Wie hat Trump das historische Friedensabkommen erreicht?

In Kürze:
- Nach Waffenstillstandsdeal von Donald Trump: Hoffen und Bangen um einen dauerhaften Frieden in Nahost
- Hamas will israelische Geiseln am 13. oder 14. Oktober übergeben
- Trump spricht von „bedeutendem Durchbruch“: Reise nach Ägypten und Israel geplant
- Rückblick auf die wichtigsten Etappen bis zum Waffenstillstand
US-Präsident Donald Trump hat erfolgreich einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas ausgehandelt. Viele Beobachter sehen darin eine bahnbrechende Chance, um den zweijährigen Konflikt zu beenden und einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten zu schaffen.
Nach tagelangen Verhandlungen im ägyptischen Scharm El-Scheich unterzeichnete die Hamas am 9. Oktober 2025 ein Abkommen zur Freilassung aller 48 Geiseln in Gaza. Das gilt sowohl für die Lebenden als auch für die Toten. Schätzungsweise 20 Geiseln sind noch am Leben.
Die Hamas nutzt seit ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 israelische Geiseln als Druckmittel in den Verhandlungen. In den vorangegangenen Friedensverhandlungen hatte die Gruppe nur einer teilweisen Freilassung zugestimmt. Ihre Entscheidung, nun alle Geiseln freizulassen, gilt als ein bedeutender Durchbruch im Friedensprozess und nährt den Optimismus, dass ein dauerhafter Frieden in der Region endlich möglich sein könnte.
Trump reist in den Nahen Osten
Trump bezeichnete das Abkommen als „bedeutenden Durchbruch“. „Das ist etwas, was niemand für möglich gehalten hätte, und wir werden am Ende Frieden im Nahen Osten haben“, sagte er am 9. Oktober während einer Kabinettssitzung im Weißen Haus. Er kündigte an, dass die Geiseln Anfang nächster Woche freigelassen werden sollen – voraussichtlich am 13. oder 14. Oktober. „Das wird ein Tag der Freude“, sagte Trump.
Ein Tag später kündigte der US-Präsident an, er werde nach Ägypten reisen, um an einer „offiziellen Unterzeichnung“ des Abkommens zwischen Israel und der Hamas teilzunehmen. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi plant eine feierliche Zeremonie anlässlich der mühsam errungenen Einigung nach zwei Jahren Krieg.
Außerdem will er noch eine Rede vor dem israelischen Parlament halten. Trump kündigte seinen dortigen Auftritt im Weißen Haus an, nachdem ihn der Knesset-Vorsitzende Amir Ohana offiziell ins Parlament eingeladen und auf der Plattform X geschrieben hatte: „Israel erwartet den Friedenspräsidenten.“
Genaue Termine für die einzelnen Stationen und die Rede in der Knesset nannte Trump nicht. Seine Nahost-Reise beginnt am Sonntag. Am Dienstagabend plant Trump voraussichtlich, in die USA zurückzukehren.
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Der britische Premierminister Keir Starmer erklärte gegenüber Reportern, das Abkommen wäre ohne die Führung des US-Präsidenten „nicht zustande gekommen“.
Der ehemalige NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte, Trumps Friedensplan könne als Blaupause für die Lösung anderer Konflikte dienen.
„Trump verdient Anerkennung für die Vermittlung dieses Nahost-Abkommens, und ich denke, dass genau der gleiche Ansatz verwendet werden sollte, um einen Friedensprozess in der Ukraine herbeizuführen“, sagte er am 9. Oktober gegenüber „Sky News“.
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Vertrauensbildung im Nahen Osten
Laut US-Außenminister Marco Rubio nutzte Trump seinen Verhandlungsstil, um ein Nahost-Abkommen auszuhandeln, dessen Ausarbeitung Monate in Anspruch genommen hatte.
Zu den ersten Schritten des Präsidenten gehörte ein Besuch in den Golfstaaten im Mai, wo er dem Aufbau persönlicher Beziehungen zu den Staatschefs Saudi-Arabiens, Katars und der Vereinigten Arabischen Emirate Priorität einräumte.
Während der Kabinettssitzung am 9. Oktober lobte Rubio Trumps enge Beziehungen zu den Führungspersönlichkeiten des Nahen Ostens und sagte, dass dessen Besuch im Mai jene „Grundlage geschaffen“ habe, die den Friedensplan erst möglich gemacht habe. Er selbst, so Rubio, habe noch vor einem Monat „nie gedacht, dass das möglich wäre“.
