Zwischen Tradition und Influenzerinnen: Die Dirndl-Trends 2025

Am Wochenende startet die Wiesn. Dringend Zeit, sich Gedanken ums Outfit zu machen. Das größte Bierfest der Welt dauert vom 20. September bis zum 5. Oktober 2025.
Titelbild
Noch wird aufgebaut: Dekorationen in einem Festzelt (Ochsenbraterei), während der Vorbereitungen für das Oktoberfest 2025 auf der Theresienwiese in München.Foto: Michaela Stache/AFP via Getty Images
Epoch Times19. September 2025

Wenn es in München am Wochenende wieder heißt „O’zapft is“, werden nicht nur in der Landeshauptstadt die Dirndl und die Lederhosen aus dem Schrank geholt. Nach der wichtigsten Frage „Geht’s noch zu?“ – stellt sich die zweite: „Zieht man das so noch an?“

„Man kann sehr viel unterschiedliche Trachten-Mode wahrnehmen“, sagt Rainer Wenrich, Kunst- und Modeexperte von der Katholischen Universität Eichstätt.

Hochwertige Stoffe, reine Farben

„Ich bin mir noch nicht sicher, ob es als Trend auszumachen ist, aber meinen Beobachtungen zufolge können wir bei den Dirndln die Verwendung von hochwertigen Materialien wahrnehmen, saubere Verarbeitung, klare, präzise Schnitte, reine Farben, nicht grell, kaum Dekoelemente, wenn dann auch hochwertig im Schmuck, Länge bis zum Knie und darüber hinaus. Hinzu kommen Naturstoffe, Samt und auch Kord kann man sehen. Ein paar Mary Janes dazu gehen auch.“

Damit meint er die Ballerina-ähnlichen Schuhe mit Riemen über dem Fußrücken. Marihuana, das ja auch gerne Mary Jane genannt wird, ist auf dem Oktoberfest weiterhin verboten.

Fast Fashion war gestern, aus Sicht eines Modeexperten werden die Dirndl wieder hochwertiger.

Fast Fashion war gestern, aus Sicht eines Modeexperten werden die Dirndl wieder hochwertiger. Foto: Felix Hörhager/dpa

Was bei den verschiedenen Vor-Wiesn-Partys auf den roten Teppichen Münchens auch auffiel: Puffärmel sind sehr verbreitet dieses Jahr – nicht nur an der Bluse, sondern neuerdings auch an den Dirndln selbst.

Wenrich sieht „insgesamt eine Wendung zum Hochwertigen und Dauerhaften“ – und „genau das Gegenteil der Fast Fashion aus den vergangenen Jahren“.

Die einen mögen es traditionell, die anderen suchen ein It-Piece.

Die einen mögen es traditionell, die anderen suchen ein Extra – mit Cowboyhut. Foto: Felix Hörhager/dpa

Dirnd aus Uganda

Dazu passt, dass es in diesem Jahr auf der Wiesn – wenn auch sehr vereinzelt – handgearbeitete Dirndl aus Uganda zu sehen geben wird. Annette Weidner hat sie für ihr Label „Isarhippie“ nach Deutschland geholt. Bayerisches Design, traditionelle, afrikanische Stoffe.

„In Uganda spielt auch die Tradition eine wichtige Rolle und das passt sehr gut zu Bayern, und deswegen haben wir gedacht, das könnte man gut kombinieren“, sagt sie. „Spitzendirndl waren in Mode, dann hatten wir die mit Samt-Oberteil und warum jetzt nicht mal welche mit Stoffen aus Afrika?“

Design aus Bayern, Stoffe aus Uganda.

Design aus Bayern, Stoffe aus Uganda. Foto: Felix Hörhager/dpa

Für die Designerin Angelika Zwerenz, die ihr Label „Dirndlpunk“ genannt hat, ist das Dirndl heute in Zeiten von Influencerinnen, die auf dem Oktoberfest um sozial-mediale Aufmerksamkeit buhlen, zum „It-Piece“ geworden, wie sie sagt.

„Früher war ein Dirndl eher der Brave-Mädchen-Look. Heute ist die Dirndlträgerin selbstbewusst und stolz, und sie inszeniert sich selbst. Das spiegelt die generelle gesellschaftliche Veränderung wider: Mode ist Content geworden, nicht nur Kleidung.“

Cowboyhut als Bonus

Für Männer wie Frauen sieht sie übrigens den Cowboyhut als Zusatz-It-Piece in diesem Jahr, was aber womöglich auch daran liegt, dass ihre aktuelle Kollektion diese im Programm hat.

Modeexperte Wenrich sieht eher den klassischen Hut auf dem Kopf des Wiesn-Gängers: „Die Männer, ob jung oder mittleren Alters tragen mit der Tracht auch wieder Trachten-Hut, ob aus Merinowolle oder Hasenfell“, sagt er.

Dazu natürlich: „Lederhose“ – und die „auch vegan, aber in jedem Fall stilvoll, gediegen, aber nicht spießig, gerne auch vintage – und sehr wichtig – in der richtigen Größe – mit guter Bewegungsfreiheit. Ein paar schöne Sneaker, frisch in weiß, Loafer aus Veloursleder, ansonsten natürlich sehr gute Haferlschuhe“ – die traditionellen Trachtenschuhe.

Während des Oktoberfestes 2024 (Symbolbild). Foto: Johannes Simon/Getty Images

Für Zwerenz gehen Haferlschuhe dagegen gar nicht mehr: „Statt Haferlschuhen trägt man stylische Sneaker- dies ist ein Fashion-Statement.“

Ihre No-Gos beim Dirndl: „Das kurze Minidirndl ist out, 2025 ist knieumspielt oder in Wadenlänge. Unstimmige Accessoires sind out“ – damit meint sie Kopf- und Halsschmuck oder Schuhe, die farblich nicht passen.

So weit, No-Gos auszusprechen, würde Wenrich nicht gehen: „Es geht noch viel, und niemand soll sich in der Wahl seiner Kleidung einer Trachten-Mode-Diktatur unterworfen fühlen. Das Leben ist schon schwer genug und was wir auf der Welt derzeit an Unruhen, Einschränkungen und Unterdrückung erleben, wollen wir nicht auch noch in der Wahl unserer Kleidung erfahren.“ (dpa/red)



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