Was verbindet Trump, Putin und Netanjahu?

Trump hat in der Außenpolitik stets einen persönlichen Ansatz verfolgt. Das hat oft zu besseren Beziehungen, aber nicht immer zu den von ihm erhofften Ergebnissen geführt. Während Trumps Sondergesandter Steve Witkoff in Moskau verhandelt, hat sich Netanjahu öffentlich selbst ins Spiel gebracht, im Streit um eine Waffenruhe in der Ukraine zwischen den USA und Russland zu vermitteln.
This picture taken on July 28, 2019 shows two giant Israeli Likud Party election banners hanging from a building showing Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu shaking hands with US President Donald Trump (L) and Russian President Vladimir Putin, with a caption above reading in Hebrew "Netanyahu, in another league", in the coastal Mediterranean city of Tel Aviv. (Photo by JACK GUEZ / AFP) (Photo by JACK GUEZ/AFP via Getty Images)
Dieses Bild vom 28. Juli 2019 zeigt zwei riesige Wahlkampfbanner der israelischen Likud-Partei, die an einem Gebäude in der Küstenstadt Tel Aviv am Mittelmeer hängen und den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu beim Händeschütteln mit US-Präsident Donald Trump (l.) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (r.) zeigen. Darüber steht auf Hebräisch „Netanjahu, in einer anderen Liga“.Foto: Jack Guez/AFP via Getty Images
Von 6. August 2025

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu will zwischen Russland und den USA vermitteln, wie der israelische öffentlich-rechtliche Sender „Kan“ am 5. August unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld des Premierministers berichtete. Benjamin Netanjahu und der russische Präsident Wladimir Putin telefonierten, weiteren israelischen Medien zufolge, zweimal binnen einer Woche miteinander, zuletzt am 3. August.

Dabei sei es unter anderem um das sich verschlechternde Verhältnis zwischen dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und Putin gegangen. Wie „Kan“ weiterhin meldete, habe „das Büro des Premierministers in den vergangenen Wochen intensiv daran gearbeitet“, die aufgrund des Ukraine-Krieges entstandenen „Spannungen zwischen den beiden Ländern abzubauen“.

Worum es geht: Atom-U-Boote und Sanktionen

Trump kündigte am Wochenende an, dass er angeordnet hatte, Atom-U-Boote „in die Region“ Russlands zu verlegen. Vorausgegangen war ein verbaler Schlagabtausch Trumps auf sozialen Medien mit dem früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew. Außerdem läuft diesen Freitag die letzte Frist ab, die Trump Putin zur Beilegung des Ukraine-Krieges gesetzt hat. Andernfalls sollen die Sanktionen gegen Russland verschärft werden. Zuvor soll jedoch Steve Witkoff, der Krisensondergesandte Trumps, am Mittwoch noch einmal mit Putin in Moskau sprechen.

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Netanjahu spricht häufig mit Putin

Israelischen Medien ist zu entnehmen, dass sich Netanjahu und Putin offenbar häufiger miteinander austauschen, obwohl Russland ein enger Verbündeter des Irans ist. Nicht jedes Telefonat werde bekannt gegeben. Aber der israelische Premier hat Interesse daran, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass er einen Draht zu Putin hat.

Am 6. Mai etwa sprachen beide Staatslenker anlässlich der russischen Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges darüber, dass sie entschlossen seien, „sich Versuchen zu widersetzen, die Ergebnisse des Krieges zu revidieren und die Geschichte zu verfälschen“, wie die „Jerusalem Post“ berichtete. Was konkret hinter dieser Aussage steckt, wurde jedoch nicht näher erläutert. Netanjahu habe in dem Gespräch zudem „den entscheidenden Beitrag der Roten Armee zum Sieg über die Nazis und die Bedeutung der vielen jüdischen Kommandeure und Kämpfer im Krieg“ hervorgehoben.

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Trump gab seine Handynummer weiter

Der amerikanische Präsident empfand seine jüngsten Telefongespräche mit den beiden kriegführenden Staats- und Regierungschefs hingegen nicht als ermutigend. „Sehr enttäuscht“, bezeichnete Trump sein letztes Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Und: „Es war irgendwie enttäuschend“, sagte Trump am 25. Juli über ein Telefonat mit Netanjahu, dessen militärisches Vorgehen in Gaza aufgrund einer humanitären Krise inzwischen auch im Westen scharf kritisiert wird. Aber auch bereits im Mai äußerte sich Trump über Netanjahu in ähnlicher Weise.

Anhand der beiden ungelösten Konflikte Gaza und Ukraine musste Trump die Grenzen seiner von ihm stets hervorgehobenen „persönlichen Beziehungen“ zu Netanjahu und Putin erkennen. Trump hat in der Außenpolitik stets einen besonders persönlichen Ansatz verfolgt, zum Beispiel auch, indem er seine Handynummer herausgab und Staats- und Regierungschefs dazu ermutigte, außerhalb der üblichen diplomatischen Kanäle anzurufen oder ihnen eine SMS zu schicken. Das hat oft zu besseren Beziehungen, aber nicht immer zu den von ihm erhofften Ergebnissen geführt.

