Trump verhängt einen der höchsten Zollsätze weltweit: Schweiz unter Druck

Die Schweiz versucht, verschärfte US-Strafzölle von 39 Prozent abzuwenden, die besonders die Pharmaindustrie treffen würden. Trotz fairer Handelsbedingungen drohen erhebliche Schäden. Bern plant Zugeständnisse, darunter mögliche Gasimporte und Investitionen, um ein Handelsabkommen mit den USA zu erreichen.
Titelbild
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (r.) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin informieren an einer Pressekonferenz in Bern am 3. April 2025 über die US-Zölle.Foto: FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images
Epoch Times5. August 2025

In Kürze:

  • Die Schweiz bemüht sich in letzter Minute um eine Abwendung neuer US-Strafzölle.
  • Wirtschaftsminister Parmelin deutet LNG-Deals und neue US-Investitionen an.
  • Trump droht mit Pharma-Zöllen bis zu 250 Prozent.
  • Die Schweiz plant keine Gegenmaßnahmen.

 

Angesichts der von US-Präsident Donald Trump verschärften Strafzölle in Höhe von 39 Prozent sind die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin in die USA gereist, um die hohen Aufschläge noch abzuwenden. Ziel sei, den USA vor Inkrafttreten der Zölle am Donnerstag „ein attraktiveres Angebot“ zu machen, erklärte die Regierung in Bern am Dienstag. Trump kündigte zudem weitere Aufschläge für Pharmaprodukte an, die die Schweiz hart treffen würden.

Die Alpennation sieht sich ab Donnerstag mit einem der höchsten Zollsätze konfrontiert, die die USA im Rahmen ihrer Zollpolitik zahlreichen Handelspartnern auferlegen. Nur Laos, Birma (auch bekannt als Myanmar) und Syrien haben höhere Zölle von 40 beziehungsweise 41 Prozent.

Die 27 Mitglieder der Europäischen Union unterliegen Zöllen von 15 Prozent, das Vereinigte Königreich hat 10 Prozent ausgehandelt. Die Zölle würden das Land „im Vergleich zu anderen Handelspartnern mit ähnlichem Wirtschaftsprofil deutlich benachteiligen“, hatte die Schweizer Regierung am Montagabend unter Verweis auf niedrigere Zölle für EU-Mitgliedstaaten, Großbritannien und Japan erklärt. Die Schweiz wolle jedoch an den „dynamischen Wirtschaftsbeziehungen mit den USA festhalten“.

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Es drohen noch höhere Aufschläge

Mit ihrem neuen Angebot wolle die Schweiz „den Bedenken der USA Rechnung tragen“, hieß es in der Erklärung vom Dienstag. Einzelheiten wurden aber nicht genannt. Die Schweizer Regierung sei fest entschlossen, „die Verhandlungen mit dem Ziel eines Handelsabkommens“ fortzusetzen – wenn nötig auch über das angekündigte Inkrafttreten der Zölle am Donnerstag hinaus. Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer hatte am Sonntag allerdings gewarnt, dass „in den kommenden Tagen“ keine Änderungen der Zölle zu erwarten seien. Die Zollsätze stünden „so gut wie fest“.

Zudem kündigte Trump am Dienstag weitere mögliche Sonderzölle auf Pharmaprodukte aus der ganzen Welt an, die „innerhalb der kommenden Woche“ erhoben werden könnten. Diese zunächst „geringen“ Aufschläge könnten innerhalb von maximal anderthalb Jahren auf „150 Prozent“ steigen, sagte Trump dem US-Sender CNBC. „Und dann werden sie auf 250 Prozent hochgehen, weil wir wollen, dass Medikamente in unserem Land hergestellt werden“, fügte er hinzu. Diese weiteren Aufschläge würden die Schweiz hart treffen, da 60 Prozent der in die USA exportierten Güter des vergangenen Jahres pharmazeutische Produkte waren.

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Zölle gefährden Schweizer Exporte

Die 39-prozentigen Zölle würden der Schweizer Wirtschaft erheblich schaden, da die Vereinigten Staaten der wichtigste Exportmarkt des Landes für Pharmazeutika, Maschinen und weltberühmte Uhren sind. Insgesamt machten die Exporte in die USA nach Angaben des Schweizer Zolls 18,6 Prozent der Schweizer Ausfuhren im Jahr 2024 aus. Die Schweiz exportiert zudem Uhren, Maschinen, Kaffeekapseln, Käse und Schokolade in die Vereinigten Staaten. So entfielen beispielsweise im Jahr 2024 rund 16,8 Prozent des Umsatzes mit Luxusuhrenexporten auf den US-Markt – das entsprach etwa 5,4 Milliarden US-Dollar.

Trump sagte am Freitag, sein Hauptproblem mit der Schweiz sei das Handelsdefizit. Er sagte vor Reportern: „Wir haben ein Defizit von 40 Milliarden Dollar mit der Schweiz – das ist ein großes Defizit.“

Economiesuisse, der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, veröffentlichte nach der Ankündigung der Zölle am Freitag eine Stellungnahme, in der die Maßnahmen kritisiert wurden. Es gebe „weder eine Rechtfertigung noch einen nachvollziehbaren Grund, weshalb die Schweiz einem der weltweit höchsten Zolltarife unterliegen soll.“ „Die Schweiz schränkt die Einfuhr von US-Produkten weder durch Zölle noch durch andere Handelshemmnisse ein“, so der Verband. „Zudem ist die Schweiz der sechstgrößte ausländische Investor in den USA, wobei Schweizer Unternehmen rund 400.000 Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten sichern.“

Am Montag eröffnete die Schweizer Börse laut Bloomberg 1,9 Prozent im Minus.

Wer spricht mit wem – und was wird angeboten?

Die Schweizer Regierung gab nicht an, mit welchen US-Regierungsstellen oder -vertretern Gespräche geplant sind oder ob ein Treffen mit Trump vorgesehen ist. Hans Gersbach, Ökonom am KOF Schweizer Wirtschaftsinstitut der ETH Zürich, sagte, die Schweizer Delegation müsse ein substanzielles Angebot machen, um eine Senkung der Zölle zu erreichen. „Etwas Marginales reicht nicht aus, es muss eine bedeutende Zahl sein, die Trump seinen Unterstützern als Erfolg präsentieren kann“, sagte Gersbach. „Es ist entscheidend, dass Keller-Sutter und Parmelin Trump direkt treffen. Er ist der Entscheidungsträger.“

Die Schweizer Regierung erklärte am Montag, sie sei bereit, ihr Angebot an Washington zu überarbeiten, um die hohen Zölle zu vermeiden. Der Bundesrat, das kollektive Staatsoberhaupt der Schweiz, hielt an diesem Tag eine Krisensitzung ab und erklärte, er sei bereit, über die Frist vom 7. August hinaus Verhandlungen zu führen. Die Schweiz nannte keine Details dazu, welche zusätzlichen Anreize angeboten werden könnten, betonte jedoch, dass keine Gegenmaßnahmen gegen die USA in Erwägung gezogen würden.

Am Montag deutete Wirtschaftsminister Parmelin an, dass eine Option der Kauf von US-Flüssigerdgas durch die Schweiz sein könnte. Eine weitere Möglichkeit seien zusätzliche Investitionen Schweizer Unternehmen in den USA. (afp/red)



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