Er sagte, der Wendepunkt sei vor einigen Wochen bei den Vereinten Nationen eingetreten, als Trump ein „historisches Treffen“ mit den Führern der arabischen, mehrheitlich muslimischen Länder einberufen habe, um sie hinter seinem Friedensplan zu vereinen.
In einem beispiellosen Schritt unterzeichnete Trump am 29. September zudem eine Durchführungsverordnung zum Schutze Katars. Diese Verpflichtung erfolgte nach dem israelischen Militärschlag gegen Hamas-Führer in Katar am 9. September, der eine massive Eskalation im Nahen Osten ausgelöst hatte. In der Durchführungsverordnung hieß es:
„Die Vereinigten Staaten betrachten jeden bewaffneten Angriff auf das Territorium, die Souveränität oder die kritische Infrastruktur des Staates Katar als Bedrohung des Friedens und der Sicherheit der Vereinigten Staaten.“
Die Durchführungsverordnung signalisierte somit Trumps Entschlossenheit, die Beziehungen zu Katar und anderen Ländern zu stärken, die nun eine Schlüsselrolle bei der Überwindung der Pattsituation mit der Hamas spielten.
Unterstützung auch von Netanjahu eingeholt
Es war von entscheidender Bedeutung, die Unterstützung der arabischen und muslimischen Nationen zu gewinnen. Der entscheidende Durchbruch aber gelang Trump am 29. September, als der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei einem Besuch im Weißen Haus den Friedensplan des US-Präsidenten befürwortete.
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Das Abkommen sah vor, dass Israel auf die Annexion des Gazastreifens verzichten würde. Es erkennt die palästinensische Eigenstaatlichkeit als „Ziel des palästinensischen Volkes“ an und besagt, dass die Voraussetzungen für einen palästinensischen Staat gegeben sein könnten, sobald bestimmte Kriterien erfüllt sind.
Nur eine Woche zuvor hatte Netanjahu westliche Nationen, darunter Großbritannien, Frankreich, Kanada und Australien, scharf für die Anerkennung eines palästinensischen Staates kritisiert.
„Den Palästinensern nach dem 7. Oktober einen Staat eine Meile von Jerusalem entfernt zu geben, ist so, als würde man Al-Qaida nach dem 11. September einen Staat eine Meile von New York City entfernt geben“, sagte Netanjahu in seiner Rede vor den Vereinten Nationen am 26. September. Noch nannte er die Idee „blanken Wahnsinn“.
Senior Fellow der Carnegie-Friedensstiftung zollt Trump Respekt
Aaron David Miller, leitender Mitarbeiter der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden („Carnegie Endowment for International Peace“), der Trump kritisch gegenübersteht, lobte in einem kürzlichen Interview mit „News Nation“ die Fortschritte im Nahen Osten: „Donald Trump hat einen Willen bewiesen, den kein anderer Präsident – weder Republikaner noch Demokrat – an den Tag legen kann.“
Miller diente von 1978 bis 2003 unter mehreren Außenministern und nahm während dieser Zeit an arabisch-israelischen Verhandlungen teil. Nun sagte er über Trump:
„Er hat einen israelischen Premierminister auf eine Art und Weise unter Druck gesetzt, wie es keiner seiner Vorgänger je getan hat – und zwar in einer Angelegenheit, die dieser Premierminister für sein politisches Überleben und für die Art und Weise für entscheidend hält, wie er die Sicherheitsanforderungen Israels definieren würde.“
Der britische Militärhistoriker Lawrence Freedman sagte kürzlich in einem Beitrag, dass „Trump im Gegensatz zu Biden einen Weg gefunden“ habe, „den Israelis große Zugeständnisse abzuringen“.
Was kommt als Nächstes?
Das jüngste Abkommen zwischen Israel und der Hamas bietet Analysten zufolge eine seltene Chance, den jahrelangen Konflikt zu beenden. Sein Erfolg hängt von der Bewältigung der schwierigen nächsten Phase ab, die den Wiederaufbau des Gazastreifens, die Entwaffnung der Hamas und den seit Langem diskutierten Weg zu einem palästinensischen Staat umfasst.
Daniel L. Davis, pensionierter US-Offizier und Senior Fellow bei der Denkfabrik „Defense Priorities“, sagte gegenüber der amerikanischen Ausgabe der Epoch Times, er sei zuversichtlich, dass das Abkommen den zivilen Todesopfern im Gazastreifen ein Ende setzen werde. Dennoch äußerte er sich skeptisch, wie die Parteien mit den „heiklen“ Fragen umgehen werden.
