Verlegung von Tankerflotten und Kampfflugzeugen: Wie die USA den Schlag gegen den Iran vorbereiteten

Seit Tagen liefen die militärischen Vorbereitungen, nun haben die USA zentrale Atomanlagen im Iran angegriffen. Präsident Trump spricht von einem gezielten Präventivschlag – Teheran warnt vor schweren Konsequenzen. Der Atomkonflikt könnte in einen offenen Krieg umschlagen.
Titelbild
Ein B-2-Spirit-Tarnkappenbomber auf der Whiteman Air Force Base. Der schwere Langstreckenbomber hat eine Reichweite von etwa 11.000 Kilometern ohne Betankung. Vier davon sind im Indischen Ozean stationiert – es ist unklar, ob sie mit den speziellen bunkerbrechenden Bomben GBU-57A/B ausgerüstet sind.Foto: Bennie J. Davis/USAF via Getty Images
Von 22. Juni 2025

In Kürze:

Herzstücke des iranischen Atomprogramms durch US-Bomben zerstört.

Iran will seine Souveränität verteidigen, behält sich „alle Optionen“ vor.

Truppenbewegungen ließen ein Einschreiten der US-Streitkräfte schon zuvor vermuten.

Asymmetrische Kriegsführung, Aktionen durch verbündete Milizen, Cyberangriffe und Sperrung der Straße von Hormus sind mögliche Vergeltungsschläge.


 

In der Nacht auf Sonntag haben die Vereinigten Staaten drei zentrale Nuklearanlagen des Iran – Fordo, Natans und Isfahan – mit bunkerbrechenden Bomben vom Typ GBU-57 angegriffen. Diese Anlagen gelten seit Jahren als Herzstücke des iranischen Atomprogramms. Besonders Fordo, das tief in ein Bergmassiv gebohrt wurde, war bisher nur durch spezielle US-Waffen wie die genannte „Massive Ordnance Penetrator“ erreichbar und galt lange als praktisch unzerstörbar.

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US-Präsident Donald Trump erklärte in einer nächtlichen Ansprache an die Nation, die Ziele seien „vollständig zerstört“ worden. Der Angriff habe „präzise und entschlossen“ stattgefunden, ohne dass US-Flugzeuge Verluste erlitten hätten. Die Maschinen seien nach Beendigung der Mission sicher zum jeweiligen Stützpunkt zurückgekehrt.

Ultimatum an Teheran: Frieden oder Vernichtung

Trump rechtfertigte die Aktion als „notwendigen Präventivschlag“, um den Iran dauerhaft am Bau von Atomwaffen zu hindern. Der Präsident warf dem Mullah-Regime in Teheran erneut vor, das Atomprogramm nicht nur für zivile Zwecke zu nutzen, sondern insgeheim an einer Atombombe zu arbeiten. „Der Iran steht vor der Wahl: Frieden – oder eine Tragödie von historischem Ausmaß“, sagte Trump.

Dabei ließ der US-Präsident keinen Zweifel daran, dass die Angriffe nur der Anfang sein könnten. Weitere Ziele seien „identifiziert“ und „jederzeit angreifbar“, sollte sich die iranische Führung weiterhin einer diplomatischen Lösung verweigern.

Der Iran reagierte auf die nächtlichen Angriffe. „Die Vereinigten Staaten, ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, haben durch den Angriff auf die friedlichen Nuklearanlagen des Iran eine schwere Verletzung der UN-Charta, des Völkerrechts und des Atomwaffensperrvertrags begangen“, teilte der iranische Außenminister Abbas Araghtschi laut dpa-Angaben mit. Die Ereignisse seien „empörend“ und würden „dauerhafte Folgen“ haben. Der Iran behalte sich „alle Optionen“ vor, „um seine Souveränität, seine Interessen und sein Volk zu verteidigen“.

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Zugleich beantragte der Iran eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Die Angriffe auf die iranischen Nuklearanlagen seien „vorsätzlich, geplant und unprovoziert“ gewesen, heißt es in einem Schreiben an die UNO. Angesichts der „brutalen und kriminellen Handlungen“ der USA werde der Sicherheitsrat aufgefordert, unverzüglich eine Dringlichkeitssitzung einzuberufen.

Militärische Vorbereitung: Die Tage der Anspannung vor dem Angriff

Dass sich ein massiver Schlag anbahnte, war für aufmerksame Beobachter bereits Tage vor dem Angriff erkennbar. Unter Berufung auf Echtzeitdaten von Flightradar24 sowie militärische und Open-Source-Quellen berichtete das Portal „Euronews“ schon am Dienstag über umfangreiche militärische Verlegungen der USA in Richtung Mittelmeer und Naher Osten. Über das Echtzeit-Trackingportal Flightradar24 wurden zahlreiche KC-135 Stratotanker erfasst, die von US-Stützpunkten wie RAF Mildenhall in Großbritannien oder Morón de la Frontera in Spanien in Richtung Osten aufbrachen.

