Trump zündet Atom-Turbo: USA wollen Kernkraft vervierfachen

Mit vier Dekreten läutet Donald Trump eine neue Atomära in den USA ein: Die Atomstromproduktion soll vervierfacht, Genehmigungen sollen beschleunigt und heimische Uranvorkommen erschlossen werden. Ziel ist eine energiepolitische Zeitenwende – mit Atomkraft als Rückgrat von Wirtschaft, KI und nationaler Sicherheit.
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Mit einem Paukenschlag hat US-Präsident Donald Trump am 23. Mai 2025 eine Wende in der Energiepolitik eingeläutet.Foto: Win McNamee/Getty Images
Von 25. Mai 2025

Mit einem Paukenschlag hat US-Präsident Donald Trump am Freitag eine weitreichende Wende in der amerikanischen Energiepolitik eingeläutet. In einem symbolträchtigen Akt unterzeichnete er gleich vier präsidiale Dekrete, die nichts weniger als einen massiven Ausbau der Atomkraft in den Vereinigten Staaten zum Ziel haben.

Das erklärte Ziel: Die Vereinigten Staaten sollen wieder zur weltweit führenden Atommacht im zivilen Energiesektor aufsteigen – wirtschaftlich, technologisch und strategisch.

In einem vom Weißen Haus auf „YouTube“ am Freitag veröffentlichten Video der Pressekonferenz, sagte US-Präsident gleich am Anfang:

„Wir haben heute eine sehr große Ankündigung. Es geht um Kernenergie und andere Dinge – aber vor allem um Kernenergie. Es ist eine boomende Branche, eine brillante Branche. Man muss es richtig machen. Sie ist sehr sicher geworden und auch umweltfreundlich – ja, zu 100 Prozent.“

Vervierfachung der Atomstromproduktion

Im Zentrum von Trumps Atomoffensive steht die ehrgeizige Vorgabe, die Produktion von Atomstrom in den nächsten 25 Jahren zu vervierfachen. Der Präsident sprach in seiner Erklärung von einem „historischen Schritt“, der notwendig sei, um den Energiehunger der Zukunft zu stillen – und dabei zugleich die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und internationalen Uranimporten zu verringern.

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„Wir werden wieder zur echten Macht in der Nuklearbranche“, verkündete Trump vor Vertretern der Energiewirtschaft und der Streitkräfte. Mit der drastischen Ausweitung der Atomstromproduktion soll ein Grundstein für die energiepolitische Unabhängigkeit der USA gelegt werden – ein Thema, das Trump bereits in seiner ersten Amtszeit betonte und nun im Kontext von KI, Industrie und nationaler Sicherheit neu akzentuiert.

US-Innenminister Doug Burgum sprach in seiner Stellungnahme auf der Pressekonferenz von einem „großen Tag für die Kernenergiebranche“. Und Burgum weiter:

„Markieren Sie sich dieses Datum. Heute drehen wir die Uhren zurück – nach über 50 Jahren Überregulierung einer Branche, in der Amerika einst führend war.“

Ein zentrales Hemmnis für den Ausbau der Atomenergie war bislang das komplizierte Genehmigungsverfahren – ein Zustand, den die neue Initiative jetzt rigoros beenden will. Künftig sollen alle erforderlichen Genehmigungen für neue Atomkraftwerke innerhalb von maximal 18 Monaten vorliegen. „Wir werden keine Jahrzehnte mehr warten, um eine sichere und saubere Energiequelle zu nutzen“, so Donald Trump. Das Versprechen: Planbarkeit für Investoren, Klarheit für Betreiber und Tempo für die Umsetzung.

Reform der Atomaufsichtsbehörde NRC

Eine zentrale Rolle spielt in diesem Kontext die „Nuclear Regulatory Commission“ (NRC), die für die Überwachung und Zulassung von Atomkraftwerken zuständig ist. Auch sie soll reformiert werden, mit dem Ziel, Prozesse zu beschleunigen, Innovationshemmnisse abzubauen und die Entwicklung moderner Reaktortechnologien aktiver zu unterstützen. Kritiker der NRC hatten der Behörde in der Vergangenheit vorgeworfen, durch Überregulierung den technischen Fortschritt auszubremsen.

Trump hingegen lobte die NRC als „unverzichtbares Rückgrat einer sicheren Nuklearzukunft“ – und kündigte an, sie jetzt so umzustrukturieren, dass sie „nicht länger ein Bremsklotz, sondern ein Motor für Fortschritt“ sei.

Heimisches Uran statt ausländischer Abhängigkeit

Ein weiterer Pfeiler der Initiative ist die Förderung heimischer Uranproduktion und -anreicherung. Ziel ist es, die Importabhängigkeit der USA – vor allem von Russland, Kasachstan und Kanada – drastisch zu reduzieren. Die USA verfügen nach Angaben der „Uranium Producers of America“ (UPA) über große, teils noch unerschlossene Uranvorkommen, die jetzt systematisch erschlossen und genutzt werden sollen. Dazu gehören Subventionen für Förderunternehmen sowie neue staatliche Abnahmegarantien für US-uranbasierte Brennstäbe.