„Es besteht eine große Gefahr, dass die Sache aus dem Ruder läuft. Aber im Moment bin ich einfach froh, dass das Töten offenbar aufgehört hat“, sagte Davis.
Rückschlag nach Meinungsverschiedenheiten im ersten Quartal
Die Hamas hatte in der ersten Phase des Abkommens Anfang des Jahres eine vereinbarte Gruppe von Geiseln übergeben. Diese Rahmenvereinbarung scheiterte jedoch an Meinungsverschiedenheiten über das weitere Vorgehen. Die Terrorgruppe wollte die zweite Phase des Abkommens einleiten, während Israel einen Vorschlag des Nahost-Beauftragten Steve Witkoff unterstützte, die Waffenstillstandsbedingungen der ersten Phase zu verlängern und Zeit für weitere Verhandlungen zu gewinnen.
Im März brach der Waffenstillstand zusammen und die israelischen Streitkräfte nahmen ihre Militäroperationen im gesamten Gazastreifen wieder auf.
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„Die Welt muss sicherstellen, dass die nächsten Schritte dieses Abkommens zum Wiederaufbau des Gazastreifens ohne israelische Besatzung oder westliche Kolonialherrschaft führen und dass ein klarer Weg zur Beendigung der umfassenden Besatzung und Unterdrückung des palästinensischen Volkes geschaffen wird, damit ein gerechter, dauerhafter Frieden erreicht werden kann“, teilte nun Nihad Awad, nationaler Exekutivdirektor des Council on American–Islamic Relations, in einer Erklärung vom 9. Oktober mit.
Internationale Einsatztruppe will helfen
Die Leichen der verstorbenen Geiseln in Gaza zu finden und zu identifizieren, wird in den kommenden Tagen eine große Herausforderung sein. Der Friedensplan sieht vor, dass „alle Geiseln, lebend und verstorben“, innerhalb von 72 Stunden nach der öffentlichen Annahme des Abkommens durch Israel zurückgegeben werden.
Israelischen Medien zufolge wurde von Israel, den USA, Ägypten, Katar und der Türkei eine gemeinsame Einsatztruppe gebildet, die schweres Gerät bereitstellen wird, falls es notwendig sein sollte, Ausgrabungen durchzuführen oder Gebäude abzureißen, um an die Leichen zu gelangen.
Daniel Flesch, ein leitender Politikanalyst für den Nahen Osten und Nordafrika bei der „Heritage Foundation“, sagte, seine erste Reaktion sei „Freude und Erleichterung“ über die Möglichkeit gewesen, die Geiseln aus Gaza freizulassen. Obwohl der langfristige Friedensprozess viele Fallstricke bereithalten könnte, werde Israel mehr Entscheidungsspielraum haben, wenn die Hamas ihre Bürger nicht länger als Geiseln halte:
„Sobald die Geiseln wieder zu Hause sind, wird der Druck auf die Regierung und das Land selbst enorm gemindert.“
Antisemitismusforscherin: „Der Teufel steckt immer im Detail“
Dalia Ziada ist eine ägyptische Wissenschaftlerin, die am Institut für das Studium von globalem Antisemitismus und Politik („Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy“) forscht und als Senior Fellow am „Jerusalem Center for Security and Foreign Affairs“ arbeitet. Sie bezeichnete die kommende Phase als „fragil“ und verwies auf die große Unsicherheit darüber, wie Trumps Friedensplan umgesetzt werden soll.
„Auf dem Papier ist es ein großartiger Plan. Er ist sehr umfassend“, sagte sie gegenüber The Epoch Times. „Ich weiß, er ist sehr kurz, aber er deckt alles ab. Ich hoffe, dass er so umgesetzt werden kann, wie er geschrieben steht. Aber wie Sie wissen, steckt der Teufel immer im Detail.“
Ilan Berman, der Vizepräsident des Amerikanischen Rats für Außenpolitik („American Foreign Policy Council“), stimmte dem zu. Der Erfolg des Abkommens hänge von „anhaltender internationaler Unterstützung und Investitionen, der Schaffung eines Rahmens für eine echte Reform der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Sicherstellung ab, dass der Iran diese Pläne nicht durchkreuzen kann“, erklärte er in einer E-Mail an The Epoch Times.
„Nichts davon ist sicher.“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Trump Achieved Historic Peace Deal in Middle East“.
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