Diese Tankflugzeuge sind essenziell für die Luftbetankung von Kampfjets und Bombern, die damit auch über Tausende Kilometer hinweg einsatzfähig bleiben. Parallel dazu wurden hochmoderne Kampfflugzeuge wie F-15E Strike Eagles, F-35 Lightning II sowie F-16CJ/DJ Fighting Falcons von europäischen Basen in Bewegung gesetzt – aus Spangdahlem, Lakenheath, Aviano und Ramstein.

Auch der US-Stützpunkt auf Kreta, Chania-Souda Bay, spielte eine Schlüsselrolle. Hier wurden Tankflugzeuge in erhöhte Bereitschaft versetzt, wodurch ein flächendeckendes Tanknetz über Südeuropa entstand. Dieses diente letztlich dazu, die eingesetzten US-Flugzeuge direkt aus Europa in den Nahen Osten zu führen – ohne von US-Kontinentalbasen aus starten zu müssen.

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Noch am Mittwoch waren, wie unter anderem die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, Tarnkappenbomber öffentlichkeitswirksam von US-Basen in Richtung Pazifik verlegt worden. Reuters schrieb weiter: „Der Einsatz soll den US-Militärplanern Optionen bieten, da die Spannungen im Nahen Osten zunehmen“, sagten Beamte.

„Ressourcenfalle“: US-Expertin warnt vor strategischer Selbstblockade

Im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ warnte die US-Militärexpertin Jennifer Kavanagh eindringlich vor den Folgen der Eskalation. Ihrer Einschätzung nach untergräbt ein Krieg mit dem Iran die außenpolitischen Kernziele der Trump-Regierung. Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, sich aus Europa und dem Nahen Osten schrittweise zurückzuziehen, um sich verstärkt auf den indopazifischen Raum zu konzentrieren – insbesondere auf die Rivalität mit China.

„Ein Krieg mit Iran hätte bedeutende Auswirkungen auf die Fähigkeiten der USA, die in Asien benötigt würden“, so Kavanagh. „Selbst wenn die USA nur indirekt beteiligt bleiben, verbrauchen sie Luftabwehr-, See- und Luftstreitkräfte. Sollte Washington sich direkt einmischen, würde das enorme Ressourcen verschlingen – China könnte in der Zwischenzeit zusehen und strategisch aufholen.“

Die Expertin sieht Trump nun an einem Scheideweg: „Trump steht vor einer Entscheidung: Frieden in der Ukraine – oder Krieg mit Iran. Beides wird er nicht durchhalten.“

Israelische Zustimmung – europäische Mahnungen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dankte den USA laut mehreren übereinstimmenden Medienberichten für die Angriffe und sprach von einer „mutigen Entscheidung“ des US-Präsidenten.

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Anders in Europa: Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hatte schon am vergangenen Mittwoch gewarnt, ein militärisches Eingreifen der USA werde die Region „definitiv in einen größeren, gefährlicheren Konflikt hineinziehen“. Auch Jennifer Kavanagh befürwortet im Interview mit der „Berliner Zeitung“ eine diplomatische Lösung: „Ich würde mir wünschen, dass echte Anstrengungen unternommen werden, um Iran zurück an den Verhandlungstisch zu bringen – nicht durch Zwang, sondern durch Anreize wie massive Sanktionserleichterungen.“

Welche Antwort wird Teheran wählen?

Bisher blieb eine direkte militärische Antwort des Irans gegen die USA aus. Doch das Analyseportal „LabNews“ warnt in einer ausführlichen Analyse: Der Iran verfügt über zahlreiche Möglichkeiten der asymmetrischen Kriegsführung. Angriffe auf US-Stützpunkte im Irak, Katar oder Kuwait, Raketenbeschuss auf israelisches Gebiet oder koordinierte Aktionen durch Verbündete wie die Hisbollah oder schiitische Milizen im Irak sind denkbare Szenarien.

Besonders besorgniserregend wäre eine mögliche Sperrung der Straße von Hormus – einer der wichtigsten Handelsrouten für den globalen Ölverkehr. Eine solche Maßnahme hätte unmittelbare wirtschaftliche Folgen weltweit und könnte Ölpreise in historische Höhen treiben.

Auch Cyberangriffe und verdeckte Operationen gelten als wahrscheinlich. Der Iran hat in der Vergangenheit wiederholt gezeigt, dass er über Fähigkeiten in der digitalen Kriegsführung verfügt – insbesondere gegen Energie- und Kommunikationsinfrastruktur im Westen.

Wendepunkt oder Pulverfass

Die Luftschläge der Vereinigten Staaten gegen iranische Atomanlagen markieren einen Wendepunkt – sowohl im Atomkonflikt mit dem Iran als auch in der strategischen Ausrichtung der US-Außenpolitik. Während die militärische Vorbereitung beispiellos präzise und effizient verlief, bleibt die politische und diplomatische Zukunft des Einsatzes höchst ungewiss.

Ob Trump mit dem Schlag das Ende des iranischen Atomprogramms eingeläutet hat – oder den Beginn eines unkontrollierbaren Flächenbrands –, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Jennifer Kavanagh bringt es auf den Punkt: „Ohne grünes Licht aus Washington kann Israel diesen Krieg nicht führen. Die USA haben den Hebel in der Hand – sie können ihn für Eskalation oder für Diplomatie nutzen.“



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