AfD-Kongress beendet: Jugendorganisation „Generation Deutschland“ gegründet
In Kürze:
- Der Gründungskonvent der AfD-Jugendorganisation ist beendet.
- Jean-Pascal Hohm ist der neue Vorsitzende von „Generation Deutschland“.
- Ein AfD-Bundestagsabgeordneter wurde zusammengeschlagen, was gab weitere Verletzte.
- Kanzler und Innenminister kritisieren die Gewalt der Demonstranten.
- Polizei sichert den Hauptbahnhof und Umgebung in Gießen gegen Blockadeversuche von Demonstranten.
- Tausende Demonstranten waren auf den Straßen unterwegs, darunter auch die Antifa.
Die neue AfD-Jugendorganisation „Generation Deutschland“ hat ihren Gründungskonvent in Gießen nach nur einem Tag und damit früher als ursprünglich geplant abgeschlossen.
Die Mitglieder kamen in der Tagesordnung zügig voran, wodurch die Veranstaltung am Abend beendet wurde. Ursprünglich war ein zweitägiges Treffen mit Abschluss am 30. November geplant. Das Treffen wurde von einem größeren Polizeieinsatz und umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen begleitet.
In seinem Schlusswort sagte Hohm, die Jugendorganisation dürfe „kein Elitenprojekt des Parteivorstands“ werden, sondern „ein Projekt von der Jugend für die Jugend“.
Polizei: Rund 25.000 Demonstranten
An den Protesten gegen die Gründung haben sich nach Angaben der Polizei rund 25.000 Menschen beteiligt. Mehrere tausend Polizisten aus Hessen sowie 14 weiteren Bundesländern und der Bundespolizei sind im Einsatz. Die Polizei setzt Hubschrauber, Drohnen, Wasserwerfer und eine Pferdestaffel ein.
Einige Beamte seien bei Einsätzen rund um die Veranstaltung leicht verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher am Samstagnachmittag. Genaue Zahlen konnten wegen des noch laufenden Einsatzes nicht genannt werden.
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) hatte zuvor von zehn leicht verletzten Polizisten gesprochen.
Zum Vorsitzenden wurde Jean-Pascal Hohm gewählt
Bei dem Gründungskongress verabschiedeten mehr als 800 Teilnehmer ein entsprechendes Jugendstatut mit Regeln zur Rolle und Arbeit der neuen Organisation, die eng an die AfD angebunden sein soll.

Jean-Pascal Hohm, AfD-Landtagsabgeordneter aus Brandenburg, am 29. November 2025. Er wird die Jugendorganisation leiten. Foto: Kirill Kudryavtsev/AFP via Getty Images
Für die neue Jugendorganisation soll eine Altersgrenze von 35 Jahren gelten. Anders als bei der früheren Jungen Alternative muss jedes Mitglied der neuen Jugendorganisation auch der AfD angehören und ist damit disziplinarisch der Mutterpartei unterworfen.
Eine Debatte gab es über den Namen für die Jugendorganisation. Ein Teil der künftigen Mitglieder wollte den Namen der ehemaligen Nachwuchsorganisation Junge Alternative auch für die neue Gruppierung übernehmen.
Der Antrag wurde unter anderem damit begründet, dass dieser Name bekannt sei und entsprechende Domain-Rechte für Online-Seiten und Social-Media-Konten bereits vorliegen. Einem entsprechenden Antrag stimmten rund ein Drittel der Mitglieder zu.
Zum Chef der Organisation wurde der Brandenburger Landtagsabgeordnete Jean-Pascal Hohm gewählt.
Optimismus und Zuversicht
Hohm bekam bei der Abstimmung 90,4 Prozent der Stimmen – und großen Applaus nach der Wahl. Gegenkandidaten gab es nicht. Der 28-Jährige aus Cottbus sagte, er werde in der Partei „mit allen Flügeln zusammenarbeiten“ und sich „nicht in Machtkämpfen instrumentalisieren lassen“.
Er wolle dabei „entschlossen gegen alle Spaltungstendenzen“ vorgehen – „egal ob von innen oder außen“. Mit seiner politischen Arbeit wolle er dafür sorgen, „dass unser Volk trotz aller berechtigten Sorge nicht verloren“ ist. „Wir wollen und werden auch die Jugendbewegung des Optimismus und der Zuversicht sein.“
Eine bessere Wirtschafts-, Migrations- und Familienpolitik sei möglich. Man werde entschlossen streiten, für eine „echte Migrationswende, die dafür sorgt, dass Deutschland das Land und die Heimat der Deutschen bleibt“. Hohm sagte, man wolle eng mit dem politischen Vorfeld zusammenarbeiten.
Demonstranten versuchten, zum Kongress durchzubrechen
Es gab viele Proteste gegen die Veranstaltung und ihre Teilnehmer. Eine Gruppe 30 bis 40 Demonstranten hat beispielsweise im Laufe des Tages versucht, zum Veranstaltungsort in den Messehallen der mittelhessischen Stadt durchzubrechen. Die Polizei drängte die Personen unter anderem mit einem Wasserwerfer zurück.

