und einen zu engen Behandlungsansatz zu verfolgen.
Weltweit haben mehrere Länder und Fachgesellschaften ihre Richtlinien überdacht und mehr Vorsicht bei Pubertätsblockern und Operationen empfohlen. Die Diskussion dreht sich oft um fehlende Langzeitstudien und ethische Fragen rund um die Einwilligungsfähigkeit Minderjähriger.
Gesellschaftliche Spaltung
Die Debatte um die Behandlung von Transgender-Jugendlichen spaltet nicht nur Fachleute, sondern auch die amerikanische Gesellschaft. Ärzte, Eltern, Politiker und die Jugendlichen selbst stehen oft gegensätzlichen Positionen gegenüber.
Während demokratisch geführte Bundesstaaten den Zugang zu Behandlungen schützen wollen, verschärfen republikanisch geführte Bundesstaaten und die Trump-Regierung die Einschränkungen.
Die Rechtslage bleibt in Bewegung: Viele Verfahren laufen noch, und der Oberste Gerichtshof wird in den kommenden Jahren über wichtige Grundsatzfragen entscheiden, die die Zukunft der medizinischen Versorgung von Transgender-Jugendlichen in den USA maßgeblich prägen werden.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Clinics Are Ending Gender Treatments for Kids in Wake of Trump’s Policies“. (deutsche Bearbeitung zk)
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