Trump erhöht Zoll für China auf 125 Prozent – „Zollpause“ für mehr als 75 Länder

Vor einer Woche kündigte US-Präsident Donald Trump neue Importzölle auf fast alle ausländischen Waren an. Viele Länder haben ihre Bereitschaft zur Verhandlung mit den USA signalisiert und können nun aufatmen. China gehört nicht dazu.
Arbeiter überprüfen in einem Containerterminal des Hafens von Tianjin in China ein Ausrüstungsteil.
Arbeiter überprüfen in einem Containerterminal des Hafens von Tianjin in China ein Ausrüstungsteil.Foto: Zhao Zishuo/XinHua/dpa
Von 9. April 2025

US-Präsident Donald Trump hat den US-Zoll für Einfuhren aus China weiter erhöht. Dieser steige mit sofortiger Wirkung auf 125 Prozent, kündigte Trump am Mittwoch in seinem Onlinedienst Truth Social an. Zugleich sprach er von einer 90-tägigen „Zollpause“ für zahlreiche andere Länder, die mit seiner Regierung über eine Lösung verhandelten.

Trump begründete den neuen, gut 20-prozentigen Aufschlag für Peking mit dem „Mangel an Respekt, den China gegenüber den Weltmärkten gezeigt“ habe. „Irgendwann, hoffentlich in naher Zukunft, wird China erkennen, dass es nicht länger tragbar oder akzeptabel ist, die USA und andere Länder auszunutzen“, schrieb er. Seine Entscheidung fiel nur wenige Stunden nach Pekings Ankündigung, Zölle auf US-Produkte auf 84 Prozent zu erhöhen.

Mehr als 75 Länder, die anders als China keine Gegenzölle angekündigt haben, sollen nach Trumps Worten bevorzugt werden: „Ich habe eine 90-tägige PAUSE und in diesem Zeitraum einen erheblich reduzierten reziproken Zoll von 10 Prozent genehmigt“, schrieb Trump.

EU-Staaten beschließen Gegenzölle auf US-Waren

Bislang ist unklar, ob davon auch die Europäische Union betroffen ist. Die EU-Mitgliedstaaten hatten sich am Mittwochnachmittag für den Vorschlag der Europäischen Kommission ausgesprochen, ab dem 15. April Zölle auf Produkte aus den USA zu verlangen.

Auf die Entscheidung der USA vom März, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus der EU zu erheben, sollen als Reaktion zunächst Zölle von 10 bis 25 Prozent auf US-Produkte eingeführt werden. Weitere Maßnahmen sind in Planung. Diese Gegenmaßnahmen könnten „jederzeit ausgesetzt werden, wenn die USA einem fairen und ausgewogenen Verhandlungsergebnis zustimmen“, erklärte die EU-Kommission.

Vor einer Woche, am 2. April, hatte der US-Präsident flächendeckende neue Importzölle für fast alle Länder der Welt verkündet. Seit Samstag, 5. April, gilt eine Grundabgabe von 10 Prozent auf alle Waren, die aus dem Ausland in die USA importiert werden. Dazu kamen individuell bemessene reziproke Zölle für bestimmte Nationen. Deren Höhe bemisst sich auf Grundlage einer von Handelsminister Howard Lutnick aufgestellten Formel unter anderem nach der Höhe des jeweiligen Handelsbilanzdefizits.

Trump will mit Südkorea Lösung über Zölle hinaus

Der US-Präsident stellte bereits am Montag, 7. April, in Aussicht, dass es über die Zölle für einzelne Länder „faire Deals“ geben könne.

Einen Tag darauf teilte Trump auf Truth Social mit, dass er mit Südkoreas amtierendem Präsidenten Han Duck-soo telefoniert habe. Dabei sei es auch um die „enormen und unhaltbaren Überschüsse“ des Landes in der Handelsbilanz gegangen. Neben Zöllen habe man auch über Fragen wie den Schiffbau, den Kauf von LNG aus den USA, militärischen Schutz oder ein Joint Venture bei der Alaska-Pipeline gesprochen.

Israel will zum „Modell“ für Gespräche mit den USA werden

Eigenen Angaben zufolge liegt die Priorität bezüglich der Verhandlungsbereitschaft über Zölle bei bestimmten Ländern. Dabei handelt es sich vor allem um jene, mit denen die USA ein besonders hohes Handelsbilanzdefizit aufweisen, und jene, die besonders hohe Zölle verhängen.

