Was steckt hinter dem GPS-Ausfall während von der Leyens Flug?

Beim Anflug von Ursula von der Leyens Maschine nach Bulgarien soll es zu einer GPS-Störung gekommen sein. Die EU sieht darin ein weiteres Beispiel russischer Einmischung. Doch Flightradar24 liefert abweichende Daten – und entfacht damit eine Debatte über Risiken, Technik und Politik.
Titelbild
Die bulgarischen Behörden bestätigten Signalstörungen beim Flug von Ursula von der Leyen. (Archivbild)Foto: KAY NIETFELD/DPA/AFP via Getty Images
Von 2. September 2025

In Kürze:

  • EU-Kommission: GPS-Störung bei von der Leyens Flug nach Plowdiw, Verdacht auf russische Einmischung
  • Bulgarien bestätigt Signalprobleme, Landung mithilfe terrestrischer Navigation
  • Russland weist Vorwürfe zurück, Flightradar24 meldet stabile GPS-Signale
  • Seit Beginn des Ukraine-Kriegs deutlicher Anstieg von Jamming- und Spoofing-Vorfällen
  • Luftfahrtorganisationen warnen vor Sicherheitsrisiken, britische Behörde relativiert Gefahr

 

Als Opfer eines angeblichen Störmanövers durch Russland sehen sich die EU und ihre Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Diese befand sich auf einer Tour durch osteuropäische EU-Staaten, um unter anderem deren „Verteidigungsbereitschaft“ zu diskutieren. Am Sonntag, 31. August, soll es dabei zu einer „GPS-Störung“ gekommen sein. Diese soll sich im Zuge eines Fluges über dem Süden Bulgariens ereignet haben, berichtete BBC.

Bulgarien: Satellitensignal „neutralisiert“

Die EU-Kommission will schon zeitnah nach dem Vorfall Informationen von den bulgarischen Behörden erhalten haben. Diese äußerten demnach, sie hätten den Verdacht, dass dieser „auf eine eklatante Einmischung Russlands zurückzuführen“ sei. Brüssel beklagte in weiterer Folge, dass „Drohungen und Einschüchterungen ein regelmäßiger Bestandteil der feindseligen Handlungen Russlands“ seien.

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Darüber hinaus erklärte die EU-Kommission, der Vorfall werde ihr Engagement bekräftigen, „unsere Verteidigungsfähigkeiten und unsere Unterstützung für die Ukraine zu verstärken“. EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius kündigte an, die EU werde zusätzliche Satelliten in die niedrige Erdumlaufbahn bringen.

Diese sollen die Fähigkeit verbessern, GPS-Interferenzen zu erkennen. Auch die bulgarische Regierung hat BBC zufolge mittlerweile bestätigt, dass das Satellitensignal „neutralisiert“ worden sei, das Informationen an das GPS-Navigationssystem des Flugzeugs sende. Um die Sicherheit des Fluges zu gewährleisten, hätten Flugkontrolldienste „sofort eine alternative Landemethode mit terrestrischen Navigationsinstrumenten“ angeboten.

Mit dem Vorfall, so hieß es vonseiten eines Sprechers der EU-Kommission weiter, habe Präsidentin von der Leyen „die alltäglichen Bedrohungen durch Russland und seine Stellvertreter hautnah erlebt“.

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Russland weist Vorwürfe zurück

Kritische Stimmen mahnen zur Besonnenheit. Die britische Luftfahrtbehörde CAA äußerte, GPS-Störungen seien meist Nebeneffekte militärischer Aktivitäten in Krisengebieten. Moderne Flugzeuge seien jedoch nicht mehr ausschließlich von GPS abhängig.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat zudem die Behauptungen bezüglich einer von Russland ausgehenden GPS-Störung gegenüber der „Financial Times“ als „unkorrekt“ zurückgewiesen. Tatsächlich räumt auch die BBC in ihrem Bericht ein, dass es noch zu keinem Zeitpunkt gelungen sei, einen Zusammenhang zwischen russischen Aktivitäten und dem Anstieg von GPS-Jamming nachzuweisen.

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Auch die Aufzeichnungen der Plattform „Flightradar24“ stützten die Darstellungen der EU-Kommission nicht, berichtet die indische Zeitung „The Week“. Diesen zufolge seien die GPS-Signale der Maschine, die von der Leyen transportiert habe, während des gesamten Fluges stabil gewesen.

Flightradar24: „Gute GPS-Signalqualität über gesamte Flugdauer“

Laut Flightradar meldete der Transponder des Flugzeugs eine gute GPS-Signalqualität vom Start bis zur Landung. In einer Erklärung der Plattform heißt es:

„Wir haben Medienberichte über GPS-Störungen gesehen, die das Flugzeug betreffen, das Ursula von der Leyen nach Plowdiw bringt. Der Transponder des Flugzeugs meldete eine gute GPS-Signalqualität vom Start bis zur Landung.“

Der Flug sollte 1 Stunde und 48 Minuten dauern. Er dauerte am Ende 9 Minuten länger als geplant. Allerdings habe sich die GPS-Signalqualität über die gesamte Flugdauer hinweg nicht verschlechtert.

EU klagt über Zunahme Jamming-bedingter Signalstörungen

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 hätten europäische Luftfahrtbehörden eine starke Zunahme von GPS-Störungen wahrgenommen, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission.

Diese hätten sich vorwiegend im Ostseeraum zugetragen. So sei bereits 2024 ein Flugzeug mit dem damaligen britischen Verteidigungsminister Grant Shapps von einem Spoofing-Vorfall betroffen gewesen. Dabei seien authentische Signale durch vorgetäuschte ersetzt worden, was den Eindruck erwecke, man befinde sich an einem anderen Ort. Dies habe sich zugetragen, als die Maschine nahe der russischen Exklave Kaliningrad geflogen sei.

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Im selben Jahr haben die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) und die International Air Transport Association (IATA) sogar eine Sonderkonferenz anberaumt. Sie hielten das Thema für so dringlich, dass sie diese vorwiegend den Spoofing-Vorfällen widmeten. Dabei warnten sie, dass diese „erhebliche Herausforderungen für die Flugsicherheit darstellen könnten“. Einige osteuropäische Minister beschworen gar die Gefahr von Flugunfällen.



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