Warum Trump die Geduld mit Putin verliert – und wie es weitergeht

Ein Wendepunkt nach einem „sehr enttäuschenden“ Telefongespräch mit Putin: Trump gibt grünes Licht für neue Waffenlieferungen an die Ukraine und Sanktionen gegen Russland.
Morgens in Kiew
Morgens in Kiew - in der Nacht flog Russland mit Drohnen und Raketen weitere Angriffe auf die Ukraine und seine Hauptstadt.Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

In Kürze:

Trump will der Ukraine zusätzliche Defensivwaffen schicken.

US-Sanktionen sind in Vorbereitung: ein 500-prozentiger Zoll für Waren aus den Ländern, die weiterhin russisches Öl kaufen.

Kremlsprecher Peskow nennt Trump verhandlungsbereit, auch wenn er einen „harten Stil“ zeige.


 

Die russische Armee hat in der Nacht zu Donnerstag, 10. Juli, die Ukraine erneut massiv mit Raketen und Drohnen angegriffen. Laut ukrainischer Luftwaffe waren es 18 Raketen und 400 Drohnen. In der Nacht zuvor waren es 13 Raketen und 728 Drohnen – die größte Drohnenanzahl seit Kriegsbeginn. Davon wurden sieben Raketen sowie 711 Drohnen abgefangen.

Einige der Drohnen erreichten Kiew, es gab laut offiziellen Angaben zwei Tote und 13 Verletzte. Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte, dass Trümmerteile Brände in verschiedenen Stadtteilen ausgelöst hätten.

Trump scheint die Geduld zu verlieren

US-Präsident Donald Trump scheint derweil die Geduld mit der russischen Führung zu verlieren. Seine veränderte Haltung folgt der Reihe intensiver russischer Angriffe auf städtische Gebiete in der Ukraine sowie einem ausführlichen Telefongespräch mit Russlands Staatschef Wladimir Putin, das laut Trump keinen Fortschritt brachte.

Putin hat die Forderungen der Trump-Regierung, auf eine Waffenruhe in der Ukraine hinzuarbeiten, stets zurückgewiesen und erklärt, er unterstütze ein Ende des Krieges, aber nur zu russischen Bedingungen.

Jetzt plant Trump, die Ukraine mit zusätzlichen Verteidigungswaffen auszustatten und billigte einen Plan, Moskau mit neuen Sanktionen zu belegen, bis Russland an den Verhandlungstisch zurückkehrt.

Erneut greift Russland die Ukraine in der Nacht massiv an.

Russland griff die Ukraine in der Nacht zum 9. Juli mit einer Rekordzahl an Drohnen an. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

Telefonat mit Putin als Wendepunkt?

Trumps zunehmendes Engagement folgt auf ein Gespräch mit Putin am 4. Juli. Es war das sechste Gespräch dieser Art zwischen den beiden Staatschefs seit Januar. Auch bei diesem Telefonat gab es keine Fortschritte im Hinblick auf einen Waffenstillstand. Trump sagte Reportern im Anschluss, er sei „sehr enttäuscht“ über das Gespräch.

Ferner schien etwas an dem Gespräch, Trump davon zu überzeugen, dass Putin überhaupt nicht an Verhandlungen zu einer Waffenruhe interessiert sei. „Ich glaube nicht, dass er aufhören will“, sagte Trump über Putin.

Nach dem Putin-Telefonat führte Trump auch ein Telefonat mit Selenskyj, der das Gespräch als „sehr wichtig und produktiv“ bezeichnete.

Soweit bekannt wurde, sprachen sie darüber, wie die ukrainische Luftverteidigung am besten gestärkt werden kann, um weitere zivile Opfer zu verhindern. Zudem ging es um die Möglichkeit eines künftigen gemeinsamen Waffenprojekts.

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Trump offen für die Lieferung von mehr Waffen an Kiew

Trump hat sich inzwischen grundsätzlich dafür ausgesprochen, der Ukraine zusätzliche Waffen zu schicken, darunter mehr Patriot-Luftabwehrsysteme.

Vor zwei Tagen sagte Trump, dass Putin „die Menschen nicht richtig behandelt“ und die Ukraine in der Lage sein müsse, sich gegen russische Aggressionen zu verteidigen. „Es werden zu viele Menschen getötet, also schicken wir einige Verteidigungswaffen in die Ukraine. Ich habe das genehmigt.“

Diese Äußerungen markieren eine deutliche Abkehr von einer kürzlichen Pause bei einigen Waffenexporten in die Ukraine durch das US-Verteidigungsministerium. Diese war laut Pentagon-Sprecher Sean Parnell notwendig, um sicherzustellen, dass alle Waffenlieferungen mit Trumps „America First“-Agenda in Einklang stehen.