Dies trifft insbesondere auf China, Indien, Thailand, Taiwan, Vietnam oder die EU zu. Aber auch mit Blick auf weitere Länder rechnen die USA mit zeitnahen Gesprächen. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat bei seinem jüngsten Besuch im Weißen Haus schnelles Handeln angekündigt. Der jüdische Staat wolle das Handelsdefizit mit den USA „sehr schnell“ eliminieren und zum „Modell“ für Handelsgespräche mit den Amerikanern werden.

Trump hat Verhandlungen mit Japan autorisiert

Mit Blick auf Japan verkündete Finanzminister Scott Bessent bereits am Montag, 7. April, dass der Präsident grünes Licht für den Start von Verhandlungen gegeben habe. Trump habe bereits ein Gespräch mit Premier Shigeru Ishiba geführt. Dieser werde nun ein „Top-Team“ in die USA senden, um über Zölle zu verhandeln.

Ishiba hatte zuvor gesagt, er wolle bei Trump auf ein Ende der Zölle von 24 Prozent auf japanische Importe drängen. Stattdessen wolle er ein Verhandlungspaket vorlegen, das Zugeständnisse an die USA in Bezug auf Flüssigerdgas, Autos, Landwirtschaft und nationale Sicherheit beinhalten könnte.

Die Regierung von Bangladesch hat die USA um eine Aussetzung ihrer Zölle in Höhe von 37 Prozent auf Importe aus dem Billiglohnland für drei Monate ersucht. „Bloomberg“ zufolge möchte das Land seine Importe US-amerikanischer Waren „erheblich erhöhen“.

Argentinien strebt komplett freien Handel mit den USA an

Auch Indonesiens Wirtschaftsminister Airlangga Hartarto kündigte am 6. April an, bezüglich der von den USA verhängten Zölle in Höhe von 32 Prozent eine diplomatische Lösung anzustreben. Vergeltungszölle seien, so äußerte sich der Minister gegenüber „Reuters“, keine Option. Die Regierung in Jakarta werde demnächst eine Delegation in die USA schicken, um zu verhandeln.

Eine solche soll noch in dieser Woche auch aus Lesotho kommen. Für das afrikanische Land, das Baumwolle für US-Marken wie Levi’s liefert, galten sogar reziproke Zölle von 50 Prozent. Das Handelsbilanzdefizit der USA mit dem Land ist enorm. Präsident Trump wirft der dortigen Regierung vor, US-Waren in unverhältnismäßiger Höhe mit Zöllen zu belegen.

Trumps neuer enger Verbündeter, Argentiniens Präsident Javier Milei, hat den Zollsatz der USA von 10 Prozent als „Gewinn im Vergleich zu anderen Ländern“ bezeichnet. Um die noch verbleibenden Belastungen zu beenden, will man weitere Verhandlungen mit dem Weißen Haus führen, wie AP berichtet.

Vietnam offen für Null-Zoll-Abkommen

Die regierende Kommunistische Partei in Vietnam bot ebenfalls in einem Brief an, alle Zölle auf US-Waren abzuschaffen. Im Gegenzug solle Trump seine Zölle von 46 Prozent auf vietnamesische Importe für mindestens 45 Tage aussetzen. In dieser Zeit solle eine Delegation in den USA über die künftigen bilateralen Handelsbeziehungen verhandeln.

Indien werde ebenfalls den Dialog und nicht die Konfrontation suchen. Vergeltungsmaßnahmen seien hier ebenso wenig ein Thema wie in Australien. Dort kritisierte Premier Anthony Albanese Trumps 10-prozentige Zölle gegen das Land. Diese seien „unfair“, da Australien keine Zölle auf US-Waren erhebe. Man werde seinen Handel im asiatisch-pazifischen Raum ausweiten. Allerdings wolle Australien dennoch mit den USA über ein besseres Abkommen mit Null-Zöllen verhandeln.

Taiwan will Investitionen erweitern – Großbritannien niedrigeren Steuersatz für US-Investoren

Ebenfalls über Nullzölle will Taiwans Präsident Lai Ching-te mit Trump verhandeln. Der Staatschef kündigte gegenüber „Reuters“ auch an, Taiwans Investitionen in den USA zu erhöhen. In Großbritannien wollen Beamte „innerhalb weniger Wochen“ eine Einigung erzielen, die eine Abschaffung der von Trump verhängten Zölle von 10 Prozent ermöglichen könnten. Immerhin habe man bereits zuvor mit den USA über einen niedrigeren Steuersatz für US-amerikanische Unternehmen verhandelt.

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni wird am 17. April in Washington erwartet. Die EU soll erwägen, Vergeltungszölle in Höhe von 25 Prozent auf einige US-Importe zu verhängen. Allerdings bestehen darüber erhebliche Auffassungsunterschiede unter den Mitgliedstaaten.

(Mit Material von Agenturen)



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