Trump hat nicht nur langfristige Ziele, sondern auch konkrete Etappen vor Augen: Bereits bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit im Januar 2029 sollen neue Reaktoren genehmigt und mit dem Bau begonnen werden. Insgesamt sind bis 2030 mindestens zehn neue, große Atomkraftwerke geplant – zusätzlich zu einer Vielzahl kleinerer, modularer Reaktoren (Small Modular Reactors, SMRs), die schneller gebaut und flexibler eingesetzt werden können.

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Diese neuen Reaktoren sollen modernsten Sicherheitsstandards genügen, deutlich effizienter arbeiten als ihre Vorgängermodelle und teilweise sogar auf passiver Kühlung basieren – also keine aktiven Notkühlsysteme mehr benötigen.

Laut Angaben der „Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit“ (GRS) verfügen die USA schon heute über die weltweit größten Erzeugungskapazitäten aus Kernenergie. Derzeit hat das Land 94 Kernreaktoren in Betrieb. Das Durchschnittsalter liegt allerdings bei 42 Jahren.

Atomkraft für Rechenzentren und Militär

Ein besonders brisantes Element der Dekrete ist die strategische Nutzung von Atomstrom für Künstliche Intelligenz und das Militär. Angesichts des rasanten Wachstums von Rechenzentren, deren Strombedarf sich in den kommenden Jahren vervielfachen dürfte, plant die Regierung, diese gezielt mit Atomstrom zu versorgen. „Künstliche Intelligenz benötigt Energie – und wir sorgen dafür, dass sie saubere, sichere Energie bekommt“, so Trump.

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Zudem wird das US-Verteidigungsministerium beauftragt, innerhalb der nächsten drei Jahre ein eigenes Atomkraftwerk auf einem US-Militärstützpunkt zu errichten. Dieses Kraftwerk soll nicht nur die Energieversorgung der Einrichtung sichern, sondern auch als Modell für die stationäre Energieunabhängigkeit kritischer Infrastruktur dienen.

Förderung der technologischen Entwicklung

Flankierend zu den infrastrukturellen Maßnahmen fördern die Dekrete die Entwicklung neuer Reaktortechnologien. Insbesondere kleinere, modulare Reaktoren, die sich durch geringere Kosten, kürzere Bauzeiten und flexible Einsatzmöglichkeiten auszeichnen, stehen im Fokus der Forschungsförderung. Auch der Einsatz sogenannter „Generation-IV-Reaktoren“, die Brennstoffe effizienter nutzen und weniger radioaktiven Abfall produzieren, soll vorangetrieben werden.

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Dazu werden universitäre Forschungszentren ebenso gefördert wie private Start-ups, die sich mit nuklearer Innovation befassen. Die USA wollen dabei, so wurde auf der Pressekonferenz deutlich, gezielt auch den internationalen Wettbewerb aufnehmen – insbesondere mit China, das bereits in den Bau dutzender neuer Atomkraftwerke investiert.

Während aus der Wirtschaft und speziell von Energieunternehmen breite Zustimmung kommt, regt sich auch Widerstand. Greenpeace USA warnte schon im US-Wahlkampf vor einem Rückfall in klimaschädliche und risikoreiche Energiepolitik. Explizit warnte die Umweltorganisation damals vor den im Wahlkampf von Trump angekündigten Änderungen am Nuclear Waste Policy Act, die Reduzierung der Bundesverantwortung für Atommüll und die Förderung von Endlagerplänen (z.B. Yucca Mountain). Greenpeace sieht darin eine massive Gefährdung von Umwelt und Gesellschaft.

Bruch mit Bidens Energiepolitik

Gleichzeitig stellen sich viele Fragen zur Finanzierung: Der Bau neuer Atomkraftwerke in den USA ist laut einer Studie der US-Investmentbank Lazard mit extrem hohen Kosten und erheblichen finanziellen Risiken verbunden.

Die Bank schätzt die Produktionskosten neuer Atomkraftwerke auf 131 bis 204 US-Dollar pro Megawattstunde (MWh). Zum Vergleich: Windkraftanlagen kosten nur 26 bis 50 Dollar pro MWh, Solar-Freiflächenanlagen nur 28 bis 31 Dollar, und Solar-Dachanlagen 67 bis 221 Dollar. Im Unterschied zur Atomkraft handelt es sich hier um bereinigte Gestehungskosten, also ohne staatliche Subventionen. Die Investmentbank kommt daher zum Ergebnis: Während Solarstrom heute um 90Prozent billiger und Windstrom um 70 Prozent billiger ist als 2009, wurde Atomstrom um 33 Prozent teurer.

Mit dem Beschluss hat Donald Trump trotzdem deutlich gemacht, dass er die Atomkraft nicht als Auslaufmodell, sondern als Schlüsseltechnologie der Zukunft versteht. Seine Initiative markiert eine radikale Kehrtwende gegenüber den energiepolitischen Prioritäten in den vergangenen Jahren. Trumps Vorgänger Joe Biden hatte auf Klimaschutz und den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie gesetzt. Allerdings billigte Biden auch steuerliche Anreize zum Unterhalt der Atomanlagen. Sie waren Teil seines sogenannten Inflationsreduzierungsgesetzes (Inflation Reduction Act; IRA), das rund 370 Milliarden US-Dollar (rund 350 Milliarden Euro) für „saubere“ Technologien vorsah.

 



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