Trump: „Der Krieg ist zu Ende“ – streckt auch Iran die Hand aus

Alle noch 20 lebenden Geiseln sind frei. Nach mehr als zwei Jahren endete damit der Gaza-Krieg. Das sei ein „neuer Anfang“, schrieb Trump in das Goldene Buch der Knesset, wo er mit Standing Ovations empfangen wurde. In seiner Rede vor dem israelischen Parlament streckte der US-Präsident auch dem Iran, der bis vor kurzem die Hamas unterstützte, erneut die Hand aus.
Titelbild
US-Präsident Donald Trump hält am 13. Oktober 2025 eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, in Jerusalem, nachdem sein Friedensplan den Krieg im Gazastreifen beendet hat.Foto: Evelyn Hockstein/POOL/AFP via Getty Images
Von 13. Oktober 2025

Zur Erinnerung: Der Gaza-Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit einem Überfall auf Israel. Die palästinensische Terrororganisation Hamas ermordete auf brutale Weise 1.200 Israelis und entführte 251 von ihnen in den Gazastreifen. Die Freilassung der Geiseln war der erste Punkt in Trumps Friedensplan, dem Israel und die Hamas vergangenen Mittwochabend (8. Oktober) zugestimmt haben.

Israel hatte sich daraufhin im Gazastreifen bis zu einer festgelegten Linie zurückgezogen. Heute kamen die Geiseln im Austausch gegen 2.000 Palästinenser frei, die wegen Mordes und Terrorismus teilweise seit Jahrzehnten in israelischen Gefängnissen einsaßen.

Israel im Ausnahmezustand

Der Ben-Gurion-Flughafen war für nahezu den gesamten Tag weitgehend gesperrt. Ebenso die Autobahn 1 zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Der amerikanische Präsident Donald Trump war von der israelischen Regierung zum Tag der Geiselübergabe nach Jerusalem eingeladen worden. Dort hielt er eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset. Zuvor wurde er mit höchsten protokollarischen Ehren empfangen. Bereits auf dem Rollfeld bahnte sich an, dass der Zeitplan des Besuchs von geplanten 3,5 Stunden nicht eingehalten werden würde.

Trump redete lange mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den er dann sogar noch in seine Präsidenten-Limousine einlud, um mit ihm nach Jerusalem zu fahren. Auch der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog mit Gattin beteiligte sich an dem Empfang. Schließlich standen in der Ehrenformation auch sein Schwiegersohn Jared Kushner mit Ehefrau Ivanka Trump.

Vor allem Kushner hat Präsident Trump seinen Erfolg im „Gaza-Deal“ – wie er das Abkommen selbst nennt – mitzuverdanken. Dafür lobte er seinen Schwiegersohn später in seiner Rede. Der Immobilienmakler und Jude Kushner ist seit Jahren in der Nahostregion bestens vernetzt.

Seit den frühen Morgenstunden harrten Hunderttausende Menschen auf öffentlichen Plätzen und Straßen im ganzen Land aus, um über riesige Monitore die Freilassung der verbliebenen 20 lebenden israelischen Geiseln zu verfolgen. Nachdem bekannt wurde, dass alle Geiseln aus der Gewalt der Hamas an das Internationale Rote Kreuz übergeben worden waren, gab es Freudentränen und viele Menschen tanzten und sangen teils religiöse Lieder.

Aber auch der Song „Coming Home” (Nach Hause kommen) von Leon Bridges wurde angestimmt. Ausländischen Besuchern wurde Wein angeboten. Die über die Maßen ausgelassene Stimmung offenbarte, unter welcher Anspannung das ganze Land seit mehr als zwei Jahren stand.

Und viele brachten zum Ausdruck, dass diese Erfolgsnachricht nicht ihrer eigenen Regierung zu verdanken sei, sondern dem amerikanischen Präsidenten. Tausende Israelis trugen in Anlehnung an Trumps Wahlkampfmütze eine rote Baseballkappe mit der Aufschrift „Friedenspräsident Trump“.

