Bilanz der Zinspolitik: Teuerster Verlust für Bundesbank seit 1979

Im Jahr 2023 schrammte die Bundesbank geradeso an einem Verlust vorbei. Belastungen der Zinswende zehrten die Rückstellungen fast auf. 2024 machte das Geldinstitut 19,2 Milliarden Euro Minus. Weitere Verlustjahre sind wahrscheinlich.
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Die Zentrale der Deutsche Bundesbank in Frankfurt am Main.Foto: Victor Golmer/iStock
Epoch Times25. Februar 2025

Erster Verlust seit 1979 und gleich der höchste in der Geschichte der Bundesbank: Rund 19,2 Milliarden Euro Minus stehen in der Bilanz der Deutschen Bundesbank für das vergangene Jahr. Der Geldsegen für den Bundeshaushalt fällt damit erneut aus – wie schon in den vier Jahren zuvor.

Für die nächsten Jahre sind rote Zahlen ebenfalls wahrscheinlich, auch wenn nach Einschätzung der Bundesbank die Verluste geringer ausfallen dürften. „Der Höhepunkt der jährlichen Belastungen dürfte überschritten sein“, sagte Joachim Nagel, Präsident der Bundesbank, bei der Vorstellung des Jahresabschlusses in Frankfurt.

Nagel hatte bereits bei der Bilanzvorlage vor einem Jahr auf magere Jahre eingestimmt:

Wir erwarten, längere Zeit keine Gewinne ausschütten zu können.“

Verluste will die Bundesbank in den nächsten Jahren mit künftigen Gewinnen ausgleichen.

Belastungen aus Zinswende zehren Puffer auf

Im Geschäftsjahr 2023 war die Bundesbank geradeso an einem Verlust vorbeigeschrammt – allerdings nur deshalb, weil sie auf milliardenschwere Rückstellungen zurückgreifen konnte.

Die Belastungen der Zinswende zehrten die Puffer fast auf. Für 2024 verblieben der Bundesbank daher nur 0,7 Milliarden Euro an Rücklagen, um Einbußen abzufedern. Das Zinsergebnis verbesserte sich zwar leicht, lag aber mit rund 13,1 (Vorjahr: 13,9) Milliarden Euro weiterhin deutlich im Minus.

Beginnend im Sommer 2022 hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im Euroraum rasant erhöht, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Inzwischen ist die Teuerungsrate von Rekordständen weit entfernt, daher hat die EZB die Leitzinsen im Euroraum wieder gesenkt.

Höhere Zinsen an den Finanzmärkten führten zu steigenden Zinsausgaben aufseiten der Notenbanken, mit denen die Zinseinnahmen nicht Schritt hielten.

Zugleich werfen viele langlaufende Wertpapiere wie Staats- und Unternehmensanleihen, die die Euro-Notenbanken jahrelang im Rahmen der gemeinsamen Geldpolitik in großem Umfang kauften, vergleichsweise niedrige Zinsen ab.

EZB mit Rekordverlust – keine Gewinnausschüttung an Bundesbank

Die EZB selbst vermeldete für 2024 das zweite Verlustjahr in Folge und das höchste Minus in ihrer mehr als 25-jährigen Geschichte: gut 7,9 Milliarden Euro. Die übliche Gewinnausschüttung der EZB – unter anderem an die Bundesbank – fiel somit erneut aus.

Sabine Mauderer, Vizepräsidentin der Bundesbank, betonte die Solidität der Bilanz der Bundesbank:

Die Bundesbank kann sowohl die aktuellen als auch die zu erwartenden finanziellen Belastungen tragen.“

So seien zum Beispiel die Goldreserven der Bundesbank wegen des gestiegenen Preises für das Edelmetall deutlich wertvoller geworden. Die gesamten Reserven der Bundesbank an Gold und Fremdwährungen werden zum Ende vergangenen Jahres mit gut 267 Milliarden Euro bewertet – nach gut 197 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

Hauptziel von Notenbanken ist es nicht, Gewinne zu erzielen. Die EZB und mit ihr die nationalen Zentralbanken im Eurosystem sollen vor allem für stabile Preise und somit eine stabile Währung im Währungsraum der 20 Staaten sorgen.

Erreicht sehen die Währungshüter dieses Ziel, wenn die Inflation im Euroraum mittelfristig bei 2,0 Prozent liegt.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte sich jüngst zuversichtlich geäußert, dass die Zwei-Prozent-Marke bei der Teuerungsrate im laufenden Jahr erreicht werden wird. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, sie können sich für einen Euro dann weniger leisten.

Auch Bundesbank-Präsident Nagel ist zuversichtlich, was die weitere Entwicklung der Inflation angeht: „Mit einer nachhaltigen Rückkehr zur Zwei-Prozent-Marke rechnen wir in Deutschland 2026.“

Keine Überweisung aus Frankfurt für den Bundesfinanzminister

Über Jahre hatte das Bundesfinanzministerium im Bundeshaushalt traditionell einen Bundesbankgewinn in Höhe von 2,5 Milliarden Euro eingeplant.

Noch 2019 durfte sich der damalige Ressortchef Olaf Scholz (SPD) über den höchsten Bundesbankgewinn seit der Finanzkrise freuen: 5,85 Milliarden Euro.

Den letzten Bilanzverlust gab es vor 45 Jahren: 1979 wies die Bundesbank umgerechnet gut 2,9 Milliarden Euro Minus aus. (dpa/red)



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