Öffentlich treten jedoch zum Beispiel Netanjahu und Trump füreinander ein. Anfang Juli etwa schlug der israelische Premier den amerikanischen Präsidenten für den Friedensnobelpreis vor, während Trump zuvor die israelischen Behörden aufgefordert hatte, die Korruptionsvorwürfe gegen Netanjahu fallenzulassen, wie er auf seinem Social-Media-Kanal Truth Social bekannt gab. Trump nannte dort das Vorgehen der israelischen Justiz sogar eine „Hexenjagd“ gegen den Premier.

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Mit Putin und „Bibi“ „durch die Hölle“

Im gleichen Post, der kurz nach dem amerikanischen Angriff auf den Iran veröffentlicht wurde, nannte Trump den israelischen Premier bei seinem Spitznamen „Bibi“ und brachte damit seine besondere persönliche Nähe zu Netanjahu zum Ausdruck. Mit „Bibi“ sei er gerade „durch die Hölle gegangen“, schrieb Trump weiter, und wiederholte eine Erfahrung, die er einst mit Putin geteilt habe.

Am 28. Februar hatte Trump zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj während der hitzigen Auseinandersetzung im Oval Office des Weißen Hauses gesagt: „Lassen Sie mich Ihnen sagen, Putin hat verdammt viel mit mir durchgemacht.“

Die Besonderheit an der On-and-off-Beziehung zwischen Trump, Netanjahu und Putin tritt nur deshalb zutage, weil sich alle drei Staatschefs seit etwa zehn Jahren kennen. Als Trump im November zum zweiten Mal ins Weiße Haus gewählt wurde, ging er möglicherweise davon aus, dass er die in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis Januar 2021 geknüpften Beziehungen nahtlos fortsetzen könne.

Doch in der Zwischenzeit begannen Putin und Netanjahu jeweils Krieg zu führen, und die Rahmenbedingungen im Vergleich zu den vorherigen Beziehungen haben sich drastisch geändert. Allerdings sind die Charaktere gleichgeblieben. Dies zeigt einen Blick zurück:

Charmeoffensiven

Bereits im Juni 2019 bedankte sich der israelische Ministerpräsident beim damaligen US-Präsidenten Trump für dessen Anerkennung der israelischen Souveränität über die von Israel besetzten Golanhöhen, indem er eine israelische Siedlung nach ihm benannte: „Ramat Trump” heißt der kleine Ort, zu Deutsch „Trump-Höhen“.

Trump wiederum war in seiner ersten Amtszeit erfolgreich darum bemüht, die Beziehungen zu Russland wieder zu entspannen. Aufgrund der Besetzung und Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 war zwischen Washington und Moskau eine neue Eiszeit ausgebrochen. Trump erkannte jedoch, dass Russland unter Putin wieder eine ernst zu nehmende Macht geworden war, und unternahm Charmeoffensiven in Richtung Moskau.

Trump und Putin hatten über fünf persönliche Treffen und zahlreiche Telefongespräche, über die öffentlich berichtet wurde. Auch nach Trumps Ende seiner ersten Amtszeit soll der Faden zwischen beiden Männern nicht abgerissen sein, wie der amerikanische Journalist Bob Woodward herausgefunden haben will. Im Oktober 2024 schrieb Woodward in seinem jüngsten Buch, Trump habe nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus „bis zu siebenmal mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen“.

Was persönliche Treffen mit dem Kreml-Chef angeht, kann Netanjahu Trump bei Weitem überbieten. Eine genaue Zahl ist nicht bekannt, soll sich aber laut israelischer diplomatischer Kreise zwischen 13 und 20 Mal bewegen. 

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Funktioniert die Bromance?

Aus dem Kreml sind keine direkten Äußerungen über die persönlichen Beziehungen Putins zu Trump oder Netanjahu zu erfahren. Putin lässt die Tatsachen von Begegnungen und Telefonaten für sich selbst sprechen.

Dass sich Netanjahu nun vor der Reise des amerikanischen Sondergesandten Witkoff öffentlich selbst ins Spiel bringt, im Streit um eine Waffenruhe in der Ukraine zwischen den USA und Russland zu vermitteln, lässt indes den Schluss zu, dass dieser Schritt zuvor sowohl mit Moskau als auch mit Washington abgestimmt war. Insofern funktioniert die Bromance – die Männerfreundschaft auf Weltniveau. Ob sie auch ein Ergebnis hervorbringen, wird das kommende Wochenende zeigen, nachdem Trumps Ultimatum an Putin abgelaufen sein wird.



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