Lebende Geiseln frei, aber 28 tote Geiseln noch in Gaza

Ein auf X gepostetes Video von der Freilassung der Geisel Matan Zangauker ging umgehend viral. Auch Alon Ohel, der deutsch-israelische Musiker, ist unter den lebenden und freigelassenen Geiseln. Die Hamas hatte ihn unter anderem für einen Video-Post missbraucht.

Außerdem will die Hamas heute vier tote Geiseln übergeben. Damit hält sie sich bereits nicht an die ausgehandelte Vereinbarung, alle Geiseln – ob tot oder lebendig – umgehend an das Rote Kreuz zu übergeben. Angeblich wüssten die palästinensischen Terroristen nicht, wo diese vergraben seien.

Die betroffenen Familien betrachten dies laut „Times of Israel“ als einen „eklatanten Verstoß gegen die Vereinbarung“ und fordern, dass die Vermittler „sofort handeln, um dieses schreckliche Unrecht zu korrigieren“.

Auch die freigelassenen palästinensischen Terroristen feierten in Ramallah, Westjordanland. Fotos zeigen palästinensische Männer, die während ihrer Freilassung das Siegeszeichen zeigen (zwei Finger zu einem V gespreizt – für Victory):

Palästinensische Männer gestikulieren aus einem Bus heraus, nachdem sie am 13. Oktober 2025 aus dem Militärgefängnis Ofer zwischen Ramallah und Beitunia im besetzten Westjordanland freigelassen wurden. Foto: Hazem Bader/AFP via Getty Images

Es handelt sich um 250 Gefängnisinsassen, die wegen Terroranschlägen oder schwerer Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden waren. Außerdem lässt Israel 1.700 weitere Palästinenser frei, die es im Zuge des Gaza-Krieges festgenommen hatte.

Trump vor der Knesset

In Jerusalem widmete sich Trump zunächst Familien von Geiseln und sprach mit diesen länger als die im Programm vorgesehenen 15 Minuten. Dies lässt den Schluss zu, dass er ernsthaft vom Schicksal dieser Familien aus erster Hand erfahren und Anteilnahme ausdrücken wollte. Bevor er im Parlament sprach, trug er sich ins Goldene Buch der Knesset in dem für ihn typischen Großbuchstaben mit den Worten ein: „Dies ist meine große Ehre. Ein großartiger und schöner Tag. Ein neuer Anfang.“

In der Knesset selbst wurde der amerikanische Präsident mit Standing Ovations und Fanfarenklängen empfangen, musste dann jedoch erst einmal eine lange Rede von Netanjahu und vom Oppositionsführer Jair Lapid über sich ergehen lassen. Damit wurde offenkundig, dass beide israelischen Politiker Trump zeitlich länger in Israel binden wollten.

Trump kritisierte in seiner darauffolgenden Rede, die mehr als 2 Stunden später begann als ursprünglich vorgesehen, insbesondere Netanjahu für die Zeitüberschreitung, allerdings in einer humorvollen Weise.

Netanjahu brachte zum Ausdruck, was in den vergangenen Tagen bereits von zahlreichen Politikern geäußert worden war: Er habe erreicht, „was niemand für möglich gehalten hätte“. Er habe einen Großteil der arabischen Welt dazu bewegen können, seinem 20-Punkte-Plan für den Frieden in Gaza zuzustimmen, und damit erreicht, dass die Geiseln freikommen können. Dies betonte auch der Oppositionsführer Jair Lapid: „Herr Präsident, Sie haben die Leben der Geiseln gerettet.“ Dass Trump dafür nicht den Friedensnobelpreis erhalten habe, sei ein „großer Fehler des Komitees“ gewesen, so Lapid.

