Wegen Datenleck: Britische Regierung nahm Tausende afghanische Ortskräfte auf

Die britische Regierung hat öffentlich gemacht, dass sie wegen einer Panne mit persönlichen Daten afghanischer Ortskräfte in den vergangenen Jahren Tausenden Afghanen Asyl gewährt hat.
Wegen des Datenlecks im Jahr 2022 seien im Rahmen eines geheimen Programms insgesamt 900 afghanische Ortskräfte und 3.600 ihrer Familienangehörigen aufgenommen worden, verkündete Verteidigungsminister John Healey am Dienstag im britischen Unterhaus. Ein britisches Gericht hatte demnach bislang verboten, das Programm öffentlich zu machen.
19.000 Afghanen von der Panne betroffen
Das versehentliche Bekanntwerden der sensiblen Daten war laut Healey von einem britischen Beamten verschuldet worden und hatte sich im Februar 2022 ereignet – nur sechs Monate nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Kabul.
Von der Panne seien fast 19.000 Afghanen betroffen gewesen, die eine Aufnahme in Großbritannien erbeten hatten. Neben ihren Namen wurden auch ihre Kontaktdaten öffentlich. Dieser „ernsthafte“ Fehler habe Menschenleben in Gefahr gebracht, erklärte Healey.
[etd-related posts=“3893476,3822005″]
Aufnahmeprogramm kostete bislang 4,6 Milliarden Euro
Die damalige konservative Regierung startete daraufhin wegen drohender Vergeltungsmaßnahmen der Taliban ein Programm, um die am stärksten gefährdeten Ortskräfte aufzunehmen.
Neben den 4.500 bereits ausgereisten Afghanen sollen weitere 600 Ortskräfte und ihre Familienangehörigen noch aufgenommen werden. Das Programm kostete laut Healey bislang rund 400 Millionen Pfund (460,7 Millionen Euro), bis zu seinem Abschluss werden die Kosten demnach voraussichtlich auf 850 Millionen Pfund steigen.
Die durch das geheime Programm insgesamt 6.900 aufgenommenen Afghanen seien bei der offiziellen Zahl von 36.000 aufgenommenen Afghanen seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 bereits einkalkuliert, erklärte Healey.
Schweigepflicht über das Programm wurde aufgehoben
Kurz vor Healeys Enthüllung im britischen Parlament hatte ein britisches Gericht eine geltende Schweigepflicht über das Programm aufgehoben.
Healey war nach eigenen Angaben bereits im Dezember 2023 als verteidigungspolitischer Sprecher der damals noch in der Opposition sitzenden Labour-Partei über das Programm informiert worden. Er habe jedoch aufgrund der richterlichen Anordnung bislang nicht darüber sprechen dürfen, führte der heutige Minister aus.
[etd-related posts=“4209213,3608744,“]
Auch Medien war das Berichten über das Datenleck untersagt. Britischen Medienberichten zufolge handelte es sich um die am längsten geltende Nachrichtensperre dieser Art in der Geschichte des Landes. Zudem sei es das erste Mal gewesen, dass eine britische Regierung eine so restriktive Maßnahme gegenüber der britischen Presse ergriffen habe.
Als die Labour-Partei im Juli 2024 an die Regierung kam, hätten ihre Minister zunächst beschlossen, die Abgeordneten des Unterhauses nicht über den Vorgang zu unterrichten, „da die weitreichende Aufmerksamkeit das Risiko erhöht hätte, dass die Taliban Zugriff auf die Daten erhalten“, sagte Healey.
Der Verteidigungsminister setzte sich nach eigenen Angaben für eine Überprüfung des Programms ein. Diese habe ergeben, dass die Taliban eine „sehr geringe Absicht“ hätten, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen.
Das Programm ist mittlerweile eingestellt
Das Programm sei mittlerweile eingestellt worden, verkündete der britische Verteidigungsminister. Er entschuldigte sich für die Datenpanne, die „niemals hätte passieren dürfen.“
Im August 2021 hatten die USA, Großbritannien, Deutschland und andere Verbündete den NATO-geführten Einsatz in Afghanistan nach rund 18 Jahren überstürzt beendet. Die Hauptstadt Kabul fiel daraufhin wieder in die Hände der radikalislamischen Taliban.
Tausende afghanische Ortskräfte, die für westliche Akteure in Afghanistan gearbeitet hatten und nach der Machtübernahme der Taliban als besonders gefährdet gelten, wurden zurückgelassen. (afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion