Treffen in Kairo: Hamas und Israel führen indirekte Gespräche über Geiseln

Waffenruhe, Freilassung der Geiseln: Hamas und Israel beginnen in Ägypten indirekte Gespräche. Dem US-Plan zufolge soll die Hamas keine Rolle bei der künftigen Verwaltung des Gazastreifens spielen. Ihrer Entwaffnung stimmte die Hamas bisher nicht ausdrücklich zu.
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Palästinenser auf einem Küstenweg nordwestlich des Flüchtlingslagers Nuseirat. Israel erklärte am 4. Oktober, dass seine Truppen weiterhin in Gaza im Einsatz seien, und warnte die Bewohner davor, zurückzukehren.Foto: Eyad Baba/AFP via Getty Images
Epoch Times4. Oktober 2025

Fast zwei Jahre nach Beginn des Gaza-Kriegs konkretisiert sich die Hoffnung auf eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen. Die islamistische Hamas und Israel beginnen einem Medienbericht zufolge am Sonntag in Ägypten indirekte Gespräche über eine Geisel-Freilassung.

Zuvor hatte die Hamas einem Friedensplan von US-Präsident Donald Trump teilweise zugestimmt. Trump schickte seinen Schwiegersohn Jared Kushner und seinen Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff nach Ägypten.

Treffen in Kairo

Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas am Sonntag und Montag würden in der ägyptischen Hauptstadt Kairo stattfinden, berichtete die dem ägyptischen Geheimdienst nahestehende TV-Sendergruppe „Al-Kahera News“. Dabei solle es um eine Freilassung der israelischen Geiseln im Austausch gegen eine Freilassung palästinensischer Häftlinge gehen.

Die Hamas hatte am 3. Oktober Trumps 20-Punkte-Plan für ein Ende des Gazakriegs teilweise zugestimmt und dabei insbesondere eine Freilassung der israelischen Geiseln zugesagt. Trump rief daraufhin Israel auf, die Angriffe auf Ziele im Gazastreifen „sofort“ einzustellen.

Heute warnte Trump die Hamas davor, auf Zeit zu spielen: „Die Hamas muss sich schnell bewegen, sonst ist alles möglich“, schrieb er auf seiner Onlineplattform Truth Social. „Ich werde keine Verzögerung tolerieren.“

Trumps Schwiegersohn Kushner und sein Nahost-Sondergesandter Witkoff sollen in Ägypten die Gespräche über die Geisel-Freilassung im Rahmen des Friedensplans abschließen, wie das Weiße Haus erklärte. Ägypten zählt zu den Vermittlern im Gazakrieg.

Netanjahu hofft auf baldige Freilassung

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich hoffnungsvoll über die Möglichkeit einer baldigen Freilassung der restlichen Geiseln im Gazastreifen geäußert. „Wir befinden uns kurz vor einer großen Errungenschaft“, sagte Netanjahu in einer Videoansprache. Dies sei aber noch nicht absolut sicher. „Ich hoffe, dass wir euch mit Gottes Hilfe in den nächsten Tagen, noch während des Laubhüttenfests, über die Rückkehr aller unserer Geiseln informieren können.“

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Unter dem militärischen und diplomatischen Druck habe die Hamas dem Trump-Plan nun zugestimmt. „Anstatt dass Israel isoliert wird, ist die Hamas isoliert.“

Er habe das israelische Verhandlungsteam angewiesen, nach Ägypten zu reisen, um letzte Details der Geiselübergabe zu klären. Israel und die USA seien entschlossen, die indirekten Verhandlungen mit der Hamas auf wenige Tage zu beschränken.

Netanjahu bekräftigte zudem, er werde die Hamas entwaffnen – entweder auf „diplomatischem“ Weg über den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump oder durch militärische Gewalt. Das habe er auch der US-Regierung mitgeteilt, sagte er in seiner Fernsehansprache. „Es wird entweder auf die einfache Art oder auf die harte Art erreicht, aber es wird erreicht werden.“

Hamas will „sofort“ Geiseln gegen eigene Leute austauschen

Ein hochrangiger Hamas-Funktionär sagte am Samstag zu AFP, die Palästinenserorganisation sei bereit, „unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen, um alle Fragen zu klären“.

Die Hamas habe den Vermittlern mitgeteilt, dass sie bereit sei, „sofort mit der Umsetzung des Austauschs“ der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu beginnen, „sobald eine Vereinbarung zur Vorbereitung der Bedingungen vor Ort getroffen“ worden sei.

Erinnerung an von der Hamas entführte Geiseln im Gazastreifen. Foto: via dts Nachrichtenagentur

Dem Hamas-Vertreter zufolge wird der Vermittler Ägypten zudem eine Konferenz für einen „innerpalästinensischen Dialog über die palästinensische Einheit und die Zukunft des Gazastreifens, einschließlich der Verwaltung des Gazastreifens“ ausrichten.

Dem US-Plan zufolge soll die Hamas keine Rolle bei der künftigen Verwaltung des Gazastreifens spielen.

Ihrer vorgesehenen Entwaffnung stimmte die Hamas bisher nicht ausdrücklich zu. Dennoch erklärte Trump, dass die Hamas offenbar „zu einem dauerhaften Frieden bereit“ sei.

Israel stimmte Trump-Plan zu

Israel hatte Trumps Plan umgehend zugestimmt und erklärte nach der Reaktion der Hamas, dass es sich „auf die sofortige Umsetzung der ersten Phase des Trump-Plans zur Freilassung aller Geiseln“ vorbereite.

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Zunächst setzte die israelische Armee aber ihre Offensive gegen die Hamas in der Stadt Gaza fort. Die israelischen Truppen seien „weiterhin in Gaza im Einsatz“, erklärte Armeesprecher Avichay Adraee am Samstag. In die Stadt zurückzukehren sei „extrem gefährlich“, warnte er die Bevölkerung.

Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen erklärte, seit dem Morgen seien bei israelischen Angriffen in dem Palästinensergebiet 57 Menschen getötet worden, davon 40 in der Stadt Gaza.

Merz traf sich mit Angehörigen von deutschen Hamas-Geiseln am 30.09.2025. Foto: Handout Bundesregierung/Guido Bergmann via dts Nachrichtenagentur

Was besagt der 20-Punkte-Plan?

Trumps am vergangenen Montag vorgestellter 20-Punkte-Plan sieht neben der Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln unter anderem einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor.

Israel soll 250 palästinensische Häftlinge freilassen, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Zudem sollen 1.700 im Gazastreifen inhaftierte Personen auf freien Fuß kommen. Die radikalislamische Hamas soll entmachtet werden und ihre Waffen abgeben.

Die USA wollen dem Plan zufolge überdies mit arabischen und internationalen Partnern eine „internationale Stabilisierungstruppe“ entwickeln. Ferner soll eine Übergangsregierung aus „unpolitischen“ Palästinensern und internationalen Experten für die Verwaltung des Gazastreifens sorgen.

Ein „Friedensrat“ unter Trumps Leitung und mit Beteiligung des früheren britischen Premierministers Tony Blair soll die Expertenregierung beaufsichtigen. (afp/red)



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