Trump: „Ende einer Ära des Todes“

Donald Trump betonte zu Beginn seiner Rede, „Das ist nicht nur das Ende des Krieges, das ist das Ende einer Ära von Terror und Tod. Es ist der Anfang einer Ära von Glaube, Hoffnung und Gott.“ Mehrfach wiederholte er, der heutige Tag sei ein „Anfang für einen neuen Nahen Osten“. Nach wenigen Minuten kam es zu Zwischenrufen. Zwei arabische Knesset-Abgeordnete rufen dazwischen und halten ein Schild hoch, auf dem Freiheit für Palästina gefordert wird. Ordner führen die beiden Politiker aus dem Saal.

Trump lobte seinen anwesenden Chefunterhändler Steve Witkoff. „Er hat herausragende Verhandlungskenntnisse. Er ist einfach ein super Typ.“ Auch der anwesende Außenminister Marco Rubio sowie Verteidigungsminister Pete Hegseth wurden von Trump mit Lob bedacht.

Trump appelliert an Israel, streckt Iran die Hand aus

Wesentlich an Trumps Rede waren jedoch seine Appelle an Israel, an die arabische Welt sowie an den Iran, ohne dessen Unterstützung die Hamas weder hätte mächtig werden noch den Krieg mit Israel hätte vom Zaun brechen können.

An Israel gewandt, fordert Trump die Abgeordneten auf, mit ihren Nachbarn in der Region zusammenzuarbeiten: „Es ist offensichtlich, dass die produktiven und verantwortungsvollen Nationen der Region keine Feinde mehr sein sollten, sondern Partner und letztlich Freunde. Das wird passieren. Ihr solltet zusammen gegen die Kräfte des Chaos kämpfen“, empfahl Trump den anwesenden Politikern.

Auch für den Iran hatte Trump eine Botschaft: Das Mullah-Regime in Teheran habe „soviel Tod geschaffen“. Aber seine Hand sei offen. Trump:

„Die wollen einen Deal machen. Ich kann das. Weder die USA noch Israel hassen den Iran. Wir wollen einfach keine Bedrohung mehr. Nichts wäre besser, als wenn der Iran seine Stellvertreterkriege beendet.“

Und weiter: „An die Adresse des Irans sage ich das nicht aus Schwäche. Wir sind bereit, wenn Sie bereit sind. Es wird passieren.“ Außerdem lobte Trump das iranische Volk und sagte: „Das sind gute Leute.“

Außerdem ermutigte der amerikanische Präsident „mehr arabische Länder“, Frieden mit Israel zu schließen. Dabei nahm er Bezug auf das Abraham-Abkommen von 2020 in seiner ersten Amtszeit, das überwiegend sein Schwiegersohn Jared Kushner mit ausgehandelt hatte. Zu den damaligen Vertragspartnern zählten zum Beispiel der Golfstaat Bahrain und Marokko.

Merz bei Trump in Ägypten

Anschließend reiste Trump weiter in das ägyptische Sharm el-Scheich. Dort wurde das Abkommen zwischen der Hamas und Israel im Beisein des amerikanischen Präsidenten mit einer offiziellen Zeremonie unterzeichnet. Außerdem warteten etwa zwanzig Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Merz, auf das Eintreffen Trumps. Denn Ziel des hochrangigen Gipfels in Ägypten ist es, weitere Staaten in den Fortgang des Friedensprozesses für Gaza einzubinden.

Das Bundeskanzleramt hatte in einer offiziellen Erklärung mitgeteilt: Bundeskanzler Friedrich Merz wird morgen, Montag, 13. Oktober, nach Ägypten reisen. Merz nehme auf Einladung des ägyptischen Präsidenten al-Sisi an der Unterschriftenzeremonie zum Frieden in Gaza teil. Deutschland beabsichtige, „sich bei der Umsetzung des Friedensplans [zu] engagieren, zunächst vor allem für die Einhaltung eines stabilen Waffenstillstands und für humanitäre Hilfe“.



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