Trump erwägt laut «WSJ», der Ukraine ein weiteres Patriot-Luftabwehrsystem zur Verfügung zu stellen. (Archivbild)

Trump erwägt, der Ukraine weitere Patriot-Luftabwehrsysteme zur Verfügung zu stellen (Archivbild). Foto: Jens Büttner/dpa

Die Pause verhinderte die geplante Lieferung mehrerer Waffensysteme an die Ukraine, darunter Lenkwaffensysteme, Panzerabwehrraketen und Haubitzen.

Inzwischen hat das Pentagon wieder mit Waffenlieferungen begonnen. Ob das Patriot-System darunter ist, ist unklar. Die Ukraine hatte die US-Regierung wiederholt um den Verkauf weiterer Patriot-Raketen und -verteidigungssysteme gebeten, die sie als Schlüssel zur Verteidigung ihrer Städte gegen die zunehmenden russischen Luftangriffe ansieht.

Neue Sanktionen gegen Russland und seine Partner wahrscheinlich

Zudem unterstützt Trump auch einen Gesetzentwurf des Senats, der neue Sanktionen gegen die russische Ölindustrie vorsieht.

Der republikanische Senator Lindsey Graham sagte vergangene Woche, dass Trump ihm grünes Licht gegeben habe, einen neuen Gesetzentwurf voranzutreiben, der die Einführung eines 500-prozentigen Zolls auf Waren aus Ländern vorsieht, die weiterhin russisches Öl kaufen. Falls verabschiedet, könnte das Gesetz weitreichende Folgen für Russlands wichtigsten Wirtschaftspartner wie China und Indien haben.

Der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, John Thune, sagte, der Gesetzentwurf werde von beiden Parteien unterstützt und würde „Präsident Trumps Verhandlungsposition stärken und helfen, das Blutvergießen in der Ukraine zu beenden“. Er fuhr fort: „Die Republikaner im Senat sind entschlossen, mit dem Repräsentantenhaus und dem Weißen Haus zusammenzuarbeiten, um dieses Gesetz durch den Kongress und auf den Schreibtisch des Präsidenten zu bringen.“

Trump droht seit Langem mit weiteren Sanktionen gegen die russische Ölindustrie, hat sich aber bisher zurückgehalten. Seine Unterstützung für den neuen Gesetzentwurf signalisiert einen grundlegenden Strategiewechsel in Bezug auf Russland.

Die Rolle von Nordkorea

Dies geschieht auch vor dem Hintergrund der wachsenden Beziehungen Russlands zu anderen verfeindeten Nationen, darunter China, Iran und Nordkorea.

Staatliche nordkoreanische Medien gaben am Mittwoch bekannt, dass der russische Außenminister Sergej Lawrow zu einem dreitägigen Besuch in das kommunistische Land reisen wird, um die Beziehungen zwischen Moskau und Pjöngjang weiter zu stärken.

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Nordkorea hat tausende Soldaten und große Mengen Munition nach Russland geschickt, um den Krieg zu unterstützen. Pjöngjang sieht diesen als Stellvertreterkrieg gegen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten an.

Peskow über Trump: „Harter Stil“, trotzdem verhandlungsbereit

Die Hoffnungen der US-Regierung, den Krieg ohne weiteres Blutvergießen zu beenden, schwinden zunehmend. Vizepräsident JD Vance gab im Mai an, dass Russland in den Verhandlungen zu viel verlange, unter anderem, indem es die Ukraine aufforderte, Gebiete abzugeben, die die russischen Streitkräfte bisher nicht besetzt haben.

Ob Russland nun eher bereit ist, in den Dialog einzutreten, nachdem Trump erklärt hat, die Ukraine stärker zu unterstützen, bleibt eine offene Frage.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch vor Reportern, dass Trump oft einen „harten Stil“ an den Tag lege, man aber wahrscheinlich trotzdem mit ihm verhandeln könne.

„Wir hoffen, unseren Dialog mit Washington und unseren Kurs zur Wiederherstellung der schwerbeschädigten bilateralen Beziehungen fortsetzen zu können“, so Peskow.

Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Why Trump Is Losing Patience With Russia and What’s Next“. (deutsche Bearbeitung ks)



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