US-Zölle: EU-Staaten sind unterschiedlich betroffen – Deutschland und Irland am stärksten

Deutschland hat einen Handelsüberschuss mit den USA von 84,8 Milliarden Dollar, Irland von 86,7 Milliarden. Italien und Frankreich liegen weit dahinter. Auch für Österreich und Schweden steht im Zollstreit einiges auf dem Spiel.
Mercedes
Autos von Mercedes-Benz am 22. Januar 2022 im Hafen von Long Beach, Kalifornien.Foto: Patrick T. Fallon/AFP via Getty Images
Epoch Times13. Juli 2025

Die Drohung von US-Präsident Donald Trump, ab dem 1. August Waren aus der Europäischen Union pauschal mit Zöllen in Höhe von 30 Prozent zu belegen, treibt die EU um. Allerdings müssen sich manche Mitgliedstaaten wie Deutschland mehr Sorgen machen als andere.

Bei hohen Zollaufschlägen der USA muss Deutschland schwere Auswirkungen befürchten wegen der Bedeutung der Ausfuhren seiner Auto-, Stahl- und Maschinenbau-Industrie. Auch Irland als europäisches Schwergewicht der pharmazeutischen Industrie ist einer der am schwersten betroffenen Staaten. Ein Überblick:

Industrie-Primus Deutschland

Deutschland hat einen Überschuss von 84,8 Milliarden Dollar im Handel mit den USA. Dies ist insbesondere auf die Ausfuhren seiner Autobauer, Stahl- und Chemieunternehmen und seine Maschinenbau-Industrie zurückzuführen.

Der deutsche Autokonzern Mercedes Benz etwa erzielt 23 Prozent seiner Einnahmen durch den Handel mit den USA. Einen Teil davon macht die Produktion von SUV-Wagen in den Vereinigten Staaten aus, die von dort aus auch exportiert werden.

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Angesichts der wirtschaftlichen Interessen seines Landes dringt Kanzler Friedrich Merz (CDU) darauf, dass die für die Zollverhandlungen mit Washington zuständige EU-Kommission der Auto- und der Stahlindustrie, dem Maschinenbau sowie der Chemie- und Pharmabranche Priorität einräumen müsse.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie reagierte am Samstag auf Trumps 30-Prozent-Drohung tief besorgt. Er rief Bundesregierung, EU-Kommission und US-Regierung auf, „jetzt sehr zügig in einem sachlichen Dialog Lösungen zu finden und eine Eskalation zu vermeiden“.

Europas Pharma-Labor Irland

Der Handelsüberschuss des EU-Lands Irland mit den USA ist mit 86,7 Milliarden Dollar sogar noch knapp zwei Milliarden Dollar höher als bei Deutschland. Das hängt damit zusammen, dass neben den Europa-Zentralen von US-Tech-Konzernen wie Apple, Google und Meta auch viele andere US-Unternehmen in Irland angesiedelt sind.

US-Pharmariesen wie Pfizer, Eli Lilly und Johnson & Johnson haben sich für das Niedrig-Steuer-Land entschieden, weil große Konzerne dort nur 15 Prozent Steuern statt des in den USA üblichen Satzes von 21 Prozent zahlen. Die Firmen melden also ihre Patente in Irland an und verkaufen ihre Medikamente und Impfstoffe dann auf dem US-Markt, weil dort dafür traditionell mehr bezahlt wird als im Rest der Welt.

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Pharmazeutische Produkte machen laut der EU-Statistikbehörde Eurostat 22,5 Prozent der EU-Exporte in die USA aus. Einige große Player der Branche haben allerdings größere Investitionen in den USA angekündigt.

Italien und Frankreich in zweiter Reihe

Nach US-Angaben beträgt Italiens Handelsüberschuss 44 Milliarden Dollar. Bei Frankreich sind es demnach 16,4 Milliarden Dollar, die französischen Behörden geben selbst ein deutlich geringeres Handelsbilanzdefizit an. Die beiden Mittelmeer-Länder wären demnach nicht so stark betroffen von hohen US-Zöllen, für einzelne Branchen bietet sich allerdings ein anderes Bild.

Für Frankreichs Hersteller von Wein und Spirituosen wäre ein 30-prozentiger US-Zollsatz eine „Katastrophe“, warnte die Agrar-Gewerkschaft FNSEA am Samstag. Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti rechnete vor, der 30-prozentige Zollsatz würde die US-Verbraucher und die italienische Lebensmittelindustrie etwa 2,3 Milliarden Dollar kosten.

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Italien sorgt sich außerdem wegen der Auswirkungen auf seine Autobranche. Der italienisch-französische Automobil-Dachkonzern Stellantis, zu dem Marken wie Fiat, Maserati, Citroën und Peugeot gehören, setzte seine Umsatzprognosen wegen der Unsicherheit durch Trumps Zollpolitik aus.

In Frankreich sind überdies die Luftfahrtbranche sowie die Luxusbranche betroffen. Der weltgrößte Luxusmarken-Hersteller LVMH macht etwa ein Viertel seines Umsatzes in den USA. Etwa ein Fünftel der französischen Ausfuhren in die USA entfallen auf die Luftfahrtbranche, insbesondere auf den Konzern Airbus, der auch Werke in Deutschland betreibt.

Kleinere EU-Staaten

Auch für Österreich und Schweden steht im Zollstreit mit den USA einiges auf dem Spiel. Österreichs Handelsüberschuss beträgt 13,1 Milliarden Dollar und Schwedens 9,8 Milliarden Dollar.

Aber auch die meisten anderen der insgesamt 27 EU-Mitgliedstaaten führen mehr Waren in die USA aus als sie importieren. Laut Eurostat hatten vergangenes Jahr nur die Niederlande, Spanien, Polen, Slowenien, Zypern, Luxemburg und Malta ein Handelsdefizit mit den Vereinigten Staaten.

Trump begründet die Zölle mit dem großen Handelsdefizit zwischen den USA und der Europäischen Union. Laut der im Februar veröffentlichten Jahresstatistik des Bureau of Economic Analysis (BEA), das dem US-Handelsministerium unterstellt ist, beläuft sich der EU-Handelsüberschuss auf 235,6 Milliarden Dollar (201,5 Milliarden Euro).

Nur China hat einen noch größeren Überschuss im Handel mit den Vereinigten Staaten. Die Zahl betrifft nur den Warenverkehr, Dienstleistungen sind nicht eingerechnet. (afp/red)



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