26-Jähriger gesteht Führerscheinbetrug in 112 Fällen – erster Käufer starb durch Motorradunfall

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadt Kassel soll Führerscheine verkauft haben, obwohl die Käufer keine Prüfung abgelegt hatten. Zum Prozessbeginn räumte der 26-Jährige alle Vorwürfe ein.
Bürgerinnen und Bürger müssen künftig damit rechnen, ihre Fahrerlaubnis unionsweit zu verlieren.
Führerschein. Symbolbild.Foto: Arne Dedert/dpa/dpa-tmn
Epoch Times20. August 2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Fahrerlaubnisstelle der Stadt Kassel soll als Mitglied einer Bande Führerscheine verkauft haben, obwohl die Käufer keine Prüfung abgelegt hatten.

Der 26-Jährige muss sich heute vor dem Landgericht Kassel wegen des Verdachts der besonders schweren Bestechlichkeit und der Falschbeurkundung im Amt in 112 Fällen verantworten. Der Angeklagte legte zu Beginn des Verfahrens ein Geständnis ab.

Er räumte ein, als Mitglied einer vierköpfigen Bande im Zeitraum von Februar 2018 bis Juni 2019 mindestens 112 Personen einen Führerschein unrechtmäßig ausgestellt zu haben. Er sei durch eine Art Freundschaftsleistung in die Sache hineingeraten. „Dann hat sich eine Art Abwärtsspirale entwickelt, wo ich dann irgendwann das Gefühl hatte, dass ich nicht mehr rauskam“, erklärte er.

Ein Bekannter habe ihn angesprochen, dass er als Mitarbeiter der Fahrerlaubnisstelle ja Führerscheine ausstellen könne. „Solche Sprüche hört man häufiger, wenn man bei einer Behörde arbeitet“, sagte der 26-Jährige. Der Bekannte habe sich aber später mit ihm treffen wollen, um das Ganze ernsthaft zu besprechen.

Erst als Freundschaftsdienst ausgestellt – es folgte der Tod

Eben jener Bekannte, der ebenfalls Mitglied der späteren Bande gewesen sein soll, habe dann den ersten Führerschein als Freundschaftsdienst erhalten.

Über einen Pkw-Führerschein verfügte der Mann bereits. Der Angeklagte stellte ihm einen Motorradführerschein sowie später einen Anhängerführerschein aus. Bei einem Motorradunfall im Mai 2019 kam der Bekannte des Angeklagten ums Leben.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen vor, er habe sein illegales Geschäftsmodell gewinnbringend organisieren wollen. Dazu habe er weitere Personen integriert, die eine Art Vertriebsnetz aufgebaut, zahlungswillige Abnehmer akquiriert und zum Ausstellen des Führerscheins erforderliche Unterlagen der Kunden weitergeleitet hätten.

Dazu sollen sie sich mit Wissen des Angeklagten teilweise wiederum Untervermittlern bedient haben.

Angeklagter soll rund 56.000 Euro eingenommen haben

Pro Führerschein soll die Bande zwischen 500 und 5.000 Euro eingenommen haben. Die Einnahmen seien untereinander aufgeteilt worden. Der Angeklagte soll durch den Betrug 56.500 Euro erlangt haben. Ein Urteil gegen ihn könnte laut Gericht bereits heute verkündet werden.

Ein weiteres mutmaßliches Bandenmitglied steht derzeit wegen besonders schwerer Bestechung in 47 Fällen und Anstiftung zur Falschbeurkundung in 44 Fällen in einem gesonderten Verfahren vor dem Landgericht Kassel. Der 35-Jährige wird verdächtigt, einen Teil der Vertriebsorganisation aktiv betrieben zu haben. Ein weiterer Beschuldigter wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits verurteilt. (dpa/red)



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