Die Polizei setzt Wasserwerfer ein. Foto: Sascha Schuermann/afp/Getty Images
AfD-Bundestagsabgeordneter zusammengeschlagen – Täter festgenommen
Die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla kritisierten die Blockaden und die Gewalt rund um den Kongress. Im Land laufe einiges schief, sagte Chrupalla zum Auftakt des Kongresses in Gießen. Dass es nicht möglich sei, gewaltfrei zu einer Veranstaltung zu kommen, werde man parlamentarisch auswerten, kündigte er an.
Weidel sagte, vor dieser Gewaltbereitschaft müsse man sich regelrecht fürchte. „Das ist etwas, was zutiefst undemokratisch.“ Zu den AfD-Gegnern sagt sie: „Rüstet also ab und lasst die Andersdenkenden stehen!“ Ort der politischen Auseinandersetzung seien die Parlamente. Mit den Polizeibeamten müsse „mit Herz und Respekt“ umgegangen werden.
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Nach Weidels Angaben wurde am Rande der Proteste der AfD-Bundestagsabgeordnete Julian Schmidt „zusammengeschlagen“. Der Bundestagsabgeordnete selbst bestätigte einen Angriff. Er sei nach dem Abstellen des Autos in der Nähe der Halle von rund 20 Leuten angegriffen worden.
Die „Junge Freiheit“ postete bei X ein Video, das den Vorfall zeigen soll. Dieses sei authentisch, sagte Schmidt dpa. Blaue und rote Flecken auf Nase und Jochbein seien Folgen des Angriffs. Er sprach von einer neuen Qualität der Konfrontation. Das sei das Resultat, wenn man bewusst aus dem demokratischen Spektrum herausgedrängt werde.

Polizei verhaftet einen Demonstranten in Gießen. Foto: Sascha Schuermann/afp/Getty Images
Die Polizei erklärte, ein AfD-Bundestagsabgeordneter sei in Heuchelheim, einer Nachbargemeinde von Gießen, verletzt und der mutmaßliche Täter festgenommen worden. Die Ermittlungen liefen. Weitere Details oder den Namen des Betroffenen nannte die Polizei nicht.
Weidel: „Ihr seid die nächste Generation“
Die neue Nachwuchsorganisation der AfD soll nach dem Willen der Parteiführung konstruktiv mit der Gesamtpartei zusammenarbeiten.
„Wir erwarten von der neuen Jugendorganisation, dass sie sich in den Dienst der Partei stellt“, sagte Co-AfD-Chef Tino Chrupalla. Die Organisation müsse zu einer „echten Parteijugend“ werden.
AfD-Co-Chefin Alice Weidel sagte, die Parteijugend müsse sich als „Kaderschmiede“ für die Partei verstehen. „Ihr seid die nächste Generation nach mir, nach Tino Chrupalla, nach den Alten hier, die unser Land führt.“
Kanzler und Innenminister kritisieren Gewalt der Demonstranten
Bundeskanzler Friedrich Merz kritisierte die Auseinandersetzungen scharf. „Sie werden heute Abend Fernsehbilder aus der Stadt Gießen sehen, die alles andere als erfreulich sind, eine Auseinandersetzung zwischen ganz links und ganz rechts“, sagte Merz beim Landesparteitag der sachsen-anhaltischen CDU in Magdeburg.
„Ich möchte, dass wir in der politischen Mitte unseres Landes zeigen, dass wir Probleme lösen können“, so Merz.
⚠️🇩🇪 EMERGENCY: ANTIFA CIVIL WAR‼️
Today, Antifa is tearing apart the entire city of Giessen in Germany to protest against the formation of an AfD youth group. 57,000 protesters are expected to show up under the motto “GIESSEN MUST BURN”.
Up to 6,000 police officers are being… pic.twitter.com/YlpZ17JfhC— Naomi Seibt (@SeibtNaomi) November 29, 2025
Auch Bundesinnenminister Alexander Dobrindt äußerte sich zur Gewaltbereitschaft eines Teils der Demonstranten. „Demonstrieren ist ein Grundrecht, deswegen muss man das ermöglichen. Sich versammeln ist auch ein Grundrecht, das muss man auch ermöglichen“, sagte der CSU-Politiker.
„Größten Respekt vor den Polizisten, wenn ich jetzt schon wieder sehe, wie Vermummte, wie Chaoten, wie Leute mit Bengalos, mit Fackeln, gewaltbereit auf die Polizei zugehen“, so Dobrindt. „Es gibt kein Grundrecht, das es rechtfertigt, dass man gewaltsam gegen unsere Sicherheitskräfte vorgeht.“
16 Blockaden
Alle wichtigen Zufahrtswege zum Veranstaltungsort, der Gießener Messe, seien blockiert worden, sagte das Protestbündnis Widersetzen in seinem Live-Ticker.
Infolge der Blockaden verzögerte sich der Beginn des Kongresses. Zur eigentlich als Beginn vorgesehenen Zeit der Veranstaltung um 10 Uhr war der für rund 1.000 Gäste vorgesehene Saal in der Messe nur zu gut einem Viertel gefüllt.

