Das Problem hinter dem „Boomer-Soli“: Knapp fünf Millionen Menschen verdienen unter 2.750 Euro

Reicht das eigene Einkommen für eine gute Rente – und wie viel verdient man als Beschäftigter im Vergleich? Zahlen der Bundesregierung zeigen die Tendenzen. Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK fordert zugunsten der Renten höhere Erbschaftssteuern oder Vermögensabgaben.
Einkommen im unteren Bereich gehören für Millionen von Menschen zum Alltag. (Symbolbild)
Einkommen im unteren Bereich gehören für Millionen von Menschen zum Alltag (Symbolbild).Foto: Jan Woitas/dpa
Epoch Times21. Juli 2025

Die Debatte um den Vorschlag des DIW, den „Boomer-Soli“, geht weiter. Eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch zeigt das Ausmaß künftiger armer Rentner: Jede und jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte verdient in Deutschland weniger als 2.750 Euro brutto im Monat. Das waren zuletzt rund 4,6 Millionen Menschen. 40 Prozent oder 9,2 Millionen liegen unter 3.500 Euro.

Ost-West-Gefälle

Regional sind die Einkommen in Deutschland unterschiedlich verteilt. In den ostdeutschen Flächenländern verdienen rund 60 Prozent der Vollzeitbeschäftigten weniger als 3.500 Euro im Monat.

Unter den Flächenländern hat Baden-Württemberg im Verhältnis am wenigsten Menschen in dieser unteren Lohngruppe (33,6 Prozent). Im Osten sind es bei fast jeder und jedem Dritten sogar unter 2.750 Euro.

Am wenigsten Beschäftigte mit einem Lohn unter 2.750 Euro sind es in Hamburg (rund 15 Prozent) – am meisten in Mecklenburg-Vorpommern (36 Prozent). Mehr als jede und jeder Fünfte sind es in allen Ostländern sowie in Schleswig-Holstein (24 Prozent), Niedersachsen (23 Prozent), in Rheinland-Pfalz und dem Saarland (jeweils 21 Prozent). Bundesweit verdienen 20,9 Prozent weniger als 2.750 und 41,6 Prozent weniger als 3.500 Euro.

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Auf welche Renten können sich Betroffene einstellen?

Hintergrund ist laut der Linken, dass ein Monatsbruttolohn von mehr als rund 3.300 Euro – rund 20 Euro pro Stunde – nötig ist, um eine gesetzliche Rente auf dem Niveau der Armutsrisiko-Schwelle zu erhalten. Andere Formen der Altersvorsorge sind hier nicht berücksichtigt.

In Deutschland galt eine Person laut Statistischem Bundesamt zuletzt als armutsgefährdet, wenn sie mit ihrem Nettoeinkommen unter 1.378 Euro im Monat liegt. 15,5 Prozent – rund 13,1 Millionen Menschen – sind in Deutschland armutsgefährdet. Laut Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands sind Menschen im Ruhestand mit 19 Prozent überproportional betroffen.

Viele Renten unter Schwelle für Armutsrisiko

„Löhne unter 3.500 Euro sind faktisch eine Garantie für Renten auf Armutsniveau“, sagte Bartsch. Wie viele Menschen aktuell weniger aus der gesetzlichen Rentenkasse bekommen als für eine Rente oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle nötig, hatte Bartsch im Juli abgefragt. Unter 1.300 Euro Rente erhalten demnach – Stand 31. Dezember 2024 – mehr als jede und jeder Vierte mit mindestens 45 Jahren in der Rentenversicherung.

Die gesetzliche Rente macht laut dem jüngsten Alterssicherungsbericht 53 Prozent der Bruttoeinkommen der Ab-65-Jährigen aus (2023). Hinzu kommen etwa Betriebsrenten (7 Prozent), weiteres Erwerbseinkommen (13 Prozent), private Vorsorge (6 Prozent) sowie Transferleistungen und anderes (21 Prozent).

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Sozialverband für höhere Erbschaftssteuern zugunsten der Rente

In der Debatte über die Einführung eines „Renten-Solis“ gegen Altersarmut fordert die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, eine Reform der Steuerfinanzierung der Sozialkassen.

Die Regierungsparteien dürften angesichts des wachsenden Finanzierungsbedarfs der Rentenversicherung nicht länger höhere Erbschaftssteuern oder Vermögensabgaben beiseiteschieben, sagte Bentele der „Augsburger Allgemeinen“.

Den Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, bei den geburtenstarken Jahrgängen Renten und Alterseinkünfte ab einer bestimmten Höhe zur Umverteilung mit einer Solidaritäts-Abgabe zu belegen, lehnte Bentele ab.

„Statt über einen Renten-Soli zu sprechen, wäre eine gerechte Beteiligung der Superreichen an der Finanzierung des Sozialstaats das Gebot der Stunde“, sagte die Sozialverbandschefin. „Durch kluge, faire und solidarische Abgaben auf Vermögen und Erbschaften beispielsweise.“

Ausgleichsmechanismen wie die Grundrente oder Rentenpunkte für Pflegezeiten, reichten bei weitem nicht aus, um soziale Ungleichheit im Alter wirksam abzufedern. „Menschen mit niedrigen Renten haben oft auch eine geringere Lebenserwartung als Wohlhabendere“, mahnte die VdK-Präsidentin. (dpa/afp/red)



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