Bundeswehr: Funksystem mit digitaler Umrüstung „nicht kriegstauglich“

Im Mai brach die Bundeswehr einen Test bei der Digitalisierung ihrer Funkgeräte ab. Das Problem scheint größer zu sein als gedacht – man müsse eine „temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft hinnehmen“. Kurz: Die Technik ist nicht kriegstauglich. Was war geschehen?
Titelbild
Ein gepanzerter Mannschaftstransporter vom Typ Fuchs der Bundeswehr während der Militärübung Baltic Trust 25 (BATT25) zum Schutz vor Drohnen auf dem Truppenübungsplatz Selonia (Selija) in der Nähe von Viesite am 27. August 2025. Mit der Umstellung auf neue Funktechnik hat die Bundeswehr noch etwas Schwierigkeiten.Foto: Gints Ivuskans/AFP via Getty Images
Epoch Times25. Oktober 2025

Die Probleme der Bundeswehr bei der Digitalisierung der Funkkommunikation sind wohl gravierender als bisher bekannt.

Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf rund ein Dutzend bislang unter Verschluss gehaltene Akten aus Ministerium und Truppe zu diesem zentralen Rüstungsprojekt des Verteidigungsministeriums. Demnach wird die Serienintegration der Funkgeräte trotz eines abgebrochenen Feldtests im Mai derzeit zwar fortgeführt, führt allerdings zu einer Einschränkung der Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte.

Mit der nun vorgesehenen Mischlösung aus „vorübergehend gleichermaßen digitalisierten wie noch analogen“ Geräten bleibe man zwar „militärisch handlungsfähig“, heißt es, müsse allerdings eine „temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft hinnehmen“.

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Kommt eine Verschiebung der digitalen Umrüstung?

Das gelte insbesondere für die in der NATO aktuell als schnelle Eingreiftruppe („Forward Land Force“ FLF) gemeldete Panzerbrigade 37. Außerdem wird das Gesamtsystem den Recherchen der Zeitung zufolge auch nach einem weiteren, für November anberaumten Test nur „für Ausbildung und Übung“ einsetzbar sein, ist aber nicht gefechtstauglich.

Im Raum steht auch die Verschiebung der digitalen Umrüstung: „In Quartal 4/2025 wird eine Entscheidung über die Forstsetzung Serienintegration in 2026 getroffen“, heißt es in den Unterlagen.

Laut der als Verschlusssache gezeichneten Papiere gab es, wie es in dem Bericht weiter heißt, bereits vor einem gescheiterten Test im Mai dieses Jahres Warnungen, dass die von einer Arbeitsgemeinschaft von Herstellern gelieferte Software weniger könne als verlangt. Bereits vor Beginn der Prüfungen wurde eigens ein Softwarepatch aufgespielt, das die Mängel aber nicht behob.

Testabbruch, System „nicht kriegstauglich“

Nach dem Testabbruch wurden die ersten Einschätzungen des Amtes für Heeresentwicklung in einem Teilergebnisbericht festgehalten. Das zentrale Stichwort zu den digitalen Funkgeräten darin lautet: „nicht kriegstauglich“.

Das Scheitern des Tests auf dem Truppenübungsplatz Munster sei „als kritisch zu werten“, einige der Mängel seien so gravierend, „dass sich aus hiesiger Sicht eine Nutzung durch die Truppe derzeit verbietet“.

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In weiteren Dokumenten heißt es der „Welt am Sonntag“ zufolge, das Aufspielen von Kryptoschlüsseln sei zu umständlich, der Vorlauf für das Frequenzmanagement dauere 40 Tage – im Ernstfall nötig ist ein Tag. Das ganze System sei „anfällig für menschliche Fehler“.

Bei den Tests im Mai hatte es zwei Stunden gedauert, bis die Nutzer die Geräte bedienen konnten – und das unter Laborbedingungen, mit einer ganzen Kohorte von IT-Fachleuten und der Behelfslösung von VW-Transportern in Tarnfarben – genannt „Widder“ – als Technikträger. Einen VW-Bulli in einem Gefechtsverband unter Feuer mitfahren zu lassen, ist im Ernstfall nicht tauglich.

Das Fazit des Ergebnisberichts: „In seinem derzeitigen Zustand ist das Funkgerät noch nicht für den Einsatz in der Truppe geeignet.“ Die Mängel stünden „im Gegensatz zu den taktischen Notwendigkeiten im Krieg“. (dts/red)



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