Straßenblockade. Foto: Lando Hass/dpa
„16 Blockaden schneiden der AfD auf dem Weg zur Neugründung ihrer Jugendorganisation den Weg ab“, hieß es. Das Protestbündnis sprach von mehr als 15.000 Aktivisten auf der Straße und weiteren zehntausend, die sich auf dem Weg befinden.

Blockaden durch Demonstranten. Foto: Sascha Schuermann/afp/Getty Images
Weidel, Chrupalla und Höcke angekommen
Mit ungefähr einer Stunde Verzögerung kamen die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla beim Gründungskongress der neuen AfD-Jugendorganisation in Gießen an. Angereist war auch Thüringens Parteichef Björn Höcke.
Wie zahlreiche Teilnehmer der Versammlung waren auch Weidel und Chrupalla – trotz Begleitschutz – wegen blockierter Straßen lange nicht zur Messe in Gießen durchgekommen.
Auch der designierte Chef der neuen Jugendorganisation, Jean-Pascal Hohm, steckte um 11 Uhr weiterhin im Auto fest, wie er bestätigte.
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Polizei räumte Blockade
Die Polizei räumte unter anderem eine Blockade von 2.000 Personen auf der Bundesstraße 49 und setzte nach eigener Aussage auch Wasserwerfer ein, „nachdem die Gruppe auf die mündliche Aufforderung, die Straße freizumachen, nicht reagiert hat“.
Zudem sei es auf der Konrad-Adenauer-Brücke in der Stadt zu Flaschenwürfen auf die Einsatzkräfte gekommen. Im benachbarten Lahnau-Atzbach hätten Personen aus einer Straßenblockade heraus Fahrzeuge angehalten und beschädigt, berichtete die Polizei.
Ein Zwischenstand zum heutigen Polizeieinsatz in #Gießen von unserem Sprecher der Einsatzleitung.#2911Gi pic.twitter.com/99XoDnjRcu
— Polizei Mittelhessen (@Polizei_MH) November 29, 2025

Polizisten stehen bereit, während Demonstranten versuchen, den Zugang am Hauptbahnhof von Gießen zu blockieren. Foto: Hesham Elsherif/Getty Images
Verletzungen an Händen und Beinen
Zehn Leichtverletzte suchten im Laufe des Tages das Uniklinikum in der mittelhessischen Stadt auf. Sie seien eigenständig zu Fuß gekommen, „unfallchirurgisch versorgt worden“ und wieder gegangen, sagte ein Kliniksprecher. Es seien etwa Verletzungen an Händen und Beinen gewesen. Weitere Details könne er nicht nennen.
Ob die Verletzten Teilnehmer des AfD-Jugendkongresses oder Protestteilnehmer waren, wurde nicht mitgeteilt.
„Es sind auch zwei Schulen zur Erstversorgung eingerichtet worden“, sagte der Sprecher. Dafür ist der Landkreis Gießen zuständig. Im Uniklinikum läuft laut dem Sprecher der normale Betrieb auch mit Notfallfällen weiter, Rettungswege würden von der Polizei freigehalten.
Zuvor hatte die Polizei auf Verkehrsbehinderungen auf den Straßen in Gießen und Umgebung durch die Anreise hingewiesen. Für die erwartete große Zahl von Reisebussen wurden ausreichend Busparkplätze in der Ringallee bereitgestellt.

Am frühen Morgen in der Nähe der Messehalle. Foto: Hesham Elsherif/Getty Images
Proteste und Kundgebungen im Tagesverlauf
Im Tagesverlauf sollten in Gießen rund 50.000 Menschen an etwa 30 angemeldeten Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen teilnehmen.
Zu den Veranstaltern zählen unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Partei Die Linke, Attac, die Jusos sowie Omas gegen Rechts. Das Bündnis „Widersetzen“ hatte bereits seit Wochen angekündigt, Zufahrtswege zum Gründungstreffen blockieren zu wollen.
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) äußerte sich besorgt über mögliche Gewaltaufrufe und wies darauf hin, dass Blockaden nicht rechtmäßig seien. Er rechnete mit einer „herausfordernden Großlage“ in Gießen.

Demonstranten versammeln sich in der Nähe der Messehalle. Foto: Florian Wiegand/Getty Images
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(Mit Material